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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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nie wieder an den Punkt zurückkehren, an dem man noch nicht wusste, dass es vorbei war.
    Als sie in die Sicherheit ihrer Einfahrt einbog, konnte Dana die Reibeisenstimme ihrer Mutter sagen hören: Du musst die Dinge nehmen wie sie sind . Dann warf Ma einen flüchtigen Blick zu ihrem Mann hinüber, der, ausdruckslos in Richtung Fernseher starrend, in der anderen Ecke der Couch saß, ehe sie wie so oft neuen Mut aus ihrer Marlboro Light sog.

- 7 -
    D ie Frage war, was sie als Nächstes tun sollte.
    Sollte sie jetzt mit Morgan sprechen? Und was genau sagen? »Bitte hör auf, dir den Finger in den Hals zu stecken, mein Schatz. Das ständige Erbrechen macht deine Zähne kaputt«? Oder vielleicht: » WAS HAST DU DIR DABEI BLOSS GEDACHT ?« Oder sollte sie ehrlich sein und sagen: »Es tut mir so leid, dass ich dich offensichtlich auf eine umfassende, unergründliche, nicht wiedergutzumachende Weise enttäuscht habe«?
    Nein, wohl eher nicht.
    Dana hatte die vergangenen zwölf Jahre damit zugebracht, ihre Kinder zu ernähren. Wenige Augenblicke nach der Geburt hatte sie sie zum ersten Mal gestillt. Seitdem hatte sie täglich Stunden darauf verwandt, Mahlzeiten zu planen, dafür einzukaufen, sie zuzubereiten und ihnen zu servieren. Sie hatte, während sie Löffel für Löffel zu ihrem Mund führte, eine ganze Palette von Fahrzeugen imitiert und immer gefragt, wie ihre Butterbrote geschnitten werden sollten, denn sie weigerten sich, Vierecke zu essen, wenn sie eigentlich Dreiecke wollten. In zahllosen Gesprächen hatte sie sich mit anderen Müttern darüber ausgetauscht, was sie ihnen wann zu essen geben und was sie tun sollte, wenn sie nichts anderes als gebutterte Salzcracker zu sich nehmen wollten. Sie hatte gelernt, immer einen gewissen Vorrat an kalorienreichen, ungesunden Snacks dazuhaben, denn andere Kinder kamen lieber zum Spielen, wenn es auch irgendetwas »Leckeres« zu essen gab.
    Dass jemand all das mühsam gezauberte Essen wieder hochwürgte, war für sie unvorstellbar, und sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Sie musste es Kenneth sagen, das wusste sie. Aber alles, was mit Essen zu tun hatte, war immer ihre Aufgabe gewesen. Und sie konnte sich nur schwer vorstellen, ihren Exmann anzurufen, der sich eine andere, irgendwie bessere Frau an ihrer Stelle ausgesucht hatte, und ihm zu sagen: »Du hast recht gehabt: Ich bin schlechter als die andere. Als Ehefrau und Mutter bin ich zweite Wahl.«
    Dana rief Kenneth nicht an. Nachdem sie ihre Schlafzimmertür zugeschlossen hatte, rief sie Polly an, vielleicht ihre beste Freundin, die Einzige, der sie zutraute, sie nicht noch mehr runterzuziehen. »Hey, hast du einen Moment Zeit?« Dann fing sie schluckend und japsend leise an zu weinen, und Polly sagte: »Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst, ich bin da.«
    Stückweise brachte Dana es heraus. Polly war skeptisch. »Dafür ist Morgan zu vernünftig. Sie ist ein liebes, gescheites Mädchen. Wieso ist sich dieser Typ so sicher?« Dana erklärte, wie Dr. Sakimoto andere Ursachen ausgeschlossen hatte. Das akzeptierte Polly nicht. »Was meinst du, wie viele Bulimikerinnen sie in China haben, hä? Nicht besonders viele, nehme ich an. Wie viel Erfahrung kann er also haben?«
    »China?«
    »Ist er etwa kein Chinese?«
    »Äh, Sakimoto ist mit ziemlicher Sicherheit ein japanischer Name. Und sein Vorname ist Anthony, das heißt, zu einem Teil ist er auch noch was anderes.«
    »Hat er einen Akzent?«
    »Irgendwo zwischen Boston und New York. Könnte Rhode Island sein.«
    »Oh«, sagte Polly. »Na ja, trotzdem. Ich glaube das nicht. Als ich dieses Kind kennengelernt habe, hat es noch Windeln getragen. Sie hat x-mal bei uns gegessen. Sie ist keine Spuckerin.«
    Dana seufzte. Polly war so beruhigend. Nicht weil sie recht hatte. Je mehr Dana darüber nachdachte, desto klarer wurde ihr, dass es wahr sein konnte. Morgan rannte oft nach dem Abendessen zum Klo und lutschte später Pfefferminzbonbons. Sie hatte zugenommen und war von sich selbst angewidert.
    Und trotzdem waren Pollys Zweifel tröstlich. Polly hatte Morgan von Anfang an besonders ins Herz geschlossen. Während Dana Morgans Launen und Dickköpfigkeit beklagte, bewunderte Polly sie. »Sie ist eben eigenwillig«, sagte Polly. »Das wird ihr noch zugutekommen.« Als kleines Mädchen war Morgan zu Polly »ausgerissen«, wenn ihr das unveräußerliche Recht verweigert worden war, von einem oberen Ast des Holzapfels hinunterzuspringen oder in der dritten Klasse ein Handy

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