Die Zufalle des Herzens
beiden?«, fragte Dana, tadelte sich aber im nächsten Moment selbst. Sollte Essen wirklich das Erste sein, worüber gesprochen wurde? Vermutlich nicht. Und doch hieà es im Internet, man solle gesundes Essen fördern â¦
»Hm«, sagte Morgan, auf Kimmis Antwort wartend.
»Nein danke«, sagte Kimmi. »Eigentlich esse ich nicht gerne zwischen den Mahlzeiten.«
»Komm, wir gehen rauf in mein Zimmer«, sagte Morgan, und die Mädchen verschwanden in Richtung Treppe.
Kurz darauf klingelte das Telefon.
»Ãh, hi ⦠Ist da die ⦠Ist das da, wo ⦠Ich möchte Alder Garrett sprechen. Ist sie, äh ⦠da?« Die Stimme war leise und sonor, aber das Stottern lieà ihn klingen, als wäre er ungefähr vierzehn. Dana grinste. SüÃ, die Nervosität dieses jungen Mannes. Vielleicht rief er an, um sich mit Alder zu verabreden. Vielleicht würde sie jetzt aufhören, mit Jet, der Kifferin, rumzuhängen.
»Sie ist noch nicht aus der Schule zurück«, sagte sie zu ihm. »Kann ich mir Ihren Namen aufschreiben und ihr sagen, sie möchte Sie zurückrufen?«
»Oh.« Der Anrufer überlegte einen Moment lang, was er als Nächstes tun sollte, und gab dabei eine preisverdächtige Folge von »Ãhs« und »Hms« von sich. Endlich beschloss er, wieder richtige Wörter zu benutzen. »Hat sie ein Handy?«
»Leider nicht«, sagte Dana.
»Sturkopf.« Er schmunzelte. »Okay, gut. Könnten Sie ihr sagen, dass E angerufen hat? Eigentlich Ethan, aber sie nennt mich E. Und, äh ⦠könnten Sie ihr sagen, sie bitten, dass sie mich anruft?«
»Sie hat Ihre Nummer?«
»Ja«, seufzte er, obwohl Dana nicht genau wusste, ob es ein glücklicher oder ein trauriger Seufzer war. »Sie kann sie auswendig.«
An diesem Abend bereitete Dana das Essen so zu, als würden Ernährungswissenschaftler am Tisch sitzen und keine Kinder. Sie machte gebackene Schollenfilets, abgerundet mit ein paar Butterflöckchen und Semmelbröseln â und dazu braunen Reis, Spinatsalat, gedünstete grüne Bohnen und glasierte Karotten.
»Was soll dieses ganze Gemüse?«, fragte Morgan.
»Nur der Versuch, gesund zu essen«, sagte Dana. »Nehmt, so viel ihr wollt.«
»Das ist einfach«, sagte Grady. »Ich nehme gar nichts.«
»Grady«, sagte Dana erschöpft, »du brauchst ja keine ganze Portion zu essen, aber nimm wenigstens einen Bissen.«
Er schnaubte. »Warum?«
»Weil â¦Â«
»Weil warum ?«
»Weil du nie weiÃt, ob du etwas magst, bevor du es nicht probiert hast.« Dana spürte, wie ihre Stimme fest wurde. »Und weil es ein ziemlicher Aufwand war, dieses Essen zu machen â da könntest du wenigstens ein bisschen Dankbarkeit zeigen.«
»Es schmeckt mir aber nicht. Warum soll ich Danke sagen für Zeug, das mir nicht mal schmeckt ?«
Ehe Dana antworten konnte, übernahm Alder die Lufthoheit über dem Tisch. »In der Schule gibt es ein Kind, das fährt überall Skateboard. Aber wirklich überall . Das Ding klebt praktisch an seinen FüÃen fest.«
Argwöhnisch, aber interessiert blickte Grady zu ihr hinüber. »Wirklich?«
»Ungelogen.« Alder nahm einen groÃen Bissen Scholle. Mit einem anerkennenden Kopfnicken sah sie Dana kurz an.
»Was kann er denn?«, fragte Grady herausfordernd.
»Alles Mögliche.« Sie schob sich eine Gabel voll Bohnen in den Mund und gab ein kleines, beifälliges Grunzen von sich.
»Kann er einen Seven-twenty?«
»So was, wo man sich zwei Mal um sich selbst dreht? Weià ich nicht. Kann sein. Jet sagt, er hängt oft im Glastonbury Skate Park rum. Wenn ich mein Auto repariert kriege, könnte ich ja vielleicht mal zum Zugucken hinfahren.«
»Das wär krass«, murmelte Grady.
»Iss eine grüne Bohne, dann hol ich dir ein Sandwich mit Erdnussbutter und Ketchup.« Zur Bestätigung, dass das akzeptabel war, suchte Alder Danas Blick. Dana zuckte einwilligend die Schultern. Sie hatte zu viel Aufhebens darum gemacht, das wurde ihr jetzt klar. Sie wollte das Richtige tun, hatte aber genau das Gegenteil erreicht.
Grady griff nach der Bohne, die Alder ihm hinhielt. Während er sie kaute, verzog er das Gesicht. »Widerlich«, sagte er und schluckte sie herunter.
Als Alder mit dem Sandwich an den Tisch zurückkam, beharrte Dana: »Bedank dich
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