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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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würde er sie umbringen; darauf konnte ich mich verlassen. Nicht zum ersten Mal wünschte ich, wir könnten einfach Freunde sein, und ich würde nicht ständig spüren, dass er eigentlich viel mehr von mir wollte. Trotz seines Schmerzes und der zurückgewiesenen Zuneigung tat er sein Bestes, um Bleich und Frank zu finden. Und das nicht, weil sie seine Freunde waren. Er tat es für mich.
    Â» Einigermaßen«, antwortete ich und überlegte, ob ich wirklich mit ihm darüber sprechen sollte. Immerhin hatte er gefragt. » Diese Ungewissheit ist entsetzlich.«
    Â» Manchmal stellen sich die Dinge als gar nicht so schlimm heraus, wie sie scheinen«, erwiderte er.
    Manchmal .
    Es war eine kalte Nacht, und ich war noch nicht so weit, einschlafen zu können. Also wickelte ich mich nur in meine Decke und behielt meinen Beutel dicht bei mir. Das Blätterdach ließ nur fahles Sternenlicht durch, in dem alle Umrisse verschwammen. Ich konnte zwar nichts sehen, aber ich hörte, wie die anderen beiden wieder miteinander flüsterten, und bekam eine Gänsehaut.
    Â» Glaubst du, wir können ihnen vertrauen?«, fragte ich Pirscher so leise, dass nur er es mitbekam.
    Â» Kein bisschen. Sie haben etwas mit dir vor, Taube.«
    Das letzte Mal, dass er diesen Namen benutzte, lag lange zurück. Damals hatte er mich gewarnt, ich würde Bleich nur wehtun, weil er zu weich für mich war. Jetzt fragte ich mich, ob er vielleicht recht behalten hatte. Wenn ich nicht gewesen wäre, hätte Bleich sich den Sommerpatrouillen gar nicht erst angeschlossen, und die Freaks hätten ihn nicht entführen können. Er hat es meinetwegen getan, um mir eine Freude zu machen… und mich zu beschützen.
    Oh, Bleich, es tut mir so leid .
    Ich musste meine Schuldgefühle mit aller Gewalt zurückdrängen.
    Konzentrier dich auf das, was im Moment wichtig ist. Zum Beispiel die beiden Kerle dir gegenüber.
    Es war nicht schwer zu erraten, was sie mit mir vorhatten.
    Â» Sich gegen meinen Willen mit mir fortpflanzen?« Meine Stimme klang brüchig, als ich das sagte.
    Oben hatte ich zum ersten Mal davon gehört, dass es so etwas überhaupt gab. In der Enklave wäre niemand auf die Idee gekommen, denn jeder hielt sich strikt an die ihm zugedachte Rolle. Ich konnte mir nicht vorstellen, weshalb Miles und Ellis glaubten, damit in Erlösung ungeschoren davonzukommen. Die Regeln dort waren andere als bei den Banden. Frauen wurden zwar nicht wie Gleichgestellte behandelt, aber sie waren kein Freiwild.
    Â» Das als Erstes.«
    Â» Wie meinst du das? Könnten sie noch was Schlimmeres tun?«
    Â» Manche Leute«, erklärte Pirscher, » kommen schon kaputt zur Welt. Ich kannte ein paar, die so waren.«
    Â» Aber du gehörst nicht dazu, oder?« Erst als ich die Frage ausgesprochen hatte, merkte ich, wie weh sie ihm tun musste.
    Pirscher seufzte, und seine Schultern sackten herab. » Ich musste viel kämpfen in meinem Leben. Ich habe mich gegen alle anderen in meiner Bande durchgesetzt, aber nicht weil es mir gefiel, sondern weil ich nur als ihr Anführer etwas bewegen konnte. Ich habe getan, was ich musste, und dafür entschuldige ich mich nicht.«
    Â» Wie war es dort?« Ich hatte ihn noch nie danach gefragt.
    Â» Bei den Banden?« Er überlegte. » Brutal. Die meisten überlebten dort nicht lange. Jeder nahm, was er kriegen konnte, und ich habe schnell gemerkt, dass es nicht gut war, am unteren Ende der Hackordnung zu stehen. In unserem Leben war nur Platz für Nahrungssuche und dafür, möglichst viele neue Wölfe in die Welt zu setzen, damit wir mehr Kämpfer hatten, die unser Territorium gegen die anderen Banden verteidigten.«
    Â» Habt ihr viele Geiseln genommen?«
    Â» Du meinst wie Tegan?«
    Â» Ja.«
    Â» Drei oder vier Mal, meistens von den anderen Banden, damit sie uns in Ruhe ließen. Ich wurde einfach nicht schlau aus Tegan. Sie war kämpferisch und trotzig und gleichzeitig so schwach.« Er schnaubte. » Es ist seltsam… wenn ich jetzt zurückdenke, kommt es mir vor, als wäre das alles in einem anderen Leben gewesen.«
    Â» Jetzt würdest du es nicht mehr so machen?«
    Er blickte mich an. » Spielt das eine Rolle?«
    Â» Für mich schon.«
    Â» Soweit ich das sagen kann, nein. Ich habe viel dazugelernt. Damals habe ich geglaubt, ich müsste Stärke beweisen, indem ich Tegan

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