Die Zufalle des Herzens
eigentlich auch sonst nicht.«
»Wie geht es ihr?«
»Gut«, sagte er knapp, ein deutliches Zeichen, dass er nicht die Absicht hatte, dieses Thema weiterzuverfolgen.
»Marie ist übrigens eine Wicca«, sagte sie zu ihm.
»Super.«
»Hast du das schon gewusst?«
»Nein, aber jetzt im Moment interessiert Marie mich eigentlich nicht.« Er lehnte sich auf der Couch zurück und verschränkte die Arme.
Sie betrachtete ihn einen Moment und besann sich ihres ersten Eindrucks von ihm. Eine Vogeltränke: klein und gedrungen, seine grundlegende Güte ein offenes Becken. Sie holte Luft und lieà sie wieder ausströmen. »Gut«, sagte sie. »Ich bin ein bisschen durch den Wind.«
»Weil â¦Â«
»Weil ich nicht genau weiÃ, was ich fühle. Ein Teil von mir fühlt sich mit dir so wohl, als würde ich dich schon mein ganzes Leben lang kennen. Und ich vertraue dir. Sehr.«
»Vielleicht zu sehr«, mutmaÃte er.
»Ja! Und das macht mir höllisch Angst. Du bist ein toller Mensch, aber vollkommen bist du nicht.«
»Na ja«, sagte er, »ich würde doch meinen, dass ich ein bisschen mehr in der Birne habe als der letzte Kerl, mit dem du zusammen warst.«
Sie lachte auf. » Das ist mal sicher.«
Er löste seine verschränkten Arme und erlaubte sich ein Lächeln.
»Es ist nur so«, sagte sie, »dass man manchmal mit weniger in der Birne leichter klarkommt. Man ⦠bindet sich nicht so stark.«
»Was sich als nützlich erweist, wenn man verlassen wird.«
»Wow«, hauchte sie, den Blick auf die Hände gesenkt, als diese Wahrheit sie wie eine Monsterwelle überrollte. »Das ist ganz schon verkorkst.«
»Wir haben alle unsere kleinen Probleme«, sagte er.
»Connie meint, das Problem mit mir sei, dass ich zu normal wirke. Ich sollte âºmeine Psychose annehmenâ¹.« Sie zeichnete mit den Fingern GänsefüÃchen in die Luft.
»Klingt, als hätte Connie dich durchschaut.«
»Dasselbe sagt sie von dir .«
»Sie wird mir immer sympathischer.«
»Connie nennt dich immer noch Santa«, gab Dana zu bedenken.
Seine Augen verengten sich. »Dieser Aspekt allerdings weniger.«
Eine Weile saÃen sie schweigend da, durch die braune und preiselbeerfarbene Behaglichkeit des Raums vor der bitteren Kälte drauÃen geschützt. »Das ist ein schönes Haus«, sagte sie. »Ich verstehe, warum du nicht umgezogen bist.«
Mit einem Nicken signalisierte er Zustimmung und Dank. »Dana«, sagte er. »Warum bist du hier?«
Du fehlst mir, dachte sie, wusste aber, dass das nicht genügte. »Ich möchte ⦠ich möchte es gerne versuchen.«
»Wirklich?«
»Ja.«
»Nicht nur, weil du etwas unfassbar Trauriges erlebt hast und eine starke Schulter brauchtest, um dich auszuweinen?«
»Also ⦠um ehrlich zu sein, ich hatte schon die ganze Zeit an dich gedacht, und das hat gewissermaÃen nur den Ausschlag gegeben. Der Teil mit der starken Schulter allerdings weniger als der Wunsch, dich nicht zu verlieren.«
»Was veranlasst dich zu dem Gedanken, du würdest mich verlieren?«
»Tony«, sagte sie, »du bist ein sehr verständnisvoller Mann und so, aber alles lässt du dir auch nicht gefallen. Das ganze âºLass uns einfach Freunde seinâ¹-Ding würdest du nicht mitmachen.«
Der Hauch eines Lächelns huschte über sein Gesicht. »Klingt, als hättest du mich durchschaut.«
»Hoffentlich ⦠das wünsche ich mir.«
Er steckte den Arm unter ihrem durch und ergriff ihre Hand. Sie rutschte an seine Seite, lieà den Kopf auf die Rückenlehne der Couch sinken und spürte, wie ihre Schultermuskeln den Griff um ihren Nacken lockerten. Als er die FüÃe auf den niedrigen Eichencouchtisch legte, tat sie es ihm nach. Sie unterhielten sich oder saÃen schweigend da und lauschten dem Gurgeln und Knacken der Heizung, die sich an- und ausschaltete, und dem Wind, der die Bäume ans Haus schlagen lieÃ. Um halb zwölf sagte sie: »Ich sollte wohl mal nach Hause fahren.«
Er brachte sie zur Tür und half ihr in den Mantel. In dem Moment, als er die Hand nach dem Türknauf ausstreckte, schlang sie die Arme um ihn und küsste ihn. Es hatte mehr als ein flüchtiger Kuss sein sollen, aber nicht viel mehr â und dennoch ging er weiter, eine Entdeckungsreise, eine
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