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Die Zukunftsmacher

Die Zukunftsmacher

Titel: Die Zukunftsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haining
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Abbild der furchtbaren Szenerie unter ihm. Wie eine gigantische Wunde, durch die die Sonne ihr Leben in das Weltall aushauchte, war der Wirbelwind nun Tausende von Kilometern tief. Von einer Seite züngelte eine Flamme hervor und formte eine halbfertige Brücke, die den senkrecht über sie hinwegbrausenden Sturmwinden trotzte. Ein paar Stunden später würde sie, falls sie standhielt, den Abgrund überspannen und die Windzone zerteilen. Die einzelnen Teile würden abtreiben. Die Feuer der Photosphäre würden sie überwältigen, und bald wäre der große Globus wieder makellos.
    Die Sonne wich immer noch weiter zurück. Langsam begann in seinem getrübten Bewußtsein der Gedanke zu dämmern, daß er nie mehr zurückkehren konnte. Zwar hatte ihm die Eruption, die ihn in das All geschleudert hatte, nicht genügend Geschwindigkeit verliehen, daß er für immer entkommen konnte. Doch eine zweite gigantische Kraft begann auf ihn einzuwirken. Sein ganzes Leben lang war er heftiger Sonnenbestrahlung ausgesetzt gewesen, die von allen Seiten auf ihn einströmte. Das war nun nicht mehr so. Die Sonne lag weit unter ihm, und die Kraft ihrer Strahlung trieb ihn wie ein gewaltiger Sturm in die Sphäre. Die große Wolke aus Ionen, die seinen Körper bildete und dünner als Luft war, fiel schnell in die Finsternis des Weltraums.
    Die Sonne war nur noch eine weit entfernte Feuerkugel, und das Zentrum des Sturmes war nicht mehr als ein schwarzer Fleck. Vor ihm lag undurchdringliche Dunkelheit, da seine Sinne viel zu grob waren, um das schwache Licht der Sterne oder den blassen Schimmer der kreisenden Planeten zu erkennen. Die einzige Lichtquelle, die er wahrnehmen konnte, verschwand hinter ihm. In dem verzweifelten Versuch, seine Energie zu retten, preßte er den Körper zu einer dichten, kugelförmigen Wolke zusammen. Nun war er fast so kompakt wie Luft, aber die elektrostatische Abstoßung seiner Milliarden von Ionen war zu stark, um eine weitere Konzentrierung zu erlauben. Wenn seine Kraft schließlich erlahmte, würden sie sich ins Universum verflüchtigen, und keine Spur seiner Existenz würde bleiben.
    Er spürte weder die zunehmende Anziehungskraft, die von weit her auf ihn einwirkte, noch bemerkte er den plötzlichen Tempowechsel. Doch dann erreichten die ersten schwachen Andeutungen des sich nähernden magnetischen Feldes sein Bewußtsein und erweckten es zu schwerfälligem Leben. Er strengte alle Sinne an, um in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Doch für ein Wesen, dessen Leben sich in der Photosphäre der Sonne abgespielt hatte, war das Licht anderer Körper viel zu schwach, um auch nur erahnt zu werden. Das ständig stärker werdende Feld, durch das er fiel, war ein Rätsel, das jenseits seines Wahrnehmungsvermögens lag.
    Die äußeren Zonen der Atmosphäre hemmten seine Geschwindigkeit, und er fiel langsam dem unsichtbaren Planeten entgegen. Zweimal fühlte er einen eigenartigen, heftigen Ruck, als er die Ionosphäre passierte. Dann schwebte er – kaum schwerer als eine Schneeflocke – durch das kalte, feste Gas der tieferen Luftschichten. Das Niedergleiten dauerte mehrere Stunden, und seine Kraft war schon im Schwinden, als er endlich auf einer für ihn unerträglich harten Oberfläche aufkam.
    Das Wasser des Atlantiks glitzerte in der Sonne. Für ihn jedoch war die Dunkelheit vollkommen, abgesehen von einem schwachen Schimmer der unendlich fernen Sonne. Eine Ewigkeit lag er da, zu keiner Bewegung fähig. Die Flamme seines Bewußtseins brannte nur noch schwach, und die Reste seiner Energie schwanden in die unfaßbare Kälte, die ihn umgab.
    Es dauerte lange, bis er eine eigenartige neue Strahlung entdeckte. Strahlung von einer Art, wie er sie nie zuvor wahrgenommen hatte. Schwerfällig wandte er ihr sein Bewußtsein zu, überlegt, was es wohl war und woher es kam. Die Strahlung war näher als er gedacht hatte; denn die Bewegung war deutlich sichtbar. Jetzt stieg das Strahlende in den Himmel, der Sonne selbst ähnlich. Doch es war keine zweite Sonne; denn der eigenartige Strahlenkörper wurde abwechselnd stärker und schwächer und schien nur während des Bruchteils eines Kreisumlaufs auf ihn.
    Näher und näher kam der seltsame Glanz. Als der pulsierende Rhythmus seines Strahlens heftiger wurde, bemerkte er bei sich eine eigenartige Resonanz, die sein ganzes Leben zu erschüttern schien. Nun schlug eine Kraft mit Gewalt auf ihn ein, riß seine lebenswichtigen Organe auseinander und lockerte die letzte Verbindung zum

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