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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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Restaurant neben der Hotellobby gehen, da könnte er sich ein Getränk bestellen. So hat sie es genannt – ein Getränk ! Als ob ich nicht wüsste, dass es Bier oder Alkohol oder so was ist!«
    Arme Morgan, versucht, sich zusammenzureißen. Und Tina, die ihr sagt, sie solle doch ihre Mom anrufen. Das war entweder reine Drückebergerei oder außergewöhnlich einfühlsam – was von beidem, konnte Dana nicht entscheiden. Und war Tina mit Kenneth um seinetwillen in die Bar gegangen, oder weil sie wollte, dass Morgan ungestört weinen konnte?
    Dana schluckte, um sich ihre Verärgerung nicht anmerken zu lassen und halbwegs normal zu klingen. »Morgan, ich glaube wirklich, dass es gut wird. Ich weiß, du musst alles erst einmal verdauen, aber wir werden es schaffen. Dad und ich – und Tina – wir werden alle unser Bestes tun, damit es funktioniert. Und du tust auch dein Bestes, stimmt’s?«
    »Ja«, schniefte sie. »Mom? Bist du sauer auf Dad?«
    Fast hätte Dana gelacht. Ach, nur ein bisschen . Das war jedoch nur ein Teil von ihr. Ein anderer Teil wusste, dass er sie einfach nichts mehr anging. »Weißt du«, sagte sie zu Morgan, »es hat mich völlig überrascht. Aber Dad und ich haben darüber gesprochen, und wir glauben, dass es gehen wird. Erst mal müssen wir uns alle daran gewöhnen, doch dann wird es ganz normal sein.«
    Morgan holte tief Luft – eine feuchte, aber beherzte Anstrengung – und ließ sie wieder ausströmen. »Gut«, sagte sie.
    »Mein Schatz, wo ist Grady?«
    »Guckt fern.«
    »Kannst du ihn mal holen?«
    Dana hörte, wie sie sich gegenseitig reizten. »Nimm das Telefon« – »Wieso?« – » Nimm’s einfach« – »Nein. Mir gefällt die Sendung« – »Es ist Mom!« – »Kann sie nicht zurückrufen?« – »Du bist so ein…« – »Au! Wirf es doch nicht gleich …«
    Grady hielt sich den Hörer ans Ohr. »Hallo?«
    »Hallo, mein Schatz. Wie geht’s dir?«
    »Gut.«
    »Ihr habt ja große Neuigkeiten bekommen, stimmt’s?«
    »Was für große Neuigkeiten?«
    »Dass Dad und Tina heiraten und ein Baby kriegen!«
    »Ach so, ja.«
    »Wie findest du das denn?«
    »Gut, glaub ich.« Er wandte sich vom Hörer ab und sagte: »He, ich hab das doch geguckt!« Von weiter weg antwortete Morgans Stimme: »Jetzt nicht mehr.«
    »Grady«, sagte Dana, »wir können auch ein andermal darüber reden, ich wollte mich nur vergewissern, dass es euch damit gutgeht.«
    »Na ja, es klingt ja nicht allzu anders. Außer das mit dem Baby. Das wird irgendwie komisch. Aber er ist ja klein und meistens bei Tina. Dad und ich können dann immer noch Sachen machen.«
    »Das stimmt. Am Anfang schlafen und essen Babys die meiste Zeit. Und wenn es älter wird, hast du vielleicht sogar Lust, mit ihm zu spielen.«
    »Ja, vielleicht.« Sein Atem zischte einen Moment lang über die Sprechmuschel. »Mom? Hat jemand aus der Schule angerufen?«
    Dana wurde ganz flau im Magen. War er wieder in Raufereien geraten? »Nein, warum sollte deine Lehrerin mich anrufen?«
    »Nicht meine Lehrerin. Der Hausmeister. Ich dachte, vielleicht hätte er meinen Golfball gefunden. Er steigt ja manchmal aufs Dach rauf. Wir haben den Wetterbericht gesehen, und da haben sie gesagt, dass es am Sonntag in Connecticut schneit. Deshalb hab ich gehofft, dass er ihn gefunden hat.«
    »Ich habe nichts gehört, aber du kannst ja fragen, wenn du wieder in der Schule bist.«
    »Der Schnee kommt aber am Sonntag. Ich brauch ihn wirklich.«
    Warum? , hätte sie am liebsten gefragt. Du hast doch deinen Vater bei dir. Ihr seid die ganze Woche zusammen gewesen .
    »Also gut«, sagte sie, »wir schauen mal, was wir tun können.«
    Als Dana frühmorgens wach wurde, wusste sie, dass sie von Ma geträumt hatte. Sie konnte ihr Parfüm riechen, wie Rosen und frischgemähtes Gras. Was hatte sie nach Dads Tod gemacht? Es war schwierig, ein klares Bild heraufzubeschwören. Das Ganze lag lange zurück, und als Teenager war sie damals vor allem mit sich selbst beschäftigt gewesen. Sie konnte sich nicht erinnern, dass ihre Mutter etwas Bestimmtes gesagt hatte. Die ewig selben Sprüche und Plattitüden hörten für eine Weile auf – Ma schien mehr zu rauchen und weniger zu reden. Dieses unerwartete Schweigen war verwirrend gewesen, und Dana fiel wieder ein, dass sie jeden Tag nach der Schule irgendwo anders hingegangen war. Ja, sie hatte sich sogar um eine kleine Rolle in einem Schultheaterstück beworben, nur um zu den Proben gehen zu können. Sie hatte eine einzige Zeile:

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