Die Zufalle des Herzens
Wenigstens ein Mensch, der nicht findet, dass ich auf ganzer Linie versage .
Die Mittwochsliste blieb eine Gefangene des Magneten am Kühlschrank: Absolut nichts davon wurde erledigt. Dana saà im Schlafanzug am Küchentisch, trank heiÃen Tee und fühlte sich abwechselnd ängstlich und wütend. Was sie wirklich brauchte, war jemanden zum Reden, aber es gab niemanden, dem sie sich anvertrauen konnte, ohne befürchten zu müssen, dass sie verurteilt oder die Gerüchteküche angefeuert würde â oder beides.
Allerdings gab es einen Menschen, der gewiss sein Urteil über sie abgeben, sich jedoch über alle anderen Personen in diesem schrecklichen Drama noch viel angewiderter äuÃern und mit gröÃtem Vergnügen die Wut zum Ausdruck bringen würde, für die Dana kaum Worte fand. Sie griff nach dem Telefon. »Connie, ich binâs.«
»Mann, das wird aber auch Zeit. So viel dazu, dass du mich über mein Kind auf dem Laufenden halten wolltest.«
Dana musste unwillkürlich lächeln. Connie nicht anzurufen war der geringste Fehler, den sie begangen hatte. »Ich trage mich mit dem Gedanken, das Rauchen anzufangen«, sagte sie.
»Wahnsinn!«, sagte Connie. »Marlboro Light, hoffe ich.«
»Worüber willst du zuerst was hören â Alder oder mein verkorkstes Leben?«
»Schwierige Entscheidung«, sagte Connie. »Alder ist die Frucht meines Leibes, und dein verkorkstes Leben klingt wie eine Episode aus Verzweifelte Törtchenbäckerinnen .«
Dana biss fest die Backenzähne zusammen. »Du bist meine Schwester, Herrgott noch mal. Kannst du dich nicht ein lausiges Telefonat lang mal nicht wie ein tollwütiger Luchs aufführen?«
Am anderen Ende der Leitung trat für kurze Zeit Schweigen ein â das erste Mal, solange Dana denken konnte, dass ihre chronisch besserwisserische Schwester anscheinend perplex war.
»Hm«, sagte Connie schlieÃlich. »Ich könnte es ja einfach mal probieren. Was ist los?«
Dana erzählte ihr alles, angefangen bei Morgans Kotzerei.
»Armes Kind«, sagte Connie. »Sie hat die Waffe gegen sich selbst gerichtet.«
»Was soll denn das bitte heiÃen?«
»Hey«, sagte Connie. »Wir tragen alle Waffen â sogar du . Ich meine ja nur, dass es nicht immer einfach ist, sie gesichert zu lassen. Vor allem für junge Mädchen.«
Dana erzählte, wie sie Morgan und Kimmi im Bad angetroffen hatte, berichtete von Kimmis Lüge und Noras Reaktion.
»Ach du ScheiÃe!«, schrie Connie auf. »Die ist doch ein verfluchter Rottweiler mit âner Prada-Tasche! Der solltest du mal einen kräftigen Arschtritt verpassen!« Ihre von Flüchen durchsetzte Empörung war Balsam auf Danas Wunden.
Pollys Verrat kommentierte Connie nur mit: »Wow, das hätte ich jetzt nicht gedacht.«
»Ich auch nicht«, sagte Dana, die spürte, wie ihre Brust sich zusammenzog. »Sie ist meine beste Freundin.«
»Irgendwie hab ich Polly immer gemocht, aber da hat sie ja richtig ScheiÃe gebaut.« Connie fragte nach Grady, und Dana erzählte ihr von dem Ãrger mit Freunden und seinen verzweifelten Versuchen, Kenneths Aufmerksamkeit zu gewinnen. »Ken, das Arschloch«, murmelte Connie. »Der Typ ist doch der letzte Idiot.«
»Ich weiÃ, dass du ihn nie gemocht hast, aber â¦Â«
» Natürlich habe ich ihn nie gemocht. Herrgott, Day, gibt es denn einen fantasieloseren Typ als Ken?«
Day , dachte Dana. So hat sie mich seit Jahren nicht mehr genannt . »Ach so, fantasielos. Mir war gar nicht klar, dass dich das am meisten an ihm gestört hat«, stichelte sie.
»Am meisten vielleicht, aber bestimmt nicht als Einziges.«
»Na ja, meine Liste ist auch um einiges länger geworden. Ich habe seine Freundin kennengelernt â totales Püppchen. Dafür hat er mich verlassen, eine Frisur in einem bauschigen Mantel.« Es tat gut, über Tina herzuziehen. Allerdings machte es sie auch realer. Dana stieà einen tiefen Seufzer aus. »Ich glaube, das wird was Ernstes.«
»Musste so kommen«, sagte Connie. »Endlich ist er auf das Niveau gesunken, das ihm entspricht.«
Zwischen ihnen trat kameradschaftliches Schweigen ein. Nach einer Weile sagte Connie: »Gut, können wir jetzt über mein Kind reden, oder gibtâs noch andere Arschlöcher, von denen du mir erzählen willst?«
Dana
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