Die Zufalle des Herzens
zögerte.
»Herrgott«, sagte Connie. »Wie schlimm ist es denn?«
»Also ⦠es war schlimm, aber ich glaube, jetzt geht es ihr besser. Connie, du musst mir versprechen, dass du nicht ausrastest. Sie kriegt es auf die Reihe, aber die Heilung muss in ihrem eigenen Tempo passieren.« Als Dana mit ihrem Bericht darüber, wie Ethan Alders Freundschaft grausam ausgenutzt hatte, fertig war, gab Connie eine Reihe von Kraftausdrücken von sich, die in ihrer üppigen, anschaulichen Bildersprache beinahe poetisch anmuteten.
»Stimmt«, sagte Dana. »Aber ganz ehrlich, ich glaube, sie kriegt gerade die Kurve. Sie hat neue Freundinnen und Freunde, und mit Morgan und Grady kommt sie unglaublich gut klar.« Der Gedanke an Alders liebevollen Umgang mit ihren beiden angeschlagenen Kids gab Dana Auftrieb. »Da hast du vielleicht ein Mädchen groÃgezogen, Con. Sie ist etwas ganz Besonderes.«
Dana konnte den Stolz in Connies Antwort hören. »Du machst dir keinen Begriff.«
»Doch«, sagte Dana, »das mache ich.«
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B itte«, bettelte Morgan am nächsten Morgen vor dem Tor der Cotters Rock Middle School. Eine Glocke ertönte, und die Kinder machten sich auf den Weg nach drinnen; manche hatten es so eilig, dass ihnen der Schulranzen gegen den Rücken schlug, andere bewegten sich so schleppend, als wären sie auf einem Gewaltmarsch.
»Morgan, mein Schatz, du darfst nicht noch mehr Unterricht versäumen. Ich weiÃ, es wird hart, aber wenn du mich brauchst, ich bin nur einen Handyanruf entfernt, versprochen.« Sie versuchte, positiv zu klingen, musste sich jedoch beherrschen, damit sie nicht mit Morgan im Auto wieder losfuhr, um ihr die bevorstehende Gehässigkeit zu ersparen.
SchlieÃlich zog Morgan den ReiÃverschluss ihrer Jacke hoch, aus der ihr Gesicht so blass herausragte wie ein Eisberg aus einem sanft wogenden Meer. Dana strich ihr das Haar glatt. »Heute Abend gehst du zu der Therapeutin. Ich glaube, das wird dir helfen.«
Morgan verdrehte die Augen. »Ich bin so blöd«, murmelte sie, und stieg aus.
Den ganzen Weg zur Arbeit liefen Dana Tränen über die Wangen. Während sie sich mit einer Serviette, die sie im Handschuhfach gefunden hatte, das Gesicht abtupfte, rief sie sich selbst zur Ordnung. Am Tag zuvor hatte sie hart gearbeitet â es gab viel Liegengebliebenes zu erledigen, und es war eine willkommene Abwechslung gewesen, an nichts anderes zu denken als an Antragsformulare und Abrechnungen. Arbeit , sagte sie sich jetzt. Konzentrier dich nur darauf .
Sie arbeitete so konzentriert, dass sie um halb zwölf nichts anderes mehr zu tun hatte, als rund um die Anmeldung zu saugen und die Poster über ZahnweiÃung gerade zu richten. Aus ihrem Handy erklang die »Ode an die Freude«.
»Es ist Mittagspause«, flüsterte Morgan. Handys waren in der Schule streng verboten.
»Wie gehtâs?«, fragte Dana besorgt.
»Niemand wollte neben mir sitzen«, murmelte sie. »Niemand. Als dann zwei Jungs â Kimmi-Fans â anfingen, pantomimisch zu kotzen, bin ich gegangen.«
»Oh mein Schatz.« Dana seufzte. »Wo bist du denn jetzt?«
»Auf der hinteren Turnhallentreppe.«
»Schaffst duâs bis zum Schluss?«
Morgan zitterte die Stimme. »Ich muss jetzt in Naturwissenschaft gehen.«
»Ich hab dich lieb, meine SüÃe.«
Doch Morgan war schon weg.
Als Tonys vegetarisches Sandwich und der Eistee gebracht wurden, kam Tony heraus, um den Lieferdienst zu bezahlen. Er warf Dana einen flüchtigen Blick zu. »Kommen Sie mit?«, fragte er.
Da all ihre Vorhaben abgeschlossen waren, nahm sie ihren Joghurt und die Karottenstifte und ging nach hinten in die Teeküche. Marie kreuzte sie in Laufkleidung. Auf dem Handgelenk hatte sie ein neues Tattoo, eine kleine Amsel, die ein Pentagramm zwischen den FüÃen hielt. »Viel Spaà beim Laufen«, sagte Dana.
»Guten Appetit«, erwiderte Marie mit einem kurzen Lächeln, das zwar nicht direkt freundlich war, aber auch nicht von Boshaftigkeit zu zeugen schien.
Tony und Dana saÃen an dem kleinen, runden Tisch und unterhielten sich auf eher oberflächliche und unpersönliche Weise. Anfangs war es genau das, was Dana wollte: allem aus dem Weg gehen, was ihre angespannten Emotionen zum Ausbruch bringen könnte. Nach einer Weile fand sie es jedoch armselig â ja herzlos â, über den
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