Die Zukunftsmacher
kopfstehenden Roskianern bestand, die sich ihm näherten.
Als die Roskianer viereinhalb Jahre zuvor im Sonnensystem erschienen waren – an einem Tag im März 2189 – fand eine Epoche ihr Ende. Allerdings waren sich nur verhältnismäßig wenige Menschen zu der Zeit darüber im klaren. Die Zeit der Isolation war für die Menschheit vorüber. Nicht länger konnte der Mensch annehmen, daß er das einzig denkende und fühlende Wesen im Universum war. Auf seiner Türschwelle stand eine Rasse, die ihm wissenschaftlich, wenn nicht sogar auch moralisch überlegen war.
Der Schock über die Ankunft der Roskianer wurde am härtesten von jenen Ländern empfunden, die sich einige Jahrhunderte lang als die Herrscher der Welt gefühlt hatten. Nun waren sie plötzlich in der Lage eines rauflustigen Schülers, der über seine Schulter schaut und seinen Direktor hinter sich sieht.
Die Roskianer kamen in einem riesigen Raumschiff. Ein Viertel der Erdbevölkerung schrie auf vor Furcht, ein zweites Viertel jubelte vor Begeisterung. Die nachdenklichen übrigen Menschen behielten sich ihr Urteil vor. Auch viereinhalb Jahre später waren sich einige in ihrem Urteil noch nicht sicher.
Oberflächlich betrachtet, ähnelte ein Roskianer einem Menschen. Keinem weißen Mann, sondern in etwa einem Malaien. Die meisten hatten eine hellbraune Haut, platte Nasen und dunkle Augen. Ihre Körpertemperatur lag bei 45 Grad, eine Folgeerscheinung des heißeren Planeten, von dem sie kamen.
Als die Roskianer auftauchten, war Tyne Leslie der zweite Sekretär eines Untersekretärs des Unterstaatssekretärs der britischen Delegation im Rat der Vereinten Nationen. Er war Zeuge des endlosen Geflatters im ministeriellen Taubenschlag, das sich über die ganze Welt erstreckte, als die neue Realität bekannt wurde. Die wahre Sachlage entwickelte sich allerdings langsam, da zuvor die Sprachbarrieren beseitigt werden mußten. Und die Realität war so kompliziert wie unerfreulich.
Die Menschheit lernte einiges über ihre ausweglose Situation durch einen blonden Roskianer, Tawdell Co Barr, der als einer der ersten Roskianer vor dem Rat der Vereinten Nationen sprach.
»Unser Mutterschiff«, so erklärte er, »ist ein interstellares Transportschiff, in dem vier interplanetarische Raketen und fünftausend Männer und Frauen unseres Planeten sind. Die meisten von ihnen sind Kolonisten, die einen neuen Planeten suchen, auf dem sie leben können. Wir sind von einer Welt gekommen, die Sie Alpha Centauri II nennen. Wir sind die ersten, die von diesem wundervollen, aber leider überfüllten Planeten aus eine interstellare Reise angetreten haben. Wir gelangten zu Sol, unserem nächsten Nachbarn in der Unendlichkeit des Alls, und suchten dort Platz, um zu leben. Doch mußten wir entdecken, daß sein einzig bewohnbarer Planet schon vor Überfüllung barst. Obwohl wir natürlich glücklich sind, in Ihnen eine andere denkende Rasse anzutreffen, ist auf der anderen Seite unsere Enttäuschung abgrundtief: unsere lange Reise war umsonst.«
»Eine sehr vernünftige Rede«, sagte Tyne, als er sie vernahm.
Weitere höfliche Reden folgten. Jede von ihnen enthüllte wenigstens eine unangenehme Tatsache über den Besuch der Roskianer.
Zuerst verschwanden diese Tatsachen allerdings unter der gewaltigen Welle von Gefühlsduselei.
Nachdem der erste gewaltige Schock abgeklungen war, setzte eine optimistische Phase ein. Die wahren Schwierigkeiten, die in der Situation lagen, traten erst später klar zutage. Zuerst hielt man die Roskianer für Helden. Fast alle Menschen brachten es auch fertig, ihre Enttäuschung über das Fehlen von hervorquellenden Augen und Tentakeln bei den Besuchern des anderen Sterns zu verbergen. Sie regten sich auch nicht weiter auf, als Tawdell Co Barr ihnen eröffnete, daß das politische System der Roskianer eine Diktatur war. Der große Ap II Dowl regierte unumschränkt.
Höflichkeit war das Gebot des Tages. Das große Schiff umkreiste die Erde innerhalb der Mondkreisbahn. Einige der Roskianer kamen herunter und freundeten sich mit den Erdbewohnern an. Sie verhandelten entweder mit den Beratern der Vereinten Nationen oder sie sprachen über das Fernsehen zu der gesamten Weltbevölkerung. Einige besuchten sogar verschiedene Städte.
Als eine Art Dank für diese Gastfreundschaft brachten die Roskianer Mikrofilmaufzeichnungen über ihren Planeten und das Leben auf Alpha Centauri II. Außerdem präsentierten sie Beispiele ihrer Literatur und Kunst und
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