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Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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daß kaum noch Leut’ aus Württemberg rüberkommen? Der König und die Königin sollen viel für die Bauern im Land getan haben, heißt es. Und die schlimmste Not sei vorüber.«
    Â»Wollen wir’s hoffen.« Draußen wurde es langsam dunkel. Hunderte von kleinen Stechmücken flogen durch die offenen Fenster herein und tanzten wie wild um die Öllampe, die vor den beiden Männern auf dem Tisch stand. Es würde nicht mehr lange dauern, bis Barbara zurückkam. Sie wußte, daß Leonard es nicht gerne sah, wenn sie sich nach Anbruch der Nacht noch unten am Fluß aufhielt, und manchmal hielt sie sich daran. Was sie den ganzen Tag dort trieb, war Leonard schleierhaft. Sicher, die Hitze war unten am Wasser erträglicher als hier in der Talsenke. Selbst hier im Laden war es drückend schwül, und der Wodka in ihren Bechern fast lauwarm. Aber es ging doch nicht an, daß jemand nur der Hitze wegen den lieben langen Tag faul auf der Haut lag! Auf der anderen Seite war er ganz froh, Barbara aus dem Haus zu haben. Wenn sie da war, fühlte er sich ständig von ihr beobachtet, spürte ihren stechenden Blick in seinem Rücken.
    Â»Sag einmal, ist dir in letzter Zeit etwas an meinem Weib aufgefallen?« Leonard nahm den Wodkabecher in die Hand und hielt den Atem an. Der Geruch der klaren Flüssigkeit erinnerte ihn plötzlich an bittere Medizin.
    Â»Barbara?« Ihr Name kam so schrill und falsch heraus, daß Michael sich sofort verlegen räusperte. Das Thema war ihm sichtlich unangenehm. »Wie meinst du das? Was soll mir aufgefallen sein?«
    Leonard seufzte. »Nun ja, findest du nicht, daß Barbara sich manchmal etwas seltsam benimmt?«
    Michaels Miene und seine Worte enthielten nicht dieselbeBotschaft, als er entgegnete: »So viel hab’ ich nicht mit Barbara zu tun, als daß ich was zu ihrem Benehmen sagen könnte.« Doch weil Leonard stumm blieb, setzte er hinzu: »Sie ist manchmal vielleicht ein wenig zerstreut, oder zumindest kommt sie mir so vor.«
    Leonard wurde hellhörig. »Ja, und? Weiter?«
    Michael zuckte mit den Schultern. »Na ja. Manchmal spricht sie etwas seltsam daher …, aber was versteh’ ich schon davon? Was soll das ganze Gefrage über dein Weib? Du müßtest doch selbst am besten über sie Bescheid wissen. Hast sie schließlich geheiratet!«
    Â»Jetzt bleib halt sitzen, verdammt noch mal.« Leonard zog Michael an seinem Ärmel zurück. »Ich weiß, daß du Barbara nicht leiden kannst. Und daß dir meine Heirat mit ihr nicht in den Kram gepaßt hat, weiß ich auch. Aber ich hab’ doch außer dir niemanden, mit dem ich reden könnte.« Er strich sich seine roten Haare aus dem Gesicht. »Ich versteh’ das Weib einfach nicht mehr. Am Anfang, als wir hier ankamen, war alles noch ganz normal. Aber jetzt? Manchmal denk’ ich, sie ist verrückt!«
    Michael schaute auf. Jede Boshaftigkeit, jede Gehässigkeit waren aus seiner Miene verschwunden, doch das, was Leonard jetzt darin sah, gefiel ihm auch nicht sonderlich. »Na, na. So schlimm wird es auch nicht sein, oder? Außerdem: Mit einem Kind im Bauch sind sie alle etwas seltsam, das laß dir gesagt sein. Sogar meine Karla ist dann nicht hinten wie vorne, ‘s müßt’ doch bald soweit sein bei deinem Weib, oder?«
    Leonard nickte. »Lang wird’s nicht mehr dauern mit der Niederkunft, das stimmt schon. Aber ob das alleine der Grund ist? Manchmal, da ist es so, als ob sie …«
    Eine Zeitlang noch redeten die beiden Brüder wie Katzen um den heißen Brei, dann stand Michael auf. Leonard solle sich keine Sorgen machen, Weibsbilder seien ebenWechselhaft wie Aprilwetter. Den Schweiß aus der Stirn wischend verabschiedete er sich.
    Leonard blieb mit einem schalen Geschmack im Mund zurück. Aprilwetter? Barbaras Verhalten war eher damit zu vergleichen, daß es in der Hölle schneite und es im Himmel dafür glühende Funken schlug. Wie so oft erschien vor seinem inneren Auge Eleonores Gesicht, ihre warmen, braunen Augen und ihr jungfräulich wirkender Mund, dessen Oberlippe so oft wie vor Erstaunen leicht gekräuselt war. Sie mußte ihn für einen Lumpen halten, jetzt, da er ihr nicht mehr schrieb. Was hatte er nur getan! Verraten hatte er sie, wie einst Judas den heiligen Sohn. Statt der Silberlinge war es ein Säckchen Goldmünzen gewesen,

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