Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
Vom Netzwerk:
ohnehin getan hätte , mahnte sie sich. Wenn man den Elternratgebern glauben durfte, würden Morgan und Grady bald verschlossene Teenager werden, von deren sozialem Leben sie nur etwas mitbekommen würde, wenn sie sie bei Freunden absetzte und später wieder abholte. Sie war noch nicht bereit dafür, dass es ganze Teile im Leben ihrer Kinder geben würde, die sich nicht um sie selbst drehten, in die sie nicht einmal eingeweiht war. Aber was hatte sie für eine Wahl? Sie konnte ihre Mutter sagen hören: Man spielt das Blatt, das man bekommt .
    Ma , dachte sie. Eine Frau, die vollkommen unterschiedliche Töchter großzuziehen hatte, und deren Ehemann nicht vom Sofa hochkam – bis er doch hochkam, nach Swampscott fuhr und sich am Strand das Leben nahm. Mary Ellen McPherson kam ihr in den Sinn, und Dermott mit seinem Galgenhumor und seinem verfallenden Körper. Und drei kleinen Kindern.
    Mitten in ihre Grübelei schoss ein nicht dazu passender Gedanke, die Erinnerung an etwas, das sie vergessen hatte – das Geschirr. Die Servierplatten und -schüsseln, die Mary Ellen nicht hatte spülen sollen und die Dana an Thanksgiving abends hatte abholen wollen. Doch dann war Ethan aufgetaucht, und das Geschirr war ihr entfallen. Vermutlich türmte es sich jetzt, vollgekleistert mit den Überresten des gestrigen Mahls, auf den Arbeitsflächen und störte Mary Ellen, die doch wahrlich mit größeren Problemen zu kämpfen hatte. Dana griff nach dem Telefonhörer.
    »Daran habe ich überhaupt nicht gedacht« sagte Mary Ellen zu ihr. »Ist das nicht schrecklich? Ich hätte es spülen sollen, aber wir hatten so eine schöne Zeit – die Kinder waren ganz verrückt nach den Süßkartoffeln mit Marshmallowkruste. Und Dermott geht es … na ja, nicht direkt großartig, aber doch ganz gut! Er fängt jetzt endlich an, wieder zu Kräften zu kommen.« Sie war freudig erregt. »Heute Abend gehen wir aus, nur wir beide.«
    »Das ist ja wunderbar! Haben Sie denn einen Babysitter?«
    »Die Nachbarstochter kommt rüber. Es ist perfekt. Allerdings« – sie lachte – »nur wenn ich etwas halbwegs Ordentliches zum Anziehen finde. Alles, was ich habe, ist so langweilig und hässlich.«
    »Ich habe da was.« Dana setzte sich auf. »Mir steht es nicht, aber an Ihnen würde es fantastisch aussehen.«
    Mit einer Ladung verkrustetem Geschirr und einem zufriedenen Grinsen, das gar nicht mehr aus ihrem Gesicht weichen wollte, kam Dana von den McPhersons zurück. Die perfekte Bluse, die perfekte Empfängerin. Mary Ellen hatte toll darin ausgesehen. Und Dermott hatte das halb benommene, halb hungrige Lächeln eines Mannes auf den Lippen gehabt, der in seine Frau verliebt ist.
    Dana ließ gerade Wasser ins Spülbecken laufen, als Morgan anrief. »Tina ist schwanger«, murmelte sie knapp. »Sie heiraten .« Dann brach sie in ein keuchendes Schluchzen aus.
    »Oh mein Schatz«, versuchte Dana, sie zu beruhigen. »Ich weiß, es ist hart. Es ist nicht das, was du erwartet hast.«
    »Hast du das gewusst ?«
    »Unmittelbar bevor ihr gefahren seid, hat Dad es mir erzählt.«
    »Das glaub ich nicht! Du wusstest, dass sie … und das war alles … und du hast mir nichts erzählt ?«
    »Es war nicht an mir, es dir zu sagen, Liebes.«
    »Mein Gott! Bist du vielleicht auch noch froh darüber? Dir macht es überhaupt nichts aus!«
    »Natürlich macht es mir was aus. Das ist für uns alle eine Riesenumstellung, aber …«
    »Mom, er ist dein Mann gewesen! Wie kannst du nur so kalt sein?«
    Kalt! , hätte Dana gerne gesagt. Ich wär fast in Flammen aufgegangen, als er es mir erzählt hat! Von mir aus könnten die beiden sich in Orlando in Luft auflösen!
    »Morgan«, sagte sie bestimmt, »ich weiß, es ist schwer, und es ist nicht etwas, was irgendjemand – wohlgemerkt, irgendjemand – von uns geplant hat. Und glaub nicht, es würde mir nichts ausmachen. Du hast keine Ahnung, wie ich mich fühle.« Morgan fing von Neuem an zu schluchzen. »Wo bist du, Schätzchen?«
    »Auf dem Klo«, brachte sie mühsam hervor.
    »Weiß Dad, wo du bist?«
    »Mehr oder weniger. Er und Tina haben es uns erzählt, und dann hab ich versucht zu lächeln und so zu tun, als würde ich mich freuen, und so, aber das war echt schwer. Und dann hat Tina gesagt: ›Vielleicht möchtest du ja mit deiner Mom sprechen‹, und da hab ich angefangen, ein bisschen zu heulen – ich konnte nichts dagegen machen. Und Tina hat mir das Telefon gegeben, und zu Dad hat sie gesagt, sie sollten runter in das

Weitere Kostenlose Bücher