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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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Himmels auflehnt. In all den Jahren, die seit der Stolzseuche vergangen sind, wurde Erlösung noch nie auf so schreckliche Weise heimgesucht. Etwas muss dagegen getan werden, sonst werden wir alle den Preis dafür bezahlen.«
    Die Menge rumorte, und ich warf Harry einen kurzen Blick zu, ob er vielleicht der gleichen Meinung war.
    Er legte mir sanft eine Hand auf den Arm und flüsterte: » Bleib. Ich werde nicht zulassen, dass sie dich holen.«
    Holen? Weshalb?
    Mrs. Bigwater klappte das Buch auf und las mit lauter Stimme vor: » ›Und das Weib soll sich schamhaft kleiden in züchtige Gewänder. Es soll arbeiten in aller Stille und Untertänigkeit. Es soll stets klug sein im Geiste und rein im Herzen, soll schaffen im Haus und leben unter der Herrschaft seines Mannes, auf dass kein Übel uns befalle.‹«
    Sie schaute zu mir herauf, um zu sehen, wie ich reagieren würde. Zornige Schreie erhoben sich, und ich sah die hasserfüllten Blicke in der Menge. Unten hatte ich schon einmal etwas ganz Ähnliches erlebt, und deshalb wusste ich, dass diese Auseinandersetzung nicht gut für mich ausgehen konnte.
    » Caroline hat recht!«, kreischte eine Frau. » All das hat angefangen, als sie kam.«
    » So ist es«, bekräftigte Mrs. Bigwater. » Und hier steht geschrieben, weshalb: ›Das Weib soll nicht tragen die Waffen und Rüstung eines Kriegers, noch soll der Krieger tragen das Gewand einer Frau, denn die, die solches tun, sind dem Himmel ein Gräuel. Und er wird jene mit seinen Plagen strafen, die solche Abscheulichkeit in ihrer Mitte dulden.‹«
    Ich stand da in der Kleidung eines Mannes und mit einem Gewehr in der Hand und konnte es nicht fassen. Stimmen wurden laut, wie Erlösung sich am besten jetzt und sofort von mir reinwaschen könne. Ich wagte nicht einmal mehr, mich zu bewegen. Ich erkannte diese Menschen nicht wieder. Angst und Verlust hatten sie gebrochen und zu Zerrbildern ihrer selbst gemacht.
    » Wie können wir es richten, Caroline?«, fragte ein Mann.
    Sie lächelte mich an, sanft und fromm wie eine Heilige. » Liebes, bestimmt möchtest du nicht, dass wir alle sterben müssen, nicht wahr? Ich bin sicher, du weißt , was du zu tun hast.«

UNVERMEIDLICH
    » Was in aller Welt geht hier vor?« Elder Bigwater sprach nicht immer so laut, nur wenn es nötig war, und die Wirkung war entsprechend. Die Menge zuckte zusammen, und die meisten blickten schuldbewusst zu Boden, blieben aber, wo sie waren. Mrs. Bigwater wandte sich gelassen ihrem Gatten zu. Der Mob in ihrem Rücken gab ihr Sicherheit. Ich wusste, sie brauchten jemanden, dem sie die Schuld geben konnten, aber das änderte auch nichts an meiner Angst.
    Caroline wollte gerade etwas zu ihm sagen, aber Elder schnitt ihr das Wort ab. » Dein Gatte wünscht, dass du im Haus bleibst. Geziemt es sich für ein Weib, sich dem Wunsch ihres Mannes zu widersetzen?«
    Ich war zwar nicht der Meinung, dass Frauen alles tun sollten, was ihre Männer ihnen sagten, aber Carolines Verhalten zeigte deutlich, wie sehr ihr eigenes Tun von dem abwich, was sie von anderen verlangte. Sie schnaubte wütend und stürmte mit dem harten Kern ihrer Gefolgschaft davon. Dennoch gab ich mich nicht der Vorstellung hin, dass damit alles geregelt war. Lediglich die akute Gefahr war vorüber.
    » Komm her, Zwei.« Der Stadtvorsteher blickte mich milde an.
    Ich kannte diesen Gesichtsausdruck. Allzu oft verbargen sich dahinter dunkle Absichten, aber ich konnte nicht ewig hier oben bleiben, also nickte ich Harry kurz zu und kletterte die Leiter hinunter.
    Bigwater legte mir eine Hand auf die Schulter und führte mich durch die Menge. Seine Geste behagte mir nicht, aber wahrscheinlich wollte er mich nur beschützen und jeden warnen, die Finger von mir zu lassen. Also ließ ich es mir gefallen, ohne ihm dafür einen Magenschwinger zu verpassen.
    » Ich glaube, ich kann dieses Problem auf eine Weise lösen, die uns beiden gefallen wird.«
    » Wie das?«, fragte ich argwöhnisch.
    Im schwindenden Nachmittagslicht sah Elder genauso erschöpft aus wie die Wachen. Er hatte neue Falten im Gesicht, und seine Augen saßen noch tiefer in den Höhlen. » Du weißt, wie verzweifelt unsere Lage ist. Wir können nicht mehr lange durchhalten.«
    Das hatte er mir in der Tat hinreichend klargemacht. Ich nickte.
    » Ich muss jemanden um Hilfe schicken«, sprach er leise weiter. » Entlang der Handelsroute gibt es noch andere Siedlu…«
    » Ich habe Draufgängers Karten.«
    » Gut. Ich glaube, das war auch der

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