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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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damit in den Ohren gelegen, dass sie ihr helfen solle.
    »Wie oft habe ich dir schon erklärt, dass ich keine Noten lesen kann, mein Schatz!«, hatte Dana letzte Woche in ziemlich heftigem Ton zu ihr gesagt. »Genauso gut könntest du mich bitten, dir … keine Ahnung … Boxen beizubringen.«
    Sie hatte angeboten, ihr einen Lehrer zu suchen, worauf Morgan geantwortet hatte: »Vergiss es. Auf gar keinen Fall soll irgend so ein musikalisches Genie herkommen, um mir zu sagen, wie schlecht ich bin. Das weiß ich schon selbst.«
    Dana wusste sich keinen Rat. Es war hoffnungslos. An diesem Morgen hatte ihre Tochter dann erwähnt, dass sie zum Üben mit zu diesem Mädchen nach Hause gehen würde, und gefragt, ob Dana das Cello nach der Schule dort abgeben könne. Problem gelöst.
    »Du hilfst ihnen zu viel«, sagte Kenneth oft. Er war aber nicht da und konnte die Tränen und die Enttäuschung nicht sehen, ebenso wenig wie er da war, als so ein muskelbepackter Trainer anfing, seinen Sohn Stelly zu nennen. Kenneth konnte seinen Rat getrost für sich behalten.
    Irgendetwas störte die Stille des Hauses, bemerkte Dana, als sie für Grady ein Sandwich mit Erdnussbutter und Ketchup bestrich. Das Haus gab ein brummendes Geräusch von sich, ein leises Konzert aus den elektrischen Seufzern von Kühlschrank, Heizkessel und verschiedenen kleineren Geräten. In das gewohnte Haushaltsbrummen mischte sich jedoch eine eigenartige Schwingung. Und wo war Alder?
    Dana ging den Flur entlang zum Fernsehzimmer. Zeitschriften und Bücher lagen auf dem Boden verstreut, als wären sie aus einem niedrig fliegenden Flugzeug abgeworfen worden. Sie fragte sich flüchtig, ob jemand eingebrochen war. Aber Morgans und Gradys Zimmer waren oft durcheinander. Gradys sah manchmal aus, als hätten dort die Vandalen gehaust.
    Und dennoch stimmte etwas nicht. Dana hörte ein ganz leises Schnaufen, bevor sie Alder mit an die Brust gezogenen Knien entdeckte, zwischen das hintere Ende der Couch und die Wand gequetscht. Sie hatte offensichtlich geweint und versuchte jetzt, mit aller Macht aufzuhören. Dana kauerte sich zu ihr in die Ecke und berührte das Mädchen. »Alder, Liebes!«, murmelte sie. »Was ist passiert?«
    Alder sackte an ihr zusammen und ließ sich in den Arm nehmen. »Es ist dumm … Es ist nichts … Nur die Hormone.«
    Dana strich Alder über das glatte schwarze Haar. Natürlich war etwas. Irgendetwas hatte diesen kleinen Anfall ausgelöst. Da sie sich im vergangenen Jahr selbst mehr als ein Mal in der winzigsten Ecke verkrochen hatte, kam Dana sich vor wie die Königin von Dumm-Nichts-Hormonien. »Wann hat das angefangen?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht. Vor einer Stunde vielleicht.« Alder wischte sich die Nase am Saum ihres T-Shirts ab.
    »Hat jemand angerufen? Hat deine Mutter …«
    »Nein, sie war es nicht«, murmelte Alder. »Ich war dabei, diesen dämlichen Aufsatz zu schreiben, und dann hab ich angefangen, zu viel nachzudenken.«
    »Worüber denn?«, fragte Dana.
    »Etwas, worüber ich gar nicht nachdenken will. Auch nicht sprechen.« Ihr Gesicht sah absolut düster aus. Bei Morgan war Dana an Launen gewohnt, aber Alder hatte immer den Eindruck erweckt, als könnten die üblichen Fallstricke des Mädchenseins ihr nichts anhaben. Als wäre sie mit einem inneren Geigerzähler zur Welt gekommen, seltsam empfänglich für den Unterschied zwischen nur oberflächlichem Gerumpel und der echten Gefahr einer Plattenverschiebung.
    »Gut.« Dana drückte Alders Hand und half dem Mädchen, sich aus dem Eckchen herauszuschälen. »Wenn du aber deine Meinung änderst, kannst du jederzeit zu mir kommen – Tag und Nacht, okay? Ich bin immer da, wenn du mich brauchst.«
    »Ich weiß«, sagte Alder. »So bist du eben.«
    Am Freitag hatte Morgan einen Zahnarzttermin. Sie und Dana saßen, beide eine People in der Hand, im Wartezimmer. Auf dem Titelbild von Morgans Nummer war ein weiblicher Teenager-Superstar zu sehen, der, eine Flasche Grey Goose Wodka im Schoß und zur Freude der Paparazzi bei geöffnetem Fenster, im Fond einer Limousine eingeschlafen war. Das kleinere Nebenbild zeigte den Star und dessen Mutter beim Verlassen eines Gerichtsgebäudes. Die Mutter hielt die Hand hoch, so als könnte ihre kleine Handfläche mit den kurzen Fingern den Angriff lärmender Reporter und das Schnellfeuer von maschinengewehrgroßen Kameras abwehren. Das Mädchen, das sich an seine Mutter drängte, sah aschfahl aus. Und durchschnittlich, fand Dana. Diese

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