Die Zufalle des Herzens
Gelächter aus.
Als Dana am Freitagmorgen ging, schliefen sie alle noch. Sie legte einen Zettel auf den Küchentisch. »Bin bei der Arbeit, komme um fünf zurück. Gruß, D.« Die anderen wussten das, aber sie schrieb trotzdem eine kurze Notiz. Sie hatte es lieber, wenn man wusste, wo sie war.
Heute waren die Patienten ebenso heiter ermattet, wie sie am Mittwoch hektisch gewesen waren. Das schien die Nachwirkung vom Truthahn und von der Erleichterung zu sein, die sich einstellte, wenn man eine erfolgreiche Feiertagsaktion organisiert oder zumindest überlebt hatte. Der Terminplan war locker, es gab keine Zahnreinigung, nur kleinere Behandlungen, die Tony ohne Assistentin durchführen konnte, da Marie um einen freien Tag gebeten hatte. Tony beichtete, dass er mitbekommen habe, wie sie in einer Pause zwischen zwei Patienten übers Handy einen Flug nach Kanada gebucht hatte.
»Wow«, bemerkte Dana. »Sie hat’s tatsächlich ernst gemeint, als sie sagte, dass sie Thanksgiving nicht feiert.«
»Ich glaube ja, dass sie auf einem alternativen spirituellen Weg ist«, sinnierte er, während er in der Türöffnung zum Empfangsbereich lehnte und darauf wartete, dass der nächste Patient auftauchte.
»Sind wir das nicht alle«, murmelte sie. Als sie den Kopf hob, sah sie, dass er sie amüsiert betrachtete. Es war der Blick, mit dem er Lizzie bedacht hatte, als sie sagte, sie hätten spannendere Gesprächsthemen als ihn. Eine Art kaum verhohlene Bewunderung.
So ein schönes Gesicht , dachte sie. Die anmutig geschwungenen Linien seiner Nase und Augen. Die glatte Haut mit den markanten, kurz geschorenen Koteletten. Sie brauchte ihn nur anzuschauen, dann verspürte sie eine sonderbare Zufriedenheit, die Drama und Enttäuschung wegwischte. Doch nach kurzer Zeit kam es ihr komisch vor, ihren Chef anzustarren, während er sie anstarrte, und mit einem Blinzeln sagte sie: »Wie ist es denn nun gelaufen? Sind Ihre Mädels alle miteinander ausgekommen?«
Er schnitt eine Grimasse. »Phasenweise ja. Die übrige Zeit haben sie sich aufgeführt wie gackernde Hühner auf einer Hackparty.« Er beschrieb eine Zeitspanne von vierundzwanzig Stunden – von Martines Ankunft am Mittwoch bis zu ihrer dramatischen Abreise am Donnerstag, kurz nachdem ihre Feigentarte angebrannt war, weil Lizzie sie nach hinten in den Ofen geschoben hatte, statt sie, ihrer Bitte entsprechend, vorne hinzustellen. »Wie Fünfjährige haben sie sich gegenseitig genervt«, sagte er. »Das war die Hölle.«
»Und wo war Abby bei alldem?«
Er schmunzelte. »Wie üblich unterhalb des Radars geflogen. Hat sich in ihrem Zimmer verkrochen und für das klinisch-praktische Examen gelernt. Das war das Einzige, worin Lizzie und Martine sich einig waren – dass Abby nicht genug half.«
»Klingt schrecklich«, sagte sie mitfühlend. »Haben Sie seitdem mit Martine gesprochen?«
»Ja …« Seine Miene wurde ausdruckslos, und er wandte den Blick ab. »Ist nicht gut gelaufen.«
»Sie hat sich wegen eines Kuchens von Ihnen getrennt?«
»Hm, ja und nein. Ich glaube, es lag daran, dass ich nicht intensiv genug versucht habe, ihr das Schlussmachen auszureden.« Er zuckte die Schultern. »Die Mädchen haben sich wirklich nicht von ihrer besten Seite gezeigt, und das habe ich ihnen auch gesagt. Ich war stocksauer. Aber Martine hat sich auch nicht gerade wie eine Erwachsene benommen.« Er blickte ratlos drein. »Seit ich sie kenne, hat sie sich noch nie so aufgeführt. Normalerweise ist sie so klug und selbstbeherrscht.«
»Manche Situationen bringen nicht das Beste im Menschen zum Vorschein«, sagte Dana.
»Ja, das habe ich mir auch gedacht. Doch als ich gestern Abend Abby zum Flugplatz gebracht habe, hat sie gesagt: »Dad. Mal ehrlich. Die?« Er schüttelte den Kopf, dann blickte er Dana an. »Wie fanden Sie sie denn?«
»Oh, ähm, sie ist sehr … groß, oder?«
Offenbar war das nicht die Art von Antwort, die er suchte. »Äh, ja, ich glaube schon.«
»Stört Sie … hat Sie das gestört? Mit jemand so Großem zusammen zu sein?«
»Größer als ich, meinen Sie? Nein. Hätte es wohl können, vermute ich. Aber bei meiner Größe würde das die Möglichkeiten erheblich einschränken.« Rasch ließ er ein Grinsen aufblitzen. »Und wo ist der Spaß dabei?« Dann drehte er das Licht in seinen Augen wieder zurück. »Ernsthaft«, sagte er, seine frühere Frage wieder aufnehmend. »Wie war Ihr Eindruck?«
Sie hat mich wie Aschenputtel behandelt . Dana rüttelte an ihrer
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