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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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Feuerwerkskörper losgingen, winzige Explosionen, die ihr die Kehle verbrannten und ihre Worte zischen ließen. »Soll das ein Witz sein? Du hast sie verraten! Ich habe dir etwas unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählt, und du hast es weitergegeben – an eine aus deiner Büchergruppe , Herrgott noch mal! Vielleicht ja sogar an die ganze Gruppe – oder an die ganze verfluchte Stadt!« Dana kam die Stufen herunter, ihr Finger schnellte vor. »Sie fühlt sich elend und gedemütigt , und nein , du kannst sie nicht sehen, und nein, ich will keinen Spaziergang mit dir machen. Geh doch einfach nach Hause !«
    Sie ging die Stufen zum Haus wieder hinauf und machte die Tür hinter sich zu. Ihre Knie wurden weich und zittrig, und ihre Handtasche plumpste zu Boden. Das ist die zweite Freundin, die ich verloren habe, dachte sie, und der Tag ist noch nicht einmal zur Hälfte um.
    Sie kehrte nicht zur Arbeit zurück. SMS kreuzten Cotters Rock in alle Richtungen, als wären sie hungrige Heuschrecken auf der Suche nach ihrer nächsten gerüchteschweren Mahlzeit. Diejenigen unter ihnen, die bei Morgan landeten, lasen sich in der Regel etwa so: WARUM HAST DU LÜGEN ÜBER KIMMI ERZÄHLT ?
    Darby gab ihr den Rat: VLLT . SOLLTEST D . MORGEN KRANK ZUHAUSE BLEIBEN .
    Devynne kam direkt zur Sache: DU HAST KEINE FREUNDE MEHR LOSER .
    Morgan war außer sich vor Scham und Sorge und konnte sich erst am Nachmittag etwas beruhigen, als sie sich an ihr Referat mit dem Titel: »Der Wolf: Jäger oder Beute?« setzte. Dana rief Tony an, um ihm zu sagen, dass es einen kleinen Notfall gebe und sie heute nicht mehr zur Arbeit kommen könne.
    Â»Kein Problem«, sagte er. Nach der Art des Notfalls fragte er nicht.
    An diesem Abend zu Bett zu gehen, hätte eine Erleichterung sein müssen. Morgan schlief schon. Sie war weg gewesen, kaum dass sie sich hingelegt hatte; die Adrenalinflut, die sie den ganzen Tag überschwemmt hatte, hatte sie todmüde gemacht.
    Diesmal war es Dana, die nicht schlafen konnte, denn sie wusste, wie schlimm der nächste Tag werden würde. Es war verlockend, Morgan zu Hause zu behalten, die Heuschrecken einen Tag lang an dem saftigen Leckerbissen des Skandals knabbern zu lassen und zu hoffen, dass er sie am Donnerstag schon nicht mehr reizen würde. So hatte es ihre eigene Mutter gemacht, als ihr Vater gegangen war: Sie hatte Dana und Connie erlaubt, zu Hause zu bleiben. Und Dana hatte sich daraufhin unter ihrer Ballerinabettdecke zusammengerollt und den unglaublich sinnlichen Blick von David Cassidy auf sich ruhen lassen, der aus dem Poster an der Zimmerdecke auf sie herabschaute. Während sie so dalag, dachte sie sich Geschichten aus, die das Verhalten ihres Vaters erklären könnten, denn sie wünschte sich verzweifelt, dass eine freudigere – oder zumindest nicht ganz so tragische – Erklärung ans Tageslicht käme. Beinahe glaubte sie selbst, dass das eines Tages passieren würde. Beinahe.
    Am darauffolgenden Tag hatte sie mit Bedacht ihre beste Cordhose und eine Kunstseidenbluse angezogen und den Fön so lange betätigt, bis er ihr den Schädel verbrannte, während sie ihre Haare in eine Außenwelle à la Farrah Fawcett drehte. Vielleicht würde ja nicht die ganze siebte Klasse ihr aus dem Weg gehen, wenn sie normal aussähe – besser als sonst, aber nicht deutlich anders.
    Es hatte nicht funktioniert. Selbst ihre besten Freundinnen waren ratlos gewesen und hatten sie zwar zum Mittagessen bei sich sitzen lassen, aber kein Wort mit ihr geredet. Was hätte sie nicht darum gegeben, wieder nach Hause und unter dieses Poster zu kriechen, in David Cassidys braun gebrannte, gefühlvolle Arme.
    Connie lehnte das Angebot ihrer Mutter ab und ging zur Schule. »Ich bin in der dritten Klasse«, hatte sie gesagt. »Die wissen das wahrscheinlich gar nicht.« Als Dana sie nachmittags ausquetschte, war die Einzige, die etwas gesagt hatte, »Patsy McCarthy, die ganz im Ernst glaubt, dass sie eines Tages eine Heilige wird«, hatte Connie gespottet. »Als wär das ein richtiger Beruf.«
    Besser, Morgan bringt es hinter sich , entschied Dana, die angespannt in ihrem Bett lag. Besser erst gar nicht schwach oder schuldig erscheinen . Doch die Vorstellung, wie sie am nächsten Tag ihre zerbrechliche Tochter in den Kampf schickte, ließ Danas Muskeln vor mitempfundenem Schmerz zucken. Morgan war mit nichts

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