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Die Zukunftsmacher

Die Zukunftsmacher

Titel: Die Zukunftsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haining
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ich dich vielleicht bewußtlos dort liegen lassen sollen? Niemand vermutete, daß wir im Gebiet 101 waren – wir hatten keine Befugnis dazu. Wäre es dir lieber gewesen, inmitten einer Horde mörderischer Roskianer wieder zu Besinnung zu kommen? Ich tat das einzige, was mir übrigblieb. Allan Cunliffe hat gemeutert. Als Leiter der Gruppe bin ich entsprechend mit ihm verfahren. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    »Aber ich kenne doch Allan«, schrie Tyne. »Wie konnte gerade er ... Er ist doch gar nicht der Typ ...«
    »Keiner von uns kennt den anderen völlig«, schrie Murray zurück. Sein Gesicht war gerötet und wirkte fieberhaft. »Wir kennen ja nicht einmal uns selbst ganz genau. In Krisenmomenten sind wir eben nicht mehr wir selbst. Genau das ist mit Allan passiert. Jetzt sei ruhig und denk über die ganze Sache nach! Ich bin sicher, daß du zu der Überzeugung kommst, daß ich das einzig Richtige getan habe.«
    Er verließ die Kabine, schlug die Tür hinter sich zu. Tyne war allein.
    Er blieb liegen, wo er war, und wälzte die ganze Geschichte im Kopf herum. Weder konnte er glauben, daß sein Freund tot war, noch daß er die Kontrolle über sich verloren hatte. Dennoch blieb ihm nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren. Schließlich hatte immer schon eine unterdrückte Rivalität zwischen Allan und Murray bestanden. Vielleicht war sie in jenen schrecklichen Augenblicken in der Dunkelheit zum Ausbruch gekommen.
    Bevor sie landeten, kam Murray noch einmal in die Mannschaftskabine und schaute nach Tyne. Er stand noch immer unter großer Spannung.
    »Wie geht es dir jetzt?« fragte er.
    »Ich will dich nicht sehen«, sagte Tyne entschieden. »Ich werde dir vor dem Untersuchungsausschuß gegenüberstehen. Bis dahin geh mir besser aus dem Weg.«
    Murrays Gesicht verzog sich zu einer bitteren Grimasse. Er kam herüber zur Schlafkoje und legte die Hände um Tynes Hals.
    »Sei vorsichtig mit dem, was du sagst, und zu wem du es sagst. Ich habe dir die Fakten mitgeteilt. Mir gefallen sie genauso wenig wie dir. Wenn Allan nicht plötzlich so ein Feigling geworden wäre, dann säße er hier bei uns.«
    Tyne packte mit der linken, stählernen Hand das Handgelenk des anderen. Er quetschte ihm die Hand zusammen. Murray stieß einen Schmerzenslaut aus und riß den Arm zurück. Wie ein roter Armreif lief eine Wunde rings um das Handgelenk. Er warf Tyne einen giftigen Blick zu. Dann ging er hinaus und schloß hinter sich zu. Es war das letzte, was Tyne von ihm für eine erstaunlich lange Zeit sehen sollte.
    Als sie landeten, blieb Tyne eine Zeit lang geduldig liegen. Dann rief er nach Murray, der ihn losbinden sollte. Gurte, die unter der Koje befestigt waren, hinderten ihn daran, ohne Hilfe aufzustehen. Auf seine wiederholten Rufe hin passierte nichts. Nach zwanzig Minuten endlich öffnete sich die hintere Einstiegsluke, und zwei malaiische Sanitäter stiegen mit einer Bahre herein. Tyne schloß daraus, daß er zurück auf der Patrouillenstation war. Murray hatte offensichtlich sofort im Krankenhaus angerufen und gebeten, daß man ihn aus dem Aufklärer gleich zur Untersuchung schaffte.
    »Ich werde später zur Untersuchung gehen«, sagte Tyne gereizt. »Jetzt möchte ich erst dem Kommandanten Bericht erstatten.«
    »Keine Sorge, der Kommandant ist bereits über Ihren Gesundheitszustand unterrichtet worden«, sagte einer der Sanitäter.
    Obwohl Tyne protestierte, blieb der Mann unerschütterlich. Aus seinen Antworten konnte er schließen, daß Murray einige Zweifel an Tynes Geisteszustand geweckt hatte. Tyne wurde auf der Bahre in das Militärhospital gebracht.
    Die Prozedur, der er sich unterziehen mußte, war genauso zeitraubend wie in jedem anderen Krankenhaus. Es dauerte eine geraume Weile, bis die Ärzte entschieden, daß Tyne Leslie zwar wütend und verschrammt, aber geistig gesund war. Zwischen den Untersuchungen waren lange Pausen. Tyne überlegte, während er wütend eine Zigarette nach der anderen rauchte, daß er all das Murray zu verdanken hatte. Der Kapitän des Raumschiffs hatte es so eingerichtet, daß Tynes Bericht hinausgeschoben wurde. Nun, er würde sich das nicht bieten lassen. Murray würde in ganz schöne Schwierigkeiten geraten.
    Nach zwei Stunden knöpfte Tyne seine Uniform zu und eilte hinüber zum Hauptquartier. Dort erlebte er eine Überraschung. Murray hatte noch keinen Bericht erstattet. Er war überhaupt nicht gesehen worden. Tyne – inzwischen argwöhnisch und zugleich neugierig geworden –

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