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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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dem Heimweg an einer Ampel halten musste, ging sie die Nummern auf ihrem Handy durch und drückte die grüne Taste. »Sie haben nicht zufällig eine richtig lange Leiter, oder?«, fragte sie, als er abhob.

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    D ana wartete auf der Eingangsstufe, als Tony mit seinem Toyota RAV 4 und einer aufs Dach geschnürten Metallleiter in ihre Einfahrt bog. Sie stieg auf der Beifahrerseite ein. »So, jetzt wissen Sie endgültig, dass ich verrückt bin«, sagte sie.
    »Nur ein bisschen«, erwiderte er. »Aber es ist die spleenige, harmlose Art, sodass ich nicht um mein Leben fürchte oder so was.«
    Auf dem Weg zur Grundschule erzählte sie ihm von ihrem Ausflug nach Watertown. »Ich glaube, jetzt weiß ich die kleinen, bedeutungslosen Dinge, die doch etwas bedeuten, ganz neu zu schätzen.« Als sie in den leeren Parkplatz einbogen, fragte sie: »Haben Sie etwas Besonderes von Ihrer Frau aufgehoben?«
    »Nun ja, ich lebe immer noch im selben Haus, und da gibt’s eine Menge Sachen, die sie ausgesucht hat – Möbel und so weiter. Ich habe aber versucht, nicht einen Schrein daraus zu machen. Anfangs konnte ich nicht anders, mit der Zeit habe ich jedoch aufgehört, Dinge festzuhalten.« Seine Finger, die auf dem Lenkrad lagen, begannen einen kleinen Trommelwirbel zu spielen. »Eine Sache gibt es allerdings – einen Schal, den sie mir zu unserem ersten gemeinsamen Weihnachtsfest gemacht hat. Er ist einfach scheußlich – danach hat sie nie mehr was gestrickt, und wenn Sie ihn sehen könnten, würden Sie verstehen, warum.« Er schaltete den Motor aus und sah zum Schulhof hinüber. »Ich trage ihn nicht mehr. Aber er ist das Einzige, was ich nie hergeben würde.«
    Sie stiegen aus und hievten die Leiter vom Autodach. Nach Gradys Beschreibung entschieden sie sich für eine Stelle im hinteren Teil des Schulgeländes, wo Jav gestanden haben könnte, als der Golfball in die Luft flog, und dort stellten sie die Leiter auf. Tony stieg als Erster hoch und hielt sie von oben fest, als Dana hinaufkletterte. Ihre potenzielle Beute war nirgends zu sehen.
    Der Wind, der über das Flachdach fegte, erschwerte ihnen die Unterhaltung, wenn sie sich zu weit voneinander entfernten, sodass sie in Hörweite blieben. Er berichtete ihr von Lizzies Entschuldigung dafür, dass sie zu Martine gehässig und abweisend gewesen war. Sehr zu ihrem Erstaunen ertappte Dana sich dabei, wie sie ihm erzählte, dass die Sehnsucht nach den Kindern und all die Veränderungen in ihrem Leben sie an ihre Fehlgeburt erinnert hätten.
    »Ich hatte einmal eine Patientin, die zur Zahnreinigung kam«, sagte Tony, »und als ich ihr die übliche Frage nach gesundheitlichen Veränderungen gestellt habe, ist sie in Tränen ausgebrochen. Sie hat mir erzählt, sie habe gerade ein Baby verloren.«
    »Oh« , sagte Dana. »Was haben Sie dann gemacht?«
    »Ich bin bei ihr sitzen geblieben, während sie geweint hat. Da sie nicht in der Verfassung war, irgendjemanden in ihrem Mund herumstochern zu lassen, haben wir einen neuen Termin vereinbart. Und wissen Sie was? Als sie wiederkam, hat sie getan, als wäre nichts gewesen. Ich habe sie gefragt, wie es ihr gehe, und sie hat mit einem Lächeln geantwortet: ›Bestens.‹«
    »Es ist so etwas Persönliches«, erklärte Dana. »So ein dunkles Gefühl der Leere. Es ist wirklich schwierig, darüber zu sprechen.« Und doch redete sie gerade mit ihm darüber, während sie das Dach eines öffentlichen Gebäudes nach einem Golfball absuchten, der von entscheidender Bedeutung war …
    Sie empfand eine solche Zuneigung zu diesem Mann, eine solche Dankbarkeit. Und als er den Schatz fand, nach dem sie gesucht hatten, eingeklemmt zwischen einem Entlüftungsrohr und einer Art Generator, konnte sie nicht umhin, die Arme um seine Schultern zu schlingen und ihn auf die vom Wind gerötete Wange zu küssen.
    Er legte ihr einen Arm um die Taille, mit der anderen Hand hob er den Ball in die Luft, und dann standen sie einen Moment lang einfach da, stolz auf ihren Erfolg, und grinsten einander an. Der Wind wehte Dana ein Haarbüschel über die Augen, und als Tony es ihr hinter den Kopf strich, ließ er seine Hand in ihrem Nacken liegen. Und dann kam sein Gesicht langsam näher und drückte sich sanft an das ihre, der leichte Pfefferminzgeruch seines Atems durchdrang den ihren, als er sie küsste, Lippen wanderten aufeinander, bis sie nicht mehr wusste, wo seine aufhörten und ihre anfingen. Ihre Brust wurde von Wärme durchströmt, ihr Herz begann zu

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