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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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Gary Miles hat keine Chance gegen dich, Jägerin , flüsterte Seides Stimme in meinem Kopf.
    Sie hatte recht. Meine Liebe zu Bleich und meine wilde Entschlossenheit würden mir helfen. Miles mochte stärker sein als ich, aber ich war schlauer. Stumm beugte ich den Kopf und wartete auf seine Anweisungen. Den Geräuschen nach zu urteilen, die er machte, gefiel ihm meine Unterwürfigkeit. Er schien sie sogar amüsant zu finden, so selbstgefällig war er. Das würde er bereuen, und wie.
    Â» Wie wär’s, wenn wir ein bisschen Spaß miteinander haben?«, flüsterte er.
    Und dann legte er das Gewehr weg. Er sah keinen Grund, weiter auf der Hut zu sein. Er nahm mich nicht ernst, weil ich nie mit den anderen trainiert hatte. Ich hatte Frank Wilson besiegt, aber soweit ich wusste, war Miles damals nicht dabei gewesen, und deshalb wusste er nicht, wie gut ich war. Er hatte mich Freaks töten sehen, aber Freaks waren harmlos im Vergleich zu einem verschlagenen erwachsenen Mann.
    Für ihn war ich nur ein kleines, unbewaffnetes Mädchen, allein im Wald mit einem viel größeren und stärkeren Mann. So war es doch, oder?
    War es nicht. Ich lächelte ihn an und bohrte ihm die Finger in die Augen, stach mit bloßen Händen bis tief hinein in die Höhlen.
    Er schrie auf und schlug blind nach mir, aber er war zu langsam.
    Ich war nicht mehr da, tänzelte um ihn herum und trat ihm von hinten in die Kniebeuge. Das Gelenk sprang aus der Pfanne, er brüllte vor Schmerz und sank zu Boden, aber ich war noch nicht fertig mit ihm. Ich hob den Fuß und trat mit aller Kraft auf den Knöchel seines anderen Beins. Die Knochen knackten so laut, dass rundherum Vögel aus den Bäumen aufflogen.
    Miles blutete aus den Augen, er konnte nicht mehr laufen, und immer noch schlug er wild um sich in der Hoffnung, meine Bewegungen würden ihm verraten, wo er einen Treffer landen konnte. Hätte er wie ich gelernt, blind zu kämpfen, hätte es vielleicht gelingen können, aber so…
    Ich holte aus und schlug ihm mit der Faust gegen die Schläfe. » Wie vielen Mädchen hast du schon etwas angetan?«
    Â» Was kümmert’s dich?«, stöhnte er.
    Â» Weil ich ihnen die Nachricht von deinem Tod überbringen will.«
    Â» Ich bin es, der dich töten wird.«
    Â» Wohl kaum.« Es hatte keinen Zweck, die Unterhaltung fortzusetzen. Seide hatte mich gelehrt, einen Kampf zu beenden, bevor er zu meinen Ungunsten kippen konnte. Ich war außer mir vor Zorn, und mir wurde klar, er würde ihre Namen niemals preisgeben, auch wenn ich sicher war, dass es noch andere gegeben hatte. Menschen wie er hörten nie auf, andere zu quälen. Sie ernährten sich von Schmerz. Miles’ Opfer schämten sich wahrscheinlich so sehr, dass sie niemandem gegenüber auch nur eine Andeutung gemacht hatten und sein krankes Verlangen geheim geblieben war. Ich wünschte, ich könnte ihnen irgendwie beistehen, aber vielleicht erfüllte auch die Nachricht von seinem Tod diesen Zweck. Kalt entschlossen nahm ich meinen Dolch und stieß ihn Miles ins Herz. Es war ein weit schnellerer Tod, als er verdient hatte.
    Der Anblick seiner Leiche verschaffte der Jägerin in mir unendliche Befriedigung. Sie hatte komplett übernommen, es war nichts Weiches mehr an mir, ich kannte keine Reue und keine Vergebung. Mein blutiges Tagwerk gab mir eine schauerliche Genugtuung, als ich die Klinge an seinem dreckigen Hosenbein abwischte.
    Du bist nicht besser als ein Freak, Miles, und genau so werde ich dich behandeln .
    Als mein Hass sich gelegt hatte, hob ich seine Sachen auf und steckte sie ein. Das Gewehr hängte ich mir über die Schulter. Ich konnte zwar nicht so gut damit umgehen wie manch anderer in Erlösung, aber sein Gewicht beruhigte mich, wie einst die Keule, die Stein mir geschenkt hatte. Dann ging ich den Weg zurück, den wir gekommen waren. Es würde nicht lange dauern, bis ich den Kampfplatz erreichte.
    Ich war noch nicht einmal dort, als mir Pirscher entgegentaumelte. Seine Hände waren rot von Blut, und ich musste ihn mit beiden Armen auffangen. Wäre er in Form gewesen, hätte er die Freaks erledigt, ohne auch nur einen einzigen Schweißtropfen zu vergießen, aber die lange Untätigkeit und die unruhigen Nächte mit Ellis und Miles hatten ihn geschwächt.
    Er legte das vernarbte Gesicht auf meine Schulter. Sein Atem ging stoßweise, aber ich

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