Die Zufalle des Herzens
verpasst hatte, erinnerte der Geschmack, den sie beim Aufwachen im Mund hatte, an den einer dicken, geronnenen SoÃe. Durch den Nebel hindurch, der ihr an Schlafentzug leidendes Gehirn verhüllte, versuchte sie fieberhaft, sich an den Reinigungstee zu erinnern, den sie mit Dermott McPherson getrunken hatte. War das erst fünf Tage her? Zitronen , fiel es ihr wieder ein, und sie schleppte sich nach unten.
»Wir machen Arme Ritter!«, rief Grady, als sie die Küche betrat. »Guck mal, Mom, hier. Guck mir zu, ich kannâs jetzt!« Er nahm ein Ei aus dem Karton, streckte die Hand nach oben aus und lieà sie mit Karacho auf den Rand der Schüssel hinabsausen. Das Ei brach auseinander, Schalenstücke flogen herum, glänzendes Eiweià rann auf die Arbeitsfläche. »Verdammt«, murmelte er.
»Immer sachte, G«, sagte Alder in bewunderndem Ton. »Wer bist du, Iron Man oder was?« Nach der Küchenrolle greifend sagte sie zu Dana: »Ich glaube, Morgan liegt noch im Bett.«
Dana fand ihre Tochter, vollständig angezogen, bis zum Kinn unter der Decke. »Ich schaffâs nicht«, sagte sie. Und obwohl Dana versuchte, sie davon zu überzeugen, dass es am nächsten Tag nur noch schlimmer sein würde, rührte Morgan sich nicht. »Ich kann einfach nicht.« Damit drehte sie sich zur Wand.
Dana schickte Grady und Alder los. Dann brühte sie sich, da es im Haus keine Zitronen gab, einen kochend heiÃen Schwarztee auf, der zwar im Hals brannte, aber half, den Geschmack von geronnener Hollandaise aus ihrer Kehle zu vertreiben. Ihre Mittwochsliste, eine Aufstellung sämtlicher Hausarbeiten, die sie vor der Arbeit erledigen wollte, starrte sie von ihrem Platz am Kühlschrank an, gefangen von einem Magnetbutton mit der Aufschrift SCHÃNE SAUEREI !
Das Telefon klingelte. »Ich binâs«, sagte Kenneth. »Ich habe ein Meeting verschoben, damit ich heute Nachmittag da sein kann, während du arbeitest.«
»Danke«, sagte Dana. »Ich habe gestern zur Mittagspause aufgehört und bin nicht wieder hingegangen. Vielleicht sollte ich versuchen, heute so viel wie möglich zu arbeiten.«
»Ich glaube, es ist nicht gut, sie unbeaufsichtigt zu lassen«, sagte er steif.
»Kenneth, wenn du nur eine Minute lang denkst â¦Â«
»Moment«, unterbrach er sie. »Ich wollte nicht so klingen, als ob ⦠Ich wollte dir nur sagen, dass ich kommen werde.«
Es klopfte in der Leitung. »Gut«, sagte sie. »Ich muss auflegen. Jemand klopft an.«
»Ich finde, wir sollten versuchen, uns nicht zu streiten«, verkündete er.
»Einverstanden. Ich muss auflegen.« Sie drückte die R-Taste an ihrem Handy.
»Hallo, wunderhübsches Mädchen.«
Wer zum � , dachte Dana für den Bruchteil einer Sekunde. Dann erinnerte sie sich. »Hallo, Jack.«
»Heute pfeifen wir aufs Hebron Diner. Ich finde, heute lassen wirâs krachen und gehen ins Sheraton!«
Ach du liebes bisschen! , dachte Dana. Als ob ich am helllichten Tag Zeit für Sex hätte.
»Zum Frühstück«, fügte er rasch hinzu. »Nicht um ein Zimmer zu nehmen oder so ⦠Es sei denn, du möchtest â¦Â«
Sie schloss die Augen, zwang sich, ihn nicht anzufahren. »Das ist wirklich eine nette Idee, Jack, aber hier ist der Teufel los, sodass ich leider gar nicht mit frühstücken gehen kann. Morgan ist heute zu Hause geblieben â sie hat, äh ⦠ihr geht es nicht gut â, und ich muss noch ungefähr eine Million Sachen erledigen.«
»Oh.« Enttäuschung schwappte durch die Leitung herüber.
»Aber wir sehen uns ja am Wochenende«, sagte sie von Gewissensbissen geplagt. »Ach, halt. Dieses Wochenende habe ich die Kinder ⦠Lass uns nächsten Mittwoch ins Auge fassen, ja?«
»Nächsten Mittwoch?« Er klang wie Grady, der nicht glauben wollte, dass er Kenneth erst in zwei Wochen wiedersehen würde.
»Ich wünschte, die Dinge wären nicht so kompliziert. Aber es liegt nicht in meiner Macht â das verstehst du doch, oder?« Er antwortete nicht sofort, und die Gewissensbisse drückten sie noch mehr. »Ich würde wirklich gerne mit dir frühstücken, Jack. Ehrlich. Ich wünschte, wir könnten uns einfach ein Zimmer mieten und den ganzen Tag zusammen verbringen.«
»Wirklich?«
»Ganz bestimmt.«
Und er schien zufrieden, fand sie.
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