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Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Bruder zuversichtlicher werden. Meist dauerte es jedoch nicht lange, und er zweifelte wieder daran. War es damals nicht auch schon Michaels Art gewesen, die ihn aus dem Haus getrieben hatte? War sein heldenhafter »Verzicht«, sein Wunsch, Michael und den Seinen nicht als zusätzlicher Esser zur Last zufallen, nichts als ein bequemer Vorwand gewesen, endlich wegzukommen? Nur weg?
    Die Häuser Vidins wurden immer kleiner, dafür nahm das dunkle Blau zwischen dem Schiff und dem türkischen Land immer mehr zu. Der nächste Hafen würde schon ein russischer sein.
    Endlich.
    Kleine, schwappende Wellen klatschten an den hölzernen Schiffskörper und schabten unaufhörlich den letzten Rest der braunen Farbe vom Rumpf des Schiffes. Leonard atmete tief durch. Irgendwie roch die Luft hier anders als auf ihrer bisherigen Reise. Ihm war, als könne man das salzige Wasser mit jedem Atemzug schmecken, und wenn er ins Wasser schaute, glaubte er, in der aufschäumenden Gischt weiße Salzkrusten zu erkennen.
    Â»Das ewige Spiel der Wellen wühlt einen richtig auf«, hörte er plötzlich eine rauchige Stimme neben sich sagen. »Es wird wohl nie ein Mensch erfahren, was tief unten im Meer zu finden ist. Vielleicht eine andere Welt?«
    Leonard lehnte sich zurück. Seine Schultern strafften sich. »Mit welchen Fragen quälst du dich ab? Solltest du die nicht viel eher an deinen Mann richten? Der Prediger hat doch sicher auf alles eine Antwort, oder?«
    Barbara, die Frau von Peter Gertsch, dem Anführer der Pregianzer, antwortete mit einem langsamen Augenaufschlag. Ihre Lider waren mit einer Farbe geschwärzt, die sie wohl während ihres Aufenthalts in Vidin erstanden haben mußte. Neben ihrer gebräunten Haut stach das Weiß ihrer Augen nun um so heftiger hervor. Wie alle Frauen auf dem Schiff war auch sie in der Sommerhitze nur mit einer dünnen Schürze bekleidet. Doch während die einfachen Kleidungsstücke an den anderen Weibern formlos herunterhingen, beschmutzt vom eigenen Dreck und dem ihrer Kinder, zerschlissen von der Sonne und dem Alter, so schmiegten siesich an Barbaras Leib wie eine zweite Haut. Leonards Blick blieb unwillkürlich auf ihren runden Brüsten haften, die sich durch den dünnen Stoff so genau abzeichneten, daß er die Erhöhungen ihrer Brustwarzen erkennen konnte.
    Barbara gähnte. »So etwas kann ich Peter nicht fragen. Der ist doch mit ›höheren‹ Dingen beschäftigt.« Sie streckte beide Arme über den Kopf, als wolle sie ihre verkrampften Muskeln lockern. Dabei spannte sich der Stoff über ihrer Brust noch mehr. Kleine Schweißperlen hingen in dem dichten Haar in ihren Achselhöhlen. Ihr Geruch stieg Leonard scharf in die Nase. Er spürte, wie sich seine Manneskraft regte und fluchte leise in sich hinein. Der Anblick der krausen, dunklen Haare unter ihren Armen hatte eine Hitze in ihm ausgelöst, über die er sich ärgerte.
    Barbara spreizte ihre Beine ein wenig auseinander, als suchte sie auf dem schwankenden Schiffsboden nach mehr Halt. Dabei seufzte sie leise auf.
    Leonard stöhnte. Was wollte das Luder von ihm? Um sich und seinen Aufruhr nicht zu verraten, wandte er sich ab und starrte auf das Meer. Das Weib wußte ganz genau, was sie mit ihrem Verhalten bei Leonard auslöste, da war er sich ganz sicher. Und das gelang ihr nur wegen der wochenlangen Enthaltsamkeit, die ihm durch die Reise aufgezwungen wurde, ging es Leonard durch den Kopf. Obwohl, wenn er ganz ehrlich war – sie hätte ihm schon gefallen können …
    Von Beginn ihrer Reise an hatte die Frau des Kirchenführers ihm lange, von dunklen Wimpern verdeckte Blicke zugeworfen. Sie schien sich einen Spaß daraus zu machen, ihn bei jeder Gelegenheit wie zufällig am Arm zu streifen, oder – wie jetzt – während eines belanglosen Geplänkels mit ihren weiblichen Reizen zu prahlen. Peter, der Prediger, schien von ihrem Treiben entweder nichts mitzubekommen, oder es war ihm gleichgültig. Sünde schienen die Pregianzer nicht zu kennen. Ihrer Auffassung nach waren sie alleindurch den Akt der Taufe für alle Zeiten von Sünde reingewaschen, hatte einer der Anhänger Leonard in einem längeren Gespräch erklärt. Leonard war protestantisch getauft und nie ein großer Kirchgänger gewesen, daher waren ihm die Gesetzmäßigkeiten und Vorschriften der Kirche nicht

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