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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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Freitag gab. »Ich soll es aber niemandem verraten, es ist nämlich absolut KL .« Morgan lehnte sich auf dem Autositz zurück, streifte ihre Stiefel ab und hievte ihre in Socken steckenden Füße hoch an die Heizungslüftung.
    »Was heißt KL ?«, fragte Dana.
    »Keine Loser.«
    Am nächsten Morgen warf Dana auf dem Weg zur Dusche einen flüchtigen Blick in Gradys Zimmer. Er saß auf dem Fußboden, umgeben von einer dünnen Schicht Jungs-Mulch: Matchboxautos, deren Lack durch unzählige Zusammenstöße angeschlagen war; leere Cornflakes-Schachteln, die aufgeschnitten und mit Klebstreifen wieder zusammengesetzt worden waren und jetzt als Hangar für seine kleine Flugzeugflotte dienten; Kleider, die er ausgezogen und einfach hatte liegen lassen.
    »Wie hast du geschlafen, mein Spatz?«, fragte Dana, während er ein zerlegtes Lego-Raumschiff wieder zusammenbaute.
    Er schob das Raumschiff in den Cornflakes-Schachtel-Flugzeughangar und blickte zu ihr auf. »Kann ich heute Morgen Pfannkuchen kriegen? Ganz viele? Ich muss meine Muskeln aufbauen.«
    »Oje, mein Schatz, dafür dürften wir etwas zu spät dran sein. Morgen früh kann ich welche machen – mittwochs muss ich nicht so früh zur Arbeit.«
    »Ich brauche sie aber heute!«
    Dana hob den Blick zu der Star Wars -Uhr, wo Yodas deformierte grüne Arme ihr sagten, dass es sieben Uhr fünfzehn war. »Ach du Schreck – der Bus kommt in zwanzig Minuten! Zieh dich an und geh frühstücken, so schnell du kannst!« Und sie eilte weiter zur Dusche.
    Fertig angezogen, raste Dana die Treppe hinunter, in der Hand ihren kleinen Kosmetikbeutel mit Reißverschluss. Zwischen ihrem Haus und Cotters Rock Dental gab es drei Ampeln, und an denen wollte sie nach und nach ihr Make-up auftragen. In der Küche bestrich Alder Toast mit Kürbisbutter, und Grady aß Rice Crispies in einer Milch von rätselhaft dunkelbrauner Farbe.
    »Was hast du denn in deiner Schale?« Dana öffnete den Kühlschrank, um sich einen Joghurt herauszuholen.
    »Sie-up«, antwortete er um eine ordentliche Löffelladung herum.
    »Sirup«, übersetzte Alder. »Meine Idee.«
    »Wofür das denn?«
    »Er war mies drauf, weil er keine Pfannkuchen gekriegt hat, aber eigentlich ist er nur scharf auf den Sirup und deshalb …« Sie drückte die Finger zusammen und drehte die Hand im Gelenk, ein pantomimisches Eingießen. »Nur ein bisschen«, fügte sie hinzu.
    Morgan kam in die Küche gerauscht, griff an ihrer Mutter vorbei ins Gemüsefach und schnappte sich drei Pflaumen. »Kann Kimmi kommen?« Sie sagte es so schnell, dass es wie ein einziges langes Wort klang. Dana versuchte immer noch, es zu entziffern, als Morgan schon in die Diele stürzte. »Bye!«, rief sie. Sekunden später knallte sie die Haustür zu.
    »Ich komme gleich nach der Schule nach Hause«, sagte Alder, die über etwas nachzudenken schien, das ihr nicht passte. »Ich habe so ziemlich alles aufgeholt.«
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Dana. »Du siehst aus, als machtest du dir über irgendetwas Sorgen.«
    Alder zuckte die Schultern. »Wenn man will, findet man immer irgendwas, worüber man sich Sorgen machen kann.«
    Beim Mittagessen erzählte Tony ihr von der ersten Leiche seiner älteren Tochter, der Medizinstudentin. Sie hatte sie Smitty getauft, nach einem Jungen, der sie die ganze Highschool-Zeit hindurch damit aufgezogen hatte, sie sei ein Trampel. »Spastimoto« hatte er sie genannt, und wenn sie mal ihr Tablett mit Essen fallen ließ oder über die Kante eines Teppichläufers stolperte, schien er immer zur Stelle zu sein, um ihr zu applaudieren.
    »Nach allen Regeln der Kunst hat sie diesen Jungen zerschnitten, meine zarte, kleine Abby!«, sagte Tony lachend, und bei der köstlichen Vorstellung von der symbolischen Rache des Mädchens hatte auch Dana kichern müssen.
    Doch Alders besorgte Miene an diesem Morgen war Dana seltsam unheilvoll erschienen, und von diesem Eindruck konnte sie sich nicht so recht freimachen. Als um Viertel vor drei ihr Handy vibrierte, fummelte sie es in der Überzeugung aus der Tasche, dass schlechte Nachrichten sie erwarteten. »Hallo?«, sagte sie in bangem Ton.
    »Hallo, du Schöne.«
    Dana atmete aus. »Jack.«
    »Jemand anderen erwartet?«, scherzte er. »Wenn du auf ein besseres Angebot wartest, kann ich auch auflegen.«
    »Nein«, beschwichtigte sie ihn. »Ich bin nur aus irgendeinem Grund etwas nervös heute. Wie geht’s dir?«
    Ihm ging es gut. Er hatte einen Flug nach Tampa gebucht, um bei seiner Mutter

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