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Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Vielleicht würde sie sogar wieder gesund werden von diesem weißen Pulver …
    Ein schriller Wehruf beendete die Ruhepause. Während Grete sich am Lager der Gebärenden zu schaffen machte, erhitzte Leonard das warmgehaltene Wasser abermals auf den Siedepunkt, um es danach zum Bett zu bringen. Ein Stapel frische Leinentücher lag unberührt neben ihr, bereitgelegt für den eigentlichen Akt der Geburt. Barbara hatte wieder zu schreien begonnen, einzelne Worte, halbe Satzfetzen begleiteten ihre fahrigen Bewegungen. Mit jeder Wölbung ihres geschwollenen Leibes schrie sie auf, das meiste blieb unverständlich. »Feuer«, »Unheil« und der Name Peter Gertsch kamen immer wieder vor. Nichts schien sich nach dem kurzen Schlaf an ihrem Geisteszustand verändert zu haben, doch weder Leonard noch Grete blieb die Zeit, weiter darüber zu grübeln. Lange konnte es nun nicht mehr dauern, und ihre Schreie wurden immer schriller. Leonard hatte das Gefühl, als habe sich die Last in ihrem Leib tief nach unten gesenkt, doch er wagte nicht, näher hinzusehen, sondern hielt sich an Barbaras Kopfende auf. Um besser hantieren zu können, befreite Grete derweil Barbara von ihren hochgeschobenen Röcken und versuchte, ihre widerspenstigen Beine auseinanderzuhalten, um dem Kind für seinen Weg ins Leben Platz zu machen. Da plötzlich hörten Barbaras heftige Bewegungen auf. Ihr ganzer Leib lag wieleblos da, es schien, als habe sie die bevorstehende Geburt in letzter Minute abgeblasen.
    Â»Das Luder will nicht«, preßte Grete aus zusammengekniffenen Lippen hervor. Schweiß lief ihr übers ganze Gesicht. Sie war die körperliche Anstrengung nicht mehr gewöhnt. Ihre Arme zitterten. Allmählich bekam sie es mit der Angst zu tun. Waren sie und Leonard der schwierigen Geburt überhaupt gewachsen? Barbaras Stöhnen wurde immer leiser. Da rannte Grete zum Tisch, holte das Fläschchen und rieb mit angefeuchtetem Zeigefinger etwas Opium auf Barbaras Lippen und ihr Zahnfleisch. Sie wußte, daß schon Kinder schwachsinnig auf die Welt gekommen waren, weil ihre Geburt zu lange gedauert hatte. Dasselbe befürchtete sie jetzt hier. Ein Blick auf Leonards verschreckte Miene ließ sie jedoch ihre Ängste für sich behalten. Es war schließlich schon genug von ihm verlangt, überhaupt einer Geburt beizustehen und noch dazu einer solch schwierigen!
    Kurze Zeit später ging plötzlich alles wie von selbst: Barbaras Leib nahm seine rollenden Bewegungen wieder auf, in regelmäßigen Abständen kamen nun auch ihre Wehen. Während Leonard Barbaras heiße, rote Stirn immer wieder mit einem feuchten Lappen abwischte, sprach er in leisem Singsang auf sie ein, wie er es auch bei einer trächtigen Stute oder Kuh getan hätte. Und dann war es endlich soweit: Mit einem letzten Schrei beförderte Barbara ihr Kind in die Welt. Ein kleiner, roter Leib, blutnaß und mindestens ebenso erschöpft wie seine Mutter. Geschickt durchtrennte Grete die Nabelschnur, bevor sie ein dünnes Tuch über Barbaras nackten Leib legte. Nachdem sie das Kleine vom gröbsten Blut reingewaschen hatte, legte sie es Leonard in den Arm. Keinem der drei fiel auf, daß eigentlich die Mutter das Kind als erste hätte halten sollen. Barbara hatte die Augen geschlossen, nur ihre sich hebende Bauchdecke verriet, daßsie noch am Leben war. Ein wenig Ruhe konnte ihr nach der anstrengenden Nacht nur guttun, beschloß Grete und deckte sie nach einer flüchtigen Waschung mit einer weiteren Decke zu.
    Leonard liefen die Tränen übers Gesicht. Der salzige Fluß mochte kein Ende nehmen. Es war ein Mädchen, das greinend in seinen Armen lag. Ihre feuchten, am kleinen Köpfchen klebenden Kringellocken waren fast so rot wie seine eigenen. Ihr Weinen klang in seinen Ohren wie die süßeste Musik. Sanft wiegte er sie hin und her.
    Â»Sie hat Hunger«, stellte Grete befriedigt fest. Sie hatte inzwischen die blutigen Laken und Tücher weggeräumt, den Wasserkessel geleert und frischen Tee aufgesetzt. Ohne Barbara zu wecken, öffnete sie deren Leibchen und drückte vorsichtig eine ihrer Brustwarzen zusammen. Schon bald quoll eine durchsichtige Flüssigkeit aus ihr hervor. Nur ungern gab Leonard das kleine Wesen her, und ohne Schamgefühl sah er zu, wie Grete seine Tochter an Barbaras Brust legte. Die Kleine begann sofort gierig zu saugen. Wieder wurde Leonard

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