Die Zufalle des Herzens
finden, war hoffnungslos, nahm also wesentlich weniger Zeit in Anspruch. Unten am Fuà der Treppe schlug ihr der Geruch von Eintopf entgegen â das Abendessen für die McPhersons! In dem ganzen Theater mit Kenneth und Morgan hätte sie es fast vergessen. Zum Glück waren das knusprige Brot, die Buttererbsen und der Apfelstreuselkuchen schon fertig eingepackt.
Alder und Jet lagen ausgestreckt auf der Couch im Fernsehzimmer, die Köpfe an den entgegengesetzten Enden, die FüÃe in spielerischem Gerangel um den Platz in der Mitte. Dana unterbrach sie bei einer kichernd ausgetragenen Meinungsverschiedenheit darüber, welches der dämlichste Horrorfilm war, als sie den Kopf hereinsteckte, um zu sagen, dass sie jetzt gehe. »Die Nummer der Kinnears steht auf dem Block in der Küche, und meine Handynummer hast du.«
»Viel Spaë, sagte Alder, während sie sich streckte, um Jet die Fernbedienung aus der Hand zu reiÃen.
»Ja, genau«, kicherte Jet und schmiss ein Kissen nach Alder. »Tierischen Spaà sogar.«
Die McPhersons lebten in der entgegengesetzten Richtung von den Kinnears in einem Viertel, wo die Häuser kleiner waren und es so schien, als wollten sie sich gegenseitig jeden Zentimeter Garten streitig machen. So sehr Dana sich gefreut hatte, Mrs McPherson und ihre Tochter im Supermarkt zu treffen, so sehr hoffte Dana jetzt, dass niemand an die Tür kam, damit sie das Essen nur schnell abstellen konnte.
Da der Eintopf übergeschwappt war, hatte sie sich beim Hochheben die Hände beschmiert. Nachdem sie sich die Tüte mit den Beilagen ans Handgelenk gehängt und den Topf mit den Fingerspitzen zur Tür getragen hatte, drückte sie den Klingelknopf und begann leise bis zehn zu zählen. Falls sie fertig wäre, ehe jemand öffnete, würde sie das Essen in der Kühlbox von COMFORT FOOD auf der Eingangsstufe stehen lassen. Eins ⦠zwei â¦
Der Türknauf begann sich hin und her zu drehen, und dann hörte man ein pochendes Geräusch. Die Person auf der anderen Seite klopfte an, als wäre sie es, die hineinzukommen versuchte. »Mama!«, rief ein dünnes Stimmchen. »Ma-maaaa! Tür ist zu!« Die Tür fing an zu beben, als von der anderen Seite rhythmisch an dem Knauf gerüttelt wurde.
Jemand rief von weiter weg, die Worte wurden jedoch deutlicher, je näher sie kamen. »⦠Moment! Ich kann immer nur sechzehn Sachen auf einmal machen.« Die Tür ging auf, und dahinter stand Mrs McPherson, die sich gerade ein pausbackiges Kleinkind auf die Hüfte schwang.
»Tut mir leid, dass ich so spät dran bin«, sagte Dana.
»Nein, bitte, das ist vollkommen in Ordnung. Es ist so nett von Ihnen, dass Sie überhaupt kommen.« Mrs McPherson lächelte schüchtern und öffnete die Fliegengittertür. Sie wirkte ruhiger als bei den Begegnungen zuvor. Die Haut um ihre Augen lag in sympathischen Fältchen; sie machte einen fast hoffnungsfrohen Eindruck. »Mrs Stellgartens Menüs schmecken uns immer, stimmtâs, mein Klammeräffchen?«, sagte sie zu ihrem kleinen Sohn, während sie ihn fest umarmte, was ihn zum Gicksen brachte.
»Bitte nennen Sie mich Dana.«
»Also, Dana, ich muss zugeben, dass Sie unsere Lieblingsköchin sind«, sagte sie über die Schulter, während sie zur Küche vorausging. »Wobei wir uns natürlich über jedes Essen freuen, das die Leute uns bringen.« Damit setzte sie den kleinen Jungen auf der hellbraunen Resopaltheke ab, die mit blassen Flecken besprenkelt war. »Aber eins steht fest: Ihres kriegt hier im Haus die meisten Punkte.«
Dana stellte den Eintopf zwischen Filzstiften und vereinzelten Bögen Bastelpapier auf den Küchentisch. »Das ist viel mehr Lob, als ich von meiner eigenen Familie bekomme«, sagte sie seufzend.
»Klar.« In Hüfthöhe an die Theke gelehnt, um mit ihrem Körper den kleinen Jungen vor dem Fallen zu bewahren, lächelte Mrs McPherson spöttisch.
Dana erwiderte ihr Lächeln. »Ich weià Ihren Vornamen gar nicht«, sagte sie.
»Mary Ellen.«
Dana hielt ihr die vom Eintopf klebrigen Hände hin und bat: »Könnte ich vielleicht �« Mary Ellen drehte das Wasser im Spülbecken auf und lieà es laufen, bis es warm war. »Wie geht es ihm?«, murmelte Dana, während sie sich die Hände wusch und überlegte, wo im Haus sich Mr McPherson wohl
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