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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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konnte letztlich aber nur das Gesicht vor Schmerz verziehen.
    Â»Mensch, wissen Sie eigentlich, dass Sie bluten?«, sagte der Angestellte, dessen Bart vereinzelt um seine Akne herum wuchs.
    Dana legte die Finger auf ihre Oberlippe, die sich seltsam geschwollen anfühlte, und als sie sie dann anschaute, waren ihre Finger blutig. »Oh«, hauchte sie. »Ich habe mir den Mund angeschlagen.«
    Â»Sind Sie deshalb vorhin auf dem Parkplatz ausgeflippt?«
    Â»Haben Sie das gesehen?«
    Â»Klar, wir haben es alle gehört und sind gleich zum Fenster rüber.« Er wippte mit dem Kopf und schmunzelte bei dem Gedanken daran. »Aber was sollte denn das mit der Hupe?«, fragte er. »Das war ja schon irgendwie krank .«
    Dana schüttelte den Kopf. »Bitte«, flehte sie ihn an, »sagen Sie mir einfach, was ich zahlen muss.«

- 10 -
    B is sie wieder im Auto saß, konnte Dana ihre Gefühle unter Kontrolle halten, doch dann ergriff die Demütigung von ihr Besitz wie Krähen von einem überfahrenen Tier. Als sie die Spur wechselte, stiegen ihr Tränen in die Augen. Da sah sie nämlich, dass der Außenspiegel auf der Beifahrerseite an einem dünnen, wie eine Ader bloßliegenden roten Draht hing. Anscheinend war sie der Straßenlaterne nicht vollständig ausgewichen. Bei jeder Kurve schlug der Spiegel gegen das Türblech. Bei jedem Scheppern musste sie noch heftiger weinen.
    Wieder zu Hause, riss sie den schlenkernden Spiegel ganz ab. Was macht man mit einem amputierten Autoteil? , fragte sie sich, bevor sie es schließlich ganz hinten in den Garderobenschrank stopfte. Dann ging sie zum Badezimmerspiegel und rollte mit den Daumen vorsichtig die Lippe hoch. An der Innenseite klaffte eine kleine Wunde, und von ihrem Schneidezahn fehlte ein dreieckiges Stück.
    Ach du meine Güte, dachte sie, ich sehe aus, als käme ich direkt aus irgendeiner Comedy-Serie im Fernsehen, und wieder fing sie an zu weinen.
    Schließlich hatte sie sich so weit gefangen, dass sie sich einen Plan zurechtlegen konnte. Morgans Party fand am nächsten Abend statt, und sie konnte den Gästen Chips und Käse-Dip nicht mit einem abgebrochenen Zahn anbieten. Obwohl sie eine erneute Begegnung mit Dr. Sakimoto gerne vermieden hätte, wählte sie die Nummer. Sie würde ihm sagen, dass sie sich mit dem Thema Erbrechen bereits beschäftige. Das müsste genügen.
    Niemand hob ab, und der Anrufbeantworter ging auch nicht an. Während sie an einem Stieleis lutschte, um ihre Lippe zu kühlen, wählte Dana noch einmal, mit demselben Ergebnis. Das ist doch lächerlich, dachte sie. Irgendjemand musste da sein. Sie sagte sich, dass sie Probleme mit dem Telefon haben mussten, und stieg ins Auto, nicht ohne vorher nach Nagern Ausschau zu halten, die unter den Sitzen lauerten.
    Als sie die schwere Glastür aufschob und die Praxis betrat, war die Anmeldung nicht besetzt, im Wartezimmer saßen jedoch Leute. Das Telefon schien vor lauter Klingeln aus seiner Basisstation springen zu wollen. »Wo sind sie denn alle?«, fragte sie einen älteren Herrn.
    Â»Hier ist keine Menschenseele!«, brüllte er, als wäre das klingelnde Telefon ein Nebelhorn. »Ich hab jetzt wirklich die Nase voll.« Damit rappelte er sich von seinem Stuhl hoch und ging.
    Außer Dana befand sich im Wartezimmer jetzt nur noch eine junge Mutter mit einem Kindergartenkind auf dem Schoß. Das kleine Mädchen sah unglücklich aus, und die Mutter flüsterte ihr etwas ins Ohr. »Ich will aber nicht«, beharrte das Kind lautstark. Wieder flüsterte die Mutter. Das Mädchen antwortete: »Ist mir egal, wenn sie alle ausfallen. Dann esse ich eben nur noch Kartoffelpüree!« Und fing an zu weinen.
    Die Mutter seufzte. »Ich weiß, es ist erst zehn Uhr«, sagte sie zu Dana, als sie aufstand, um zu gehen, und sich dabei das Kind auf die Hüfte schob, »aber es war schon jetzt ein wirklich langer Tag.«
    Für uns beide, Sie und mich, dachte Dana, jetzt allein im Wartezimmer. Wieder fing das Telefon an zu klingeln. »Meine Güte«, murmelte sie auf dem Weg zur Anmeldung. Sie streckte über den hohen Tresen die Hand nach dem Telefon aus und hob ab. »Hallo, Cotters Rock Dental Center.«
    Â»Ja, also, ich habe diese Rechnung hier, und die kann nicht stimmen. Das kann einfach nicht sein, sag ich zu meiner Frau. Und jetzt ruf ich diesen Zahnarztmenschen an und frag

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