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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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nämlich mein Freund – und ich wollte, dass du dich daran erinnerst, wenn dich in Belimáh die Verzweiflung überkommt.« Ebenso schnell, wie sie ihn an sich gezogen hatte, gab sie ihn auch wieder frei.
    Taramis blinzelte verwirrt. »Ich … äh … Ischáh, du solltest w-wissen …«
    »… dass du deine Frau über alles liebst«, unterbrach sie sein Gestammel und zog die Augenbrauen verärgert zusammen. »Meinst du denn, ich bin blind? Denkst du, ich werfe mich dem Erstbesten an den Hals?«
    »Na ja, ich bin wohl nicht …«
    »Ich habe Zoldan gewiss nicht weniger geliebt wie du deine Shúria«, fiel sie ihm zum dritten Mal ins Wort. Ihre Stimme war immer lauter geworden. Jetzt bebte sie vor aufgewühlten Gefühlen. »Ohne dich wäre ich vielleicht in Trauer versunken. Diese Reise hat mir neuen Mut gemacht. Ich konnte etwas Sinnvolles tun. Für dich, deine Frau und deinen Sohn. Also hör endlich auf, mich wie ein mannstolles Weib zu behandeln. Ich will dir doch nur helfen. «
    Aus dem Hintergrund ertönte Kichern.
    Taramis vermochte sich lebhaft vorzustellen, wie die gesamte Mannschaft, einschließlich Bohans und Jagurs, am Schwanzende des Ippos lauschte und sich in gemeinschaftlichem Grinsen übte.
    »Dann hast du … äh … es gar nicht auf mich abgesehen?«, fragte er leise.
    Sie warf den Kopf zurück und lachte. » Männer! Ist man einmal freundlich, denken sie gleich, man will ein Kind von ihnen.«
    Gelächter dröhnte aus dem Hintergrund. Sogar Allon brüllte, wenn auch eher, weil er sich erschrocken hatte. Seine Schwingen zuckten und die Tatzen scharrten vor Anspannung.
    Taramis verzog den Mund zu einem verlegenen Lächeln. Oder war es nur eine hilflose Grimasse?
    »Ich glaube, es ist Zeit, sich von uns zu verabschieden«, half ihm Ischáh auf die Sprünge. Ihre Stimme klang auf einmal sanft.
    Er nickte und drehte sich zu dem wilden Haufen um, der sich gerade wieder etwas beruhigte. Im Vorbeigehen tätschelte er dem nervösen Hengst den Hals und sagte danach mit Handschlag jedem einzelnen Gefährten Lebewohl.
    »Komm zurück«, brummte Bohan ernst. »Wir haben noch eine Verabredung in Peor.«
    »Und bring den Erkenntnisreif mit«, fügte Jagur hinzu.
    »Ich tu mein Bestes«, versprach Taramis.
    Keter klatschte in die Hände und rief: »Genug gesäuselt, Männer. Ab in die Kammer mit euch.«
    Ischáh ließ es sich nicht nehmen, Taramis abermals auf beide Wangen zu küssen und ihm Gaos Segen zu wünschen. Danach verschwand auch sie hinter der Trennwand.
    Das Schott war abgedichtet und die Luken geöffnet, als Narimoth nach unten abtauchte. Taramis und sein schwarzer Ippohengst schwebten einen Moment lang, dann breitete Allon die Schwingen aus. Ihn und seinen Herrn umgab eine schillernde Hülle aus Luft.
    Taramis hatte sich weit vorgelehnt und hielt sich an der zottigen Mähne seines Gefährten fest. Unter sich sah er, wie der Donnerkeil ein zweites abruptes Manöver schwallte, wodurch die Luken der Kiemenkapsel zuschlugen und einrasteten. Es war bewundernswert, mit welch spielerischer Leichtigkeit Ischáh ihre Geflügelte Streitaxt lenkte. Von diesem Augenblick an pumpten Narimoths Kiemen wieder frische Atemluft in die Kapsel.
    Die Schwingen des Ippos versetzten dessen Blase in eine wabbelnde Bewegung, die es im Äther vorwärtstrieb. Man hätte meinen können, das Tier fliege in der eigenen Luft. Allon befolgte die Befehle seines Herrn, ohne im Geringsten zu zaudern. Er hielt direkt auf die Aura zu.
    Taramis quälten weiterhin Zweifel am Gelingen des Unternehmens Sternenhaus. Als er in den Dunst der Grenzschicht eintauchte, stellte sich ein beklemmendes Gefühl in der Brust ein. Es war die Angst vor dem Ersticken und Erfrieren, die ihn glauben machte, die Blase des Ippos enthielte plötzlich keine Luft mehr. Er rang nach Atem.
    Dann war er hindurch.
    Es schien, als habe ihm jemand einen Schleier von den Augen weggezogen. Die Sterne funkelten so klar, wie er es bis dahin nie gesehen hatte. Vor ihm lag ein grünes Juwel.
    Auf der letzten Scherbe des verlorenen Paradieses gab er dem Äonenschläfer einen Ort ungestörter Ruhe  …
    Jetzt erst verstand Taramis, was die Worte aus dem steinernen Buch bedeuteten, und seine Befürchtungen verflogen. Hier draußen herrschte ein Friede, den er innerhalb der Aura nie erfahren hatte. Das Sternenhaus befand sich in völliger Harmonie mit dem Universum. Weder Zwietracht, Eifersucht noch Neid konnten seine Ruhe stören. Die Anmaßung von Männern wie Gaal, Og oder

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