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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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Ansprache hatte sie schon so oft gehalten, dass sie klang, als wäre sie im Voraus aufgenommen worden. Im Übrigen war sie durch Kenneth abgelenkt, der auf der anderen Seite von Morgan saß und den Saum seiner Jackenärmel umklammert hielt, als unterzöge er sich einer Untersuchung im Senat.
    Â»Ob er zu meinen Konzerten kommt oder nicht, ist mir völlig wurscht «, beharrte Morgan. »Genau genommen wäre es mir sogar lieber , er käme nicht. Ihr sitzt immer ganz vorne, und ich kann sehen, wie er an seinem Hemdkragen kaut oder sich in der Nase bohrt, und dann verpatze ich alles. Ich schwöre dir, ich würde wirklich besser spielen, wenn du ihn zu Hause ließest!«
    Â»Morgan, bitte, es reicht.«
    Â»Findest du das vielleicht fair, Dad? Grady weiß nicht mal, dass ich hier bin. Durch die Stäbe in dem dämlichen Helm sieht er doch kaum was. Vermutlich kriegt er genauso wenig mit, dass du hier bist.«
    Â»Er kriegt sehr wohl mit, dass wir hier sind, Morgan«, sagte Kenneth. »Und streite dich nicht mit deiner Mutter darüber.«
    Morgan gab ein frustriertes Stöhnen von sich. »Kann ich wenigstens eine heiße Schokolade haben?«
    Kenneth zog ein paar Scheine aus seiner Brieftasche und sagte: »Hol deiner Mutter und mir auch eine.«
    Â»Ich möchte keine, danke«, sagte Dana. Wann hatte er ihr zum letzten Mal ein dick machendes Getränk wie heiße Schokolade spendiert? Er ging immer davon aus, dass sie Diät-Limo oder Wasser trinken wollte.
    Â»Dann was anderes?«, fragte er.
    Â»Nein danke, im Moment nicht.«
    Morgan warf ihrer Mutter einen Blick zu. Dann machte sie sich auf den Weg durch die spärlich besetzten Ränge nach unten, wobei sie von einer Sitzreihe zur nächsten hüpfte.
    Â»Das mit gestern Nacht tut mir leid«, sagte Kenneth rasch. »Das war nicht … Niemand hatte die Absicht …«
    Dana starrte geradeaus. »Ich mache mir große Sorgen um Morgan«, murmelte sie. Obwohl niemand in ihrer Nähe saß, sprach sie leise. Kenneth beugte sich zu ihr und rutschte auf der Bank noch ein paar Zentimeter näher.
    Â»Warum?«, fragte er. Besorgnis sprach aus seiner Stimme, aber Dana wusste, dass auch Erleichterung über den Themenwechsel dabei war. Sie gab ihm eine kurze Zusammenfassung: der angegriffene Zahnschmelz, die Tatsache, dass sie sich mit Kuchen vollgestopft hatte, Spuren von Erbrochenem im Bad, und, am allerwichtigsten, Morgans mangelnde Leugnung.
    Â»Wie wirst du damit umgehen?«, fragte Kenneth.
    Â»Wie werden wir damit umgehen«, berichtigte sie ihn. »Ich bin hier nicht der einzige Elternteil, Kenneth.«
    Â»Das weiß ich«, brummte er. »Ich meine nur, du scheinst immer einen Plan parat zu haben. Du hast ein Talent dafür, solche Sachen rauszukriegen.«
    Er findet, ich hätte ein Talent dafür? Das ließ Dana erst einmal sacken. »Morgen werde ich den Vertrauenslehrer anrufen. Und Dr. Sakimoto hat mir eine Liste mit entsprechenden Hilfsgruppen gegeben. Aber wir müssen hier zusammenarbeiten. Lass dich nicht durch alles Übrige ablenken.«
    Â»Natürlich nicht!«, erwiderte er. Morgan war auf dem Rückweg zu ihnen. »Du brauchst mich bloß auf dem Laufenden zu halten. Mehr verlange ich gar nicht. Ich bin ihr Vater«, fügte er hinzu.
    Â»Ja, das weiß ich«, murmelte Dana.
    Morgan kam zu ihrem Rang herauf, in den Händen zwei Styroporbecher mit heißer Schokolade, und gab ihrem Vater einen. »Kannst du ein Stück rücken?«, sagte sie, bevor sie ihren vorherigen Platz zwischen ihren Eltern wieder einnahm. Den anderen Becher hielt sie Dana hin. »Wir können sie uns teilen«, sagte sie. »Du nimmst den ersten Schluck.«
    Als am nächsten Morgen die Kinder aus dem Haus waren, rief Dana in der Middle School an und fragte nach dem Vertrauenslehrer, Mr Kresgee. »Ich bin Morgan Stellgartens Mom. Sie ist in der sechsten Klasse.«
    Â»Ach ja, Morgan, ja.« Seine Stimme hatte etwas Näselndes. »Zu diesen Kids hab ich noch nicht so den rechten Draht – die sind ja erst seit einem Monat da. Aber den krieg ich schon noch. Dafür hab ich nämlich ein Händchen.«
    Dana wusste nicht so recht, was sie von ihm und seinem »Händchen« halten sollte, machte aber tapfer weiter und schilderte ihm ihr Anliegen. Allein die Worte auszusprechen, tat schon weh, aber Mr Kresgee reagierte mit onkelhafter

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