Die Zukunft des Mars (German Edition)
Freund Mockmock. Zu unserem Heil und Segen haben unsere Ahnen, die Siedler, die noch eine Weile von irdischen Vorräten zehren konnten, ihn entdeckt, seine Nutzbarkeit erkannt und sogleich begonnen, seinen Wegen nachzuspüren.
Damals, als ich mit Mirmir abstieg, dauerte es noch gut einen halben Tag, bis wir die erste Kaverne erreichten, in der geerntet wurde. Mirmir maß die Zeit mit der kleinen, aus durchsichtigem und bruchfestem Altmaterial gebauten Gelbkornuhr, die Smosmo uns mitgegeben hatte. Ein erfahrener Allesmacher hatte uns fast zwei Drittel der Wegstrecke geführt, zuletzt wies er in einen Gang, der uns ohne Abzweig zu unserem Etappenziel bringen sollte. Wir könnten das Steinschmalz in unseren Lämpchen sparen, der Boden sei eben und zudem habe man erst vor kurzem alle vierhundert Schritt eine Schaufel frischen Leuchtsand an die Stollenwand gehäuft.
Die Höhle, die wir so erreichten, war ungewöhnlich hoch und enthielt, wie zu jener Zeit in dieser Tiefe üblich, fast ausschließlich Mockmock im Ruhezustand. Ein dreiköpfiger Trupp, eine noch junge Mockmock-Beobachterin und zwei Allesmacher, waren mit dem Abbau beschäftigt. Die zu erntenden Kugeln hingen so weit oben, dass sie nur mit einer Leiter zu erreichen waren. Natürlich boten wir, eingedenk des Seligen Tausches, unsere Hilfe an. Dies wurde nach dem üblichen Zögern und Zieren nicht unfreundlich angenommen. Wir trugen ein paar Dutzend Kugeln hinaus auf den Hauptgang und stapelten sie dort getrennt, je nachdem ob sie beim langwierigen, behutsamen Abdrehen glücklich unversehrt geblieben oder beschädigt worden waren, gegen die Wand, bis es Zeit für das abendliche Essen war. Erst als wir im matten Glimmen einer Leuchtsandkiste frisch geröstete Mockmockschuppen in süßes weißes Steinschmalz tunkten, verriet Mirmir beiläufig, zu wem wir unterwegs waren. Und unsere Gastgeber gaben als Wechselgabe ihrerseits kund, dass der Erkrankte trotz seiner Hinfälligkeit weiterhin uneingeschränkte Anerkennung genieße.
Als wir ihn am Abend des nächsten Tages im rötlichen Schein einer kostbaren Zündpechfackel vor Augen bekamen,lag er bereits auf der Bahre, die ihn nach oben schaffen sollte. Sein Beobachtertrupp, zwei Männer und drei Frauen, hatte unmittelbar vor unserem Eintreffen, einstimmig und gegen seinen Willen, entschieden, dass er die Leitung ihrer Arbeit aufgeben müsse. Er hingegen beteuerte mit schwacher Stimme, aber erstaunlich wortreich, er wolle unbedingt unten bleiben. Sie seien einem bestimmten Erkundungsziel so nah wie nie zuvor. Die Vorstellung, in der dünnen Luft der Oberwelt dahinzusiechen, während hier unten wichtige Entdeckungen gemacht würden, bedeute für ihn eine unerträgliche Schmach. Ich hatte unbedarft, wie ich damals war, Mühe, auch nur zu ahnen, was er meinte. Seine Kollegen sahen betreten zu Boden, solange er derart unwürdig offen zu uns schlichten Nothelfern sprach. Schließlich duldete der Alte, dass wir ihn untersuchten. Die Anzeichen für schweren Sonnenmangel sind stets gleich. In seinen Ellenbogenbeugen, in den Kniekehlen und im Nacken war die Haut handtellergroß in schleimiger Auflösung begriffen. Wir verbrauchten unsere ganze graue Salbe, um die wunden Flächen abzudecken.
Als er eingenickt war, weihten uns seine Mitbeobachter in weitere Fehlzustände ein. Er, der einst ein untrügliches Auge für die hauchdünnen Schleimspuren der Mockmock-Wanderung besessen habe, sehe inzwischen, schlaflos ins Dunkle starrend, Dinge, die auch in schönstem Zündpechfackelschein keiner von ihnen bestätigen könne. Dies war schlimm genug. Aber wir spürten zudem, dass sie, die in großer Tiefe Gesundgebliebenen, noch ärgere Hinweise auf die Fortgeschrittenheit der Erkrankung für sich behielten. Mirmir entschied, nachdem sie die entsprechende Sonnenhausbefugnis mit den üblichen Formeln bekräftigt hatte, er solle unverzüglich ins Licht hinaufgebracht werden.
Zwei der Mockmock-Beobachter begleiteten uns, damit wir uns an den Griffen der Tragbahre abwechseln konnten.Der Alte wurde gut festgegurtet. Kaum dass er wieder zu sich gekommen war und begriffen hatte, wohin es ging, versuchte er mit der ihm verbliebenen Kraft, sich zu befreien. Und als wir ihn nach einigen Stunden losbanden, damit er sein Wasser abschlagen konnte, nutzte er unser Beiseitetreten zu einem erstaunlich flinken Fluchtversuch. Aber schon nach ein paar Dutzend Schritten begann er zu taumeln. Seine Kollegen warfen ihn nieder, und von da an blieb er auf
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