Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
war angenehm warm. Die Luft roch würzig nach Holz, Harz, Kiefernnadeln und allerlei Kräutern. Das Gezwitscher von Vögeln erfüllte den Wald. Summende Insekten schwirrten über die Wiese. Auf einem Nadelbaum in der Nähe entdeckte Taramis zwei Eichhörnchen, die sich abwechselnd jagten. Ein leichter Wind umfächelte sein Gesicht.
    Weil er den Frieden dieses Ortes nicht stören wollte, schnallte er sein Schwert ab und hängte es an den Ast eines Laubbaumes, der Früchte unterschiedlichster Art trug. Aus demselben Grund wies er seinen geflügelten Gefährten an: »Friss keine Tiere, hörst du? Nur Pflanzen. Hier soll kein Blut vergossen werden.«
    Allon gab ein zustimmendes Schnauben von sich und machte sich an die Erkundung der Umgebung.
    Taramis beschloss, als Erstes das Wechselding zu untersuchen – ihm fiel kein besserer Name dafür ein. Aus einem Impuls heraus befreite er Ez aus der Umhüllung und band sich diese als Gürtel um. An diesem Ort gab es nichts, dem das Feuer des Stabes schaden konnte, davon war er fest überzeugt. Er spürte, dass der Feuerstab hier zu Hause war.
    Nach einem kurzen Marsch durch den Wald erreichte er das kreisrunde Areal mit dem Wechselding. Er verharrte im Schatten eines Baumes, um es zu bestaunen. Von Weitem hatte es so klein ausgesehen, nun ragte es wohl hundert Fuß über ihm auf. Auch in seinen anderen Ausdehnungen blieb es ungefähr innerhalb dieser Grenzen. Gerade hatte es die Form eines Polyeders angenommen, der einem Stern ähnelte. Die wogenden Farbspiele sahen aus der Nähe betrachtet noch beeindruckender aus. Außerdem war die Luft von einem schwer zu deutenden Geräusch erfüllt, als bringe der Wind die Wedel einer Palme zum Knattern, nur erheblich leiser. Vorsichtig näherte sich Taramis dem schillernden Etwas.
    Nach wenigen Schritten erkannte er, was dem Wechselding seine vielen Gestalten gab. Es war ein Schwarm aus Abertausenden kleiner Vögel. Kaum größer als Hornissen schwirrten sie in der Luft, standen eine Weile still und gruppierten sich dann zu einer neuen Formation um. Ab und zu scherten einige aus dem Verbund aus und schossen davon, andere – aus dem Wald kommend oder von hoch oben – nahmen ihren Platz ein.
    Wachablösung. Das Wort war Taramis spontan in den Sinn gekommen. Er hatte das Gefühl, diese Wesen betrachteten sich als lebender Schirm für irgendetwas, das sich in dem Sternenhaus verbarg. Ja, mit einem Mal war für ihn klar, dass er nicht weiter zu suchen brauchte:
    Das Wechselding musste das Haus der Sterne sein.
    Als es zum Greifen nah war, blieb er stehen und bewunderte für eine Weile die vollendete Harmonie der kleinen Geschöpfe. Plötzlich schwirrte einer der winzigen Vögel herbei und verharrte wie eine Libelle vor seinem Gesicht in der Luft. Taramis streckte die Hand aus.
    Das Kerlchen ließ sich auf seinem Zeigefinger nieder. Es hatte ein rotes, blaues und türkisfarbenes Gefieder, das im Sonnenlicht wie Perlmutt schillerte. Sein leicht nach unten gebogener Schnabel war fast so lang wie der Körper des Tieres.
    »Bist du der Hüter des Hauses? Darf ich eintreten?«, fragte Taramis sanft.
    Der Zwerg erhob sich wie eine Hummel und setzte sich oben auf den Stab Ez, als wolle er sagen: Ich zeig dir den Weg. Komm!
    Taramis trat zwei Schritte zurück, um besser die Außenseite des Sternenhauses untersuchen zu können. Nirgendwo war eine Tür zu entdecken. Er blickte wieder zu dem gefiederten Türhüter auf. Dessen Schnabel deutete geradewegs auf die schillernde Wand. Probehalber drehte Taramis den Feuerstab langsam zwischen den Fingern. Das Vögelchen schien oben stillzustehen – es glich die Rotation mit raschem Getrippel der Füße aus. Er ließ Ez probehalber etwas schneller kreisen – und auch das Trippeln der lebendigen Kompassnadel wurde flinker. Zeigte der Winzling tatsächlich auf das Haus? Taramis wechselte die Drehrichtung.
    Der Hüter piepste empört.
    »Entschuldige, ich wollte nur sichergehen«, sagte Taramis.
    Er holte tief Luft und schritt durch die Wand.
    Ähnlich wie Carma, der Schwarm um die Kirrieinsel Malon, bildeten die Tiere eine Gasse, um ihn einzulassen. Der Durchgang war ungefähr zwanzig Fuß lang. Kaum hatte Taramis ihn passiert, schloss sich das Tor wieder.
    Im Innern wirkte das Sternenhaus überraschend massiv. Taramis stand in einer Rotunde. Den Fußboden schmückte ein Mosaik, das einen Sternenhimmel auf lapislazuliblauem Grund darstellte. Säulen trugen das hohe Dach. Dazwischen sah er das lichtdurchflutete

Weitere Kostenlose Bücher