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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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Zunge auf meiner spürte, zuckte ich atemlos zurück.
    » Wo hast du das gelernt?«
    » Du wirst nur wütend, wenn ich’s dir erzähle.«
    Ich fluchte leise. Wahrscheinlich hatte er recht. Ich wollte nichts wissen von den Mädchen, die er Unten geküsst hatte. Falls es allerdings in Erlösung noch jemanden gab, würde ich ihr die Haare abschneiden und sie halb tot prügeln müssen. Der Impuls war so stark, dass ich selbst darüber erschrak. Das Mädchen Zwei war kein bisschen weniger gewalttätig als die Jägerin, wie es schien.
    Er sah meine Bestürzung und fuhr mit den Fingern durch meine Locken. Als ich seine Fingerspitzen auf meinem Hals fühlte, lief ein Zittern durch meinen Körper. Ich konnte mich nicht wehren, war ihm vollkommen ausgeliefert. Aber es war Bleich, dem ich ausgeliefert war, und er würde mir niemals wehtun.
    » All das spielt jetzt keine Rolle mehr«, flüsterte er. » Es gibt nur noch dich.«
    Es gefiel mir nicht, dass er Geheimnisse vor mir hatte, aber andererseits mochte er auch nicht, wie Pirscher mich anschaute. Eigentlich konnte ich es ihm nicht verübeln, wenn er schon einmal so für ein Mädchen empfunden und von ihm gelernt hatte, so umwerfend zu küssen.
    » Willst du tanzen?«, fragte ich.
    Bleich nahm meine Hand und führte mich hinaus auf die hell beleuchtete Wiese, mitten hinein zwischen die anderen Tänzer. Es dauerte nur ein paar Momente, dann hatte ich die Schrittfolge raus. Ich liebte das Gefühl, Bleichs Hände auf meinem Körper zu spüren und wie wir uns im Rhythmus bewegten, uns nur von der Musik führen ließen und den Instinkten, die in mir aufwallten. Dennoch vertraute ich diesen neuen Impulsen noch nicht ganz.
    Bleich lächelte, als könnte er meinen inneren Widerstreit förmlich sehen. Die Nacht fühlte sich kühl an auf meinen nackten Armen, aber sein Körper wärmte mich.
    Schließlich machten wir eine Pause und tranken von den Erfrischungen, die auf den Tischen bereitstanden. Tegan kam zu uns. Sie sah wundervoll aus in ihrem rosafarbenen Kleid. Neben ihr stand ein Junge. Er wirkte älter als sie, aber ich glaubte nicht, ihn schon einmal gesehen zu haben. Höflich stellte Tegan uns einander vor. » Zachariah Bigwater, das sind Zwei und Bleich.«
    Er muss Justines Bruder sein.
    » Ihr habt nur einen Namen?«, fragte er.
    » Mehr brauchen wir nicht«, erwiderte Bleich. Er war nicht gerade unhöflich, aber seine Ungeduld war deutlich zu spüren. Dies war unser Abend, und er hatte nicht vor, ihn mit einer Unterhaltung mit dem Sohn des Stadtvorstehers zu verbringen. Zachariah war bestimmt ein netter Junge, sonst hätte Tegan sich nicht von ihm begleiten lassen, aber mir ging es ähnlich wie Bleich: Die Zeit lief uns davon, und das, obwohl wir nicht einmal vorhatten, heute Nacht auch nur eine Minute zu schlafen.
    » Meine Freunde nennen mich Zach«, sprach er weiter.
    » Schön, dich kennenzulernen«, erklärte ich ohne große Begeisterung.
    Tegan warf mir ein vielsagendes Lächeln zu. » Wie sieht es mittlerweile auf den Feldern aus? Ich komme morgen mit den anderen zu euch raus, und wir werden uns ein bisschen um die Pflanzen kümmern.«
    » Es gab keine größeren Probleme.« Bleich verschränkte die Arme vor der Brust.
    Ich lehnte mich an ihn und hakte mich vorsichtig unter. Zach war mir egal, aber ich hatte Tegan schon eine Weile nicht mehr gesehen.
    Justines Bruder schien Bleichs Gesichtsausdruck richtig zu interpretieren und wandte sich an Tegan. » Wollen wir tanzen?«
    Es war sehr einfühlsam von ihm, Tegan zuerst zu fragen, denn ihr verletztes Bein war vielleicht noch nicht kräftig genug für einen wilden Tanz. Glücklicherweise war die Musik inzwischen etwas langsamer geworden.
    Nachdem wir wieder allein waren und uns nicht mehr zurückhalten mussten, zog Bleich mich an sich– viel dichter, als die anderen Paare miteinander tanzten, aber ich protestierte nicht. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und ließ mich von ihm führen. Es gab nur einen Menschen auf der Welt, dem ich das dafür notwendige Vertrauen entgegenbrachte.
    Ein verächtliches Flüstern riss mich aus meinem Glück. » Ob sie ihre Messer unter dem Rock hat?«
    Jemand kicherte. » Wahrscheinlich.«
    Ich tat so, als hätte ich nichts mitbekommen, aber ich spürte, wie Bleichs Griff um meine Hüfte fester wurde. Er machte sich bereit, für mich zu kämpfen.
    Schon wieder.
    Ich strich ihm mit der Hand über die Stirn. » Hör einfach nicht hin.«
    » Vielleicht mag er ja Mädchen, die sich

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