Die Zufalle des Herzens
fünfzehn Uhr ging, wenn sie bereit wäre, Liegengebliebenes am nächsten Morgen zu erledigen. Mittwochs arbeitete er allerdings von zwölf bis acht, und er hoffte, sie würde für diesen Tag eine regelmäÃige Betreuung für ihre Kinder organisieren können.
»Oh, das kriege ich hin«, sagte Dana, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, wie. Trotz dieses Hakens verspürte Dana ein siegesgewisses Prickeln. Sie hatte es geschafft. Ab Montagmorgen hatte sie offiziell einen Job.
»Bitte, Dad!«, bettelte Morgan. In ihrer coolsten Jeans und ihrem knappsten Shirt saà sie ihm an diesem Abend im Esszimmer gegenüber. »Mom bringt mich dann zu dir. Kimmi wartet schon auf mich!«
Kenneth bemühte sich nach Kräften, seine Gesichtszüge nicht entgleisen zu lassen, doch dadurch, dass er seine Backenzähne zusammenpresste, sah man seine Schläfen vor Wut pochen. »Mom hätte das erst mit mir abklären müssen â¦Â«
»Morgan«, mahnte Dana, »ich habe dir gesagt, es ginge nur, wenn Dad nichts dagegen hätte.«
»⦠aber da sie das nicht für nötig gehalten hat«, fuhr Kenneth fort, »bin ich mal wieder der Buhmann.«
»Mein Gott, Dad, warum denn? Danach bin ich doch das ganze Wochenende bei dir. Und werde auch besonders kooperativ sein â nicht mit Grady zanken oder Tina ignorieren, das verspreche ich. Aber du musst mich zu Kimmi gehen lassen!«
Kenneth warf Dana einen vernichtenden Blick zu. »Morgan.« Seine Stimme rang um Geduld. »Heute ist Tinas Geburtstag. Sie wird dreiÃig, und sie wünscht sich sehr, dass es ein besonderer Tag wird. Besonders heiÃt, dass wir alle vier zusammen ihren Geburtstag feiern. Da gibtâs gar keine Wahl.«
Morgan wandte sich zu Dana um und heulte: »Mom!«
»Ich wusste nicht, dass Dad etwas vorhatte, Liebes. Wir hätten uns vorher mit ihm absprechen müssen â¦Â«
» ICH HASSE EUCH BEIDE !«, schrie Morgan und stampfte aus dem Zimmer.
Kenneth richtete sich zu seiner ganzen GröÃe auf. »Ist dir eigentlich klar, wie sehr du mich unterminiert hast? Jetzt wird sie den ganzen Abend sauer auf mich sein und Tina den Geburtstag verderben. Ich hätte gute Lust, sie zu ihrer verdammten Freundin gehen zu lassen, nur damit Tina nicht gekränkt wird!«
Dana wurde ganz flau, aber nicht wegen Kenneths möglicherweise ruiniertem Abend. Ganz hinten in ihrem Kopf ging ein winziges Alarmsignal los: Tina wird dreiÃig, und sie besteht darauf, ihren Geburtstag mit Kenneth UND seinen Kindern zu verbringen? »Wir alle vier«, hatte er gesagt. Das war immer etwas Besonderes gewesen. Früher war es etwas Besonderes gewesen , dachte Dana. Damals war ich noch eine von den vieren .
»Es war ein Versehen«, sagte sie trocken zu ihm. »Mehr kann ich dazu nicht sagen.« Dann ging sie hinten hinaus in den Garten, wo Morgan, die Arme um sich geschlungen, vor Wut und Selbstmitleid weinte.
»AuÃerdem kann ich nicht glauben, dass du es Mr Kresgee erzählt hast!«, heulte Morgan.
Sie hatte also endlich mit dem Vertrauenslehrer gesprochen. »Ich hab mir Sorgen um dich gemacht, mein Schatz«, sagte Dana. »Ich musste mich vergewissern, dass es dir gutgeht.«
»Er ist in die Schulkantine gekommen, um mich zu holen, Mom. In der Essenspause «, zischte sie. »Ich wär fast gestorben .«
Dana konnte sich lebhaft vorstellen, wie unangenehm es gewesen sein musste, so öffentlich herausgegriffen zu werden. Wie konnte ein Vertrauenslehrer dermaÃen unbedarft sein? »Hat es denn wenigstens geholfen?«, fragte sie, wusste die Antwort aber schon, bevor sie die Frage zu Ende formuliert hatte.
Morgan schauderte es beim Gedanken daran. »Er trägt einen Cordanzug und riecht nach Senf. Mit dem spreche ich nie wieder .«
SchlieÃlich beruhigte sich Morgan, und Kenneth trieb beide Kinder hinaus zu seinem Auto. Und so sehr Dana sie auch an den Vater-Wochenenden vermisste, so war die Ruhe, die sich über das Haus legte, doch eine willkommene Erleichterung. Sie trottete nach oben, um sich für Nora Kinnears Cocktailparty fertig zu machen, doch nichts in ihrem Kleiderschrank erschien ihr passend. Sämtliche Hosen, die sie besaÃ, probierte sie an, um sich schlieÃlich für die schwarze Jeans zu entscheiden. Jeans, lässig, sagte sie sich. Schwarz, nicht zu lässig. Der Versuch, das richtige Oberteil dazu zu
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