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Die Zuflucht der Drachen - Roman

Die Zuflucht der Drachen - Roman

Titel: Die Zuflucht der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penhaligon Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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können?«, hatte Warren gefragt.
    »Mich zu verstecken?«
    »Gib dir keine Mühe, das Unschuldslamm zu spielen«, hatte Warren grinsend geantwortet. »Ich kann vorgetäuschte Arglosigkeit auf eine Meile Entfernung riechen. An die Sache mit dem Rucksack zu denken, muss eine ziemliche Versuchung für dich sein. Wir müssen ihn natürlich für unsere Vorräte mitnehmen. Jede Menge Platz da drin. Jede Menge Stellen, wo man sich verstecken kann.«
    »Du bist ein Idiot«, hatte Seth erwidert.
    »Immer mit der Ruhe. Ich bin nicht hier, um dir Salz in die Wunden zu streuen. Irgendwie hoffe ich sogar, dass du es tust.«
    »Was?«
    Warren war aufgestanden und hatte begonnen, den Ball zwischen seinen Beinen hindurch von einer Hand in die andere springen zu lassen. »Ich finde, du hast recht. Du hast ungewöhnliche Fähigkeiten, die sich als nützlich erweisen könnten. Wenn du nicht den Nagel aus dem Wiedergänger gezogen hättest, wäre ich immer noch ein stummer Albino. Wenn du nicht in dem alten Herrenhaus gewesen wärst, als wir den Chronometer holen wollten, hätten wir Patton nie gefunden, und Fabelheim wäre gefallen. Ich glaube an dich, Seth. Ich bin nicht hier, um dich dazu zu bewegen mitzukommen. Aber wenn du mitgehen willst, werde ich dir auch nicht davon abraten. Ich werde den Rucksack morgen Nachmittag auf dem Rücksitz des SUV liegen lassen und dafür sorgen, dass eine Tür unverschlossen bleibt.«
    »Das muss eine Art Trick sein. Opa hat dich auf mich angesetzt. Es ist eine Falle.«
    »Kein Trick, ich schwöre es. Wir können es uns nicht leisten, in Wyrmroost zu versagen. Der Sphinx hat den Okulus. Wir dürfen ihm auf keinen Fall den Translokator überlassen. Denk doch nur, was geschehen wird, wenn der Sphinx überall hinsehen und überall hingehen kann! Was soll ihn dann noch daran hindern, sich alle Artefakte zu schnappen? Wie lange wird es dann noch dauern, bis er Zzyzx öffnet und sich keiner von uns mehr irgendwo verstecken kann? Ob es dir gefällt oder nicht, wir können jetzt nicht mehr auf Nummer sicher gehen. Wenn du mit nach Wyrmroost willst, hätte ich dich lieber dort, als dich in Fabelheim Däumchen drehen zu lassen.«
    Dieses Gespräch hatte Seth endgültig überzeugt. Er hatte den Brief geschrieben, um seine Abwesenheit zu erklären. Und nach dem Weihnachtsessen war eine der hinteren Türen des SUV unverschlossen gewesen, wie Warren versprochen hatte, und der Rucksack hatte auf der Rückbank gelegen.
    Seit sich Seth im Rucksack verkrochen hatte, war Mendigo seine einzige Gesellschaft. Im Gegensatz zu Hugo hatte die übergroße Marionette jedoch keinen Willen, keine Identität. Sie sprach nicht. Die übergroße Holzpuppe existierte nur, um Befehle auszuführen. Früher einmal hatte sie den Befehlen der Hexe Muriel gehorcht. Jetzt war sie den Sørensens treu ergeben.
    Seth wartete noch eine Weile in der Kiste und schwitzte in der stickigen Dunkelheit. Neben den reichlichen Vorräten für die anderen hatte Warren zusätzliches Essen für Seth in einer alten Truhe versteckt. Sobald er sich ganz sicher war, dass alle schliefen, würde er sich ein paar Müsliriegel und etwas Erdnussbutter gönnen.
    Da hörte er ein Knarren. Holz rieb auf Holz, als hätte sich der Deckel einer der Kisten geöffnet. Seth hatte niemanden die Leiter herunterkommen hören. Als er unter dem Teppich hervorlugte, sah er kein Licht. Da war es wieder, das leise Quietschen eines Scharniers, das Rascheln einer Tasche und dann ein saftiges Schmatzen, als würde jemand in einen Apfel beißen – jemand machte sich gerade über seine privaten Essensvorräte her!
    Wer konnte das sein? Gewiss nicht Mendigo. Die Marionette brauchte keine Nahrung. Seth war sicher, er hätte gehört, wenn jemand die Leiter heruntergekommen wäre, und jeder außer Kendra würde Licht machen müssen, um nicht blind im Dunkeln zu tappen. Konnte Coulter einen blinden Passagier übersehen haben, der sich schon in dem magischen Rucksack versteckt hatte, als Kendra ihn bekam?
    Vorsichtig zog Seth seine Taschenlampe hervor. In der Nähe seiner Kiste lag ein hölzerner Baseballschläger, den er als Waffe benutzen konnte. Er zögerte, doch schließlich beschloss er, beim nächsten Bissen aktiv zu werden.
    Der unsichtbare Essensdieb biss erneut herzhaft zu, Seth stand auf, stieß den Deckel von der Kiste und schaltete die Taschenlampe ein. Der Lichtstrahl fiel auf einen kleinen, stämmigen Goblin mit etwas zu großem Kopf. Seine Haut war von einem schmutzigen Grün,

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