Die Zufalle des Herzens
bei. Er war die einzige Einkommensquelle ihres Haushalts. »Aber wie soll ich dann â¦Â«
»Ich weië, unterbrach er sie. »Es ist mir auch schrecklich unangenehm. Aber in sechs Monaten oder einem Jahr ist alles wieder wie früher. Bei den ganzen Kollegen, die zu anderen Firmen gehen, werden eine Menge Kunden zu übernehmen sein.«
»Aber was soll ich bis dahin machen?«
»Du wirst dich wohl ein bisschen einschränken müssen. Zum Beispiel ist es ja wirklich nett, Alder aufzunehmen, sie ist ein liebes Kind und alles, aber jetzt ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt, um noch jemanden durchzufüttern.«
»Sie isst gar nicht so viel, und sie ist â¦Â«
»Ich meine nur, du könntest ein paar Kosten streichen. AuÃerdem, finde ich, ist es vielleicht an der Zeit ⦠na ja â¦Â«
»Was?« Allmählich wurde ihr angst und bange. »Zeit, wozu?«
»Du wolltest doch sicher nicht ewig zu Hause bleiben â Grady ist in der zweiten Klasse. Was könntest du mit der ganzen Zeit anfangen, wenn die Kinder nicht da sind? So viel Geschirr kann man doch gar nicht zu spülen haben.«
Nicht dass die Vorstellung zu arbeiten ihr fremd gewesen wäre. Schon vor einem Jahr hatte sie angefangen zu überlegen, ob sie sich nicht einen Halbtagsjob suchen sollte. Doch dann war ihre Ehe in die Brüche gegangen, und ihre Pflichten hatten sich mit einem Mal verdoppelt. Allein die emotionale Erschöpfung hatte sie jeden Abend todmüde ins Bett fallen lassen. An bezahlte Arbeit war nicht mehr zu denken gewesen.
Was sie jedoch schockierte, war, dass er nicht sah, inwiefern er persönlich ihr Leben so unglaublich viel schwerer gemacht hatte. Er schien zu denken, dass sie den ganzen Tag herumtrödelte, die Pflanzen spritzte und die Tupperdeckel neu sortierte. Dieses Haus, diese Familie, das war ihr Unternehmen, und sie hatte ihren eigenen Geschäftsrückgang gehabt, der hieÃ: Mein Mann hat mich wegen einer anderen Frau verlassen. Als Folge davon war Dana befördert worden; sie war jetzt Vorstandsvorsitzende, Finanzchefin und leitende Geschäftsführerin in einem. Sein völliges Unverständnis ärgerte und kränkte sie dermaÃen, dass sie nur hervorstoÃen konnte: »Kenneth, wenn du auch nur für eine Minute glaubst, dass ich bloà herumsitze â¦Â«
»Nein«, beschwichtigte er sie, »so habe ich es doch gar nicht gemeint. Es tut mir leid, wenn du es falsch verstanden hast.«
»Wenn ich es falsch verstanden habe ⦠wenn ich ⦠«
»Dana, hör doch mal einen Moment auf und denk nach. Es ist nicht zu viel verlangt, wenn ich dich bitte, mal langsam einen Beitrag zu leisten.«
Da legte sie auf. Noch nie in ihrem Leben hatte Dana einfach aufgelegt, aber ihr Finger schnellte vor und drückte auf den kleinen Knopf, und dann warf sie den Hörer so fest auf den Teppich, dass die rückwärtige Klappe abging und die Batterie heraussprang.
Mal langsam einen Beitrag leisten, hatte er gesagt. MAL LANGSAM einen Beitrag leisten! Als wäre sie bisher nur bequem mitgefahren. Und was für eine Fahrt war das gewesen! Oh ja, schimpfte sie vor sich hin, ich habe GLÃCK gehabt, was? Verheiratet mit einem Mann, der die emotionale Intelligenz von ALGEN besitzt! Sitzengelassen wegen eines KINDES mit straffer Haut und einem schlechten Geschmack bei der EINRICHTUNG ! Und JETZT ! , dachte sie. JETZT muss ich mich mit weniger Geld durchwursteln und mir beleidigende Kommentare über die Qualität meines Zeitmanagements gefallen lassen! Dana schlug die Daunendecke zurück und schlüpfte in ihre Pantoffeln. GESCHIRRSPÃLEN ! , kochte sie, während sie an den Schlafzimmern der Kinder vorbeihuschte. Er hat keine Vorstellung davon, was es braucht, um diesen Haushalt zu schmeiÃen und für seine Kinder zu sorgen ⦠Keine Vorstellung von IRGENDWAS â¦
Und das war der springende Punkt. Es ging gar nicht so sehr darum, dass sie mit Haushalt und Kindern so beschäftigt gewesen wäre, dass sie nicht eine Halbtagsstelle hätte bewältigen können â etwas mit familienfreundlichen Arbeitszeiten, obwohl diese Jobs in der Regel schlecht bezahlt und langweilig waren. Nein, es war die Erkenntnis, dass der Mann, den sie bis in den Tod zu lieben geschworen hatte, sie nie wirklich verstanden oder geschätzt hatte.
Die Leere in ihrem Magen dehnte sich plötzlich aus wie ein Blasebalg, und
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