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Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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insgesamt siebentausend Taler an Spendengeldern zugesagt worden. Dieser Betrag würde nicht nur dazu ausreichen, ein geeignetes Gebäude zu erbauen, sondern auch noch, um die Gehälter der Lehrpersonen für die ersten zwei Jahre zuentrichten, frohlockte Katharina, als sie sich mit hochgelegten Füßen auf ihrem Bett ausruhte.
    Bis zum Umkleiden für das Abendmahl blieb ihr noch genügend Zeit, um ein wenig die Augen zu schließen. Doch schon bald stand sie rastlos wieder auf. Gleich morgen würde sie an ihre Mutter schreiben und um genaue Unterrichtspläne der russischen Mädchenpensionate bitten. Wie würde Maria Feodorowna staunen, wenn sie erfuhr, daß sie in ihre Fußstapfen und in die ihrer Großmutter, Katharina der Großen, trat! Was die Bildung für weibliche Mitglieder der Gesellschaft betraf, war Württemberg wirklich sehr rückständig! Im Gegensatz dazu waren Mädchenschulen in St. Petersburg schon längst an der Tagesordnung. Mochte man über Zarin Katharina behaupten, was man wollte: immer war sie dafür eingetreten, daß ihre Geschlechtsgenossinnen stärker in die Verantwortung für Gesellschaft und Politik gezogen wurden. Es war höchste Zeit, auch in Württemberg neue Ziele zu setzen! Sie stand auf und läutete nach Niçoise. Sie konnte es nicht mehr abwarten, die straffen Zöpfe loszuwerden. Für das Abendmahl würde eine locker gesteckte Hochfrisur ausreichen. Als sie sich vor ihren Spiegel setzte und auf ihre Kammerzofe wartete, mußte sie nochmals an ihre nachmittägliche Tischrunde denken. Sie lachte. Wie entrüstet sich manch eine bei dem Gedanken an eine spezielle Mädchenschule gezeigt hatte! Als ob es mit einer feinen Heirat alleine getan wäre! Dabei hatte sie den edlen Spenderinnen längst nicht all ihre Pläne für die neu zu schaffende Institution mitgeteilt: Es wäre doch allzu voreilig gewesen, die Frauen darüber aufzuklären, daß sie gedachte, neben der Kunst, dem Singen und Musizieren auch Turnunterricht einzuführen … Und zu eröffnen, daß die feinen Töchter der höheren Gesellschaft sich die Schulbank mit begabten, aber mittellosen Mädchen teilen würden, hatte auch noch Zeit!
    Während Niçoise damit beschäftigt war, Katharinas hüftlanges Haar aus der Bezopfung zu entwirren, um es dann mit festen Bürstenstrichen auf Hochglanz zu polieren, spürte die Königin endlich, daß sie eine weiche, warme Welle der Ruhe überkam. Die zufriedene Müdigkeit, die sich nur nach einem arbeitsam verbrachten Tag einstellte, kroch in ihre Knochen und Glieder und machte sie ganz schwer. Sie atmete langsam und tief ein. Der Geruch des seidigen Haarpuders kitzelte in ihrer Nase, und sie zog eine Grimasse. Eigentlich hatte sie doch allen Grund, mit sich zufrieden zu sein.
    Der Wohltätigkeitsverein hatte in den letzten Monaten zu ihrer vollsten Zufriedenheit gearbeitet. Dabei hatten es die einzelnen Mitglieder ihr nicht leichtgemacht. Wo Katharinas Pläne ihrer Ansicht nach hinkten, wurden gnadenlos Verbesserungsvorschläge auf den Tisch gebracht. Daß es sich bei der Vorsitzenden um die Königin handelte, beeindruckte die Mitarbeiter des Vereins herzlich wenig, waren sie doch allesamt sehr engagierte Menschen, denen das Wohl der armen Bevölkerung über alles ging. Inzwischen funktionierte die Verteilung von Lebensmitteln, Kleidern und Brennmaterial fast reibungslos, wie selbst die anfänglichen Gegner von Katharinas Plänen zugeben mußten. Obwohl auch die diesjährige Ernte äußerst mager ausgefallen war, konnte man dennoch behaupten, daß der große Hunger in Württemberg ein Ende hatte. Einen wesentlichen Teil hatten Alexanders Getreidelieferungen dazu beigetragen, das stimmte schon. Dennoch konnten sich auch die von ihr ins Leben gerufenen Hilfsmaßnahmen sehen lassen: Die Beschäftigungsanstalten sprossen im ganzen Land wie Pilze aus dem Boden und boten vielen Frauen die Möglichkeit, zum Lebensunterhalt ihrer Familien beizutragen. Außerdem hatte Katharina den Gedanken von Eleonore weitergesponnen und Schulen für die Kinder der Armeneinrichten lassen. Dort wurden die Kleinsten nicht nur sicher verwahrt, während ihre Mütter arbeiteten, sondern ihnen wurde gleichzeitig ein strebsamer Lebenswandel und sparsame Genügsamkeit gepredigt. Dem Himmel war Dank, daß die Spenden der Reichen im Land weiterhin

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