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Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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vergewissert hatte, daß es die ihr bekannte Frau noch gab, tat sie Melia gegenüber geheimnisvoll. So leicht sei es schließlich nicht, ein vertrauensvolles Weib zu finden, das sich zu einer solchen Aufgabe bereit erklärte, hatte sie Melia getadelt. Sicher, Pfuscherinnen gäbe es zuhauf und Geschichten über deren blutende, zerschundene Opfer auch. Wenn Melia jedoch lieber selbst auf die Suche gehen wollte …? Jedesmal hatte sie hastig abgewinkt. Nein, nein, sie würde Sonias Erfahrungen vertrauen, nur wäre sie froh, wenn das Bangen endlich vorüber wäre. Selten hatte Sonia sich so gut gefühlt wie zu dieser Zeit, da die große Melia Feuerwall ihren Rat suchte wie ein kleines Kind, das sich verirrt hatte!
    Sie zwang sich, ihren beruhigenden Singsang fortzusetzen, war dabei aber so in ihre Gedanken vertieft, daß sie im ersten Moment gar nicht bemerkte, daß die Frau an Melias Fußende aufgestanden war. Mit den blutigen Geräten in der Hand ging sie zu dem Waschtisch hinüber.
    Â»Legt das Geld auf den Tisch«, rief sie den beiden über die Schulter zu. Dann begann sie, ihr Werkzeug abzuwaschen, als sei außer ihr niemand im Raum.
    Sonia half Melia, sich aufzusetzen. Leichenblaß und mit einem zur Maske erstarrten Gesicht begann dieHofschauspielerin sich wieder anzukleiden. Jetzt, nachdem alles vorüber war, konnte diese es kaum erwarten, die stickige Dachkammer wieder zu verlassen. Am liebsten hätte sie Melia vor lauter Ungeduld die Strümpfe und Röcke aus der Hand gerissen und sie ihr hastig übergestreift. Doch sie zwang sich, gegenüber der sichtlich verstörten Frau Ruhe und Sicherheit auszustrahlen.
    Die Engelmacherin hatte derweil ihre Sachen in eine große Umhängetasche gepackt und war zum Gehen bereit. An Sonia gewandt, sagte sie: »Du weißt ja, deine Freundin braucht jetzt soviel Ruhe wie möglich. Wenn die Blutungen anfangen, dann soll sie ein weiches Tuch benutzen. Und noch etwas: Ich kenne euch nicht, hab’ euch nie gesehen. Das ist es doch, was ihr alle von mir wollt.« Ihr Blick war verächtlich. »Seltsam, ich habe gleich gewußt, daß wir uns Wiedersehen würden.«
    Mußte das Weib unbedingt erwähnen, daß Sonia schon einmal hier gewesen war? Sonia verspürte einen unbändigen Zorn.
    Â»Wenn etwas nicht in Ordnung ist – versucht nicht, mich zu finden!«
    Â»Was heißt das? Was kann denn passieren?« flüsterte Melia so heiser, als habe ihr jemand die Stimmbänder durchtrennt.
    Â»Passieren kann immer was, ich bin schließlich kein Arzt, auch wenn ich mir redliche Mühe geb’. Dafür würdest du wohl kaum einen Arzt finden, der meine Arbeit zu tun bereit ist.« Die Engelmacherin zuckte mit den Schultern. Dann wurde ihre Stimme wieder versöhnlicher. »Aber sorge dich nicht: Du bist zwar etwas älter als deine Freundin hier – aber was sie gut überstanden hat, das wirst auch du überstehen!« Dann war sie verschwunden. Ihre Schritte, so schwer wie die eines Mannes, polterten eilig die steilen Holzstiegen hinab.
    Â»Was heißt das?« fragte Melia abermals. Ihre Augen waren klein und verheult, ihr Gesicht blutleer und ihr Haar strähnig. Sonia konnte unmöglich so mit ihr auf die Straße gehen, wenn sie keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollten.
    Â»Nichts heißt das, nur daß ich schon einmal hier war«, antwortete sie, unwillig, mehr von sich selbst preisgeben zu müssen, als unbedingt nötig war. Sofort lenkte sie Melia von weiteren Fragen ab. »Haben Sie nicht gesagt, gnädige Frau müßten noch zu einem Treffpunkt? Sollten wir daher nicht versuchen, Sie ein wenig frischzumachen nach diesem schrecklichen Erlebnis? Madame sehen etwas mitgenommen aus, wenn ich das so sagen darf.« Tröstend strich sie Melia die feuchten Haare aus der Stirn.
    Wenig später saßen sie in einer von Melia angemieteten Kutsche, die zwei Straßen weiter auf sie gewartet hatte. Ihrem eigenen Kutscher hatte sie für diesen Tag freigegeben. Obwohl Melia beinahe zum Laufen zu schwach war, ließ sie es sich jetzt nicht nehmen, dem Kutscher beim Einsteigen das nächste Ziel leise zuzuflüstern. Sonia hätte vor Wut platzen können. Statt dessen lehnte sie sich schläfrig ins Wagenpolster zurück. »Ach, ich könnte vor Erschöpfung einschlafen! Man sollte fast meinen, ich sei diejenige,

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