Die Zukunftsmacher
Tyne.
»Gehen Sie weiter!«
Der Pfad wurde zusehends schlechter. Schlagartig hörte der Regen auf. Die Sonne kam heraus. Tyne dampfte. Durch die Bäume konnte er das Meer sehen.
Die Klippen waren hier steil, das Wasser tief. Tyne und sein Entführer rutschten einen gefährlichen Abhang hinunter. Unten kämpften drei Palmen um Platz auf einem winzigen Felsenriff. Ihre harten Stämme hingen schräg über das Wasser. Unter der Wasseroberfläche wanden sich ihre Wurzeln wie die Finger eines Ertrunkenen. Tyne konnte Fische zwischen den Fingern schwimmen sehen. Dann, ohne jede Vorwarnung, wurde er über die Klippe gestoßen.
Er tauchte zwischen die Wurzeln hinab und strampelte verzweifelt. Er würde ertrinken. Mit gefesselten Händen war er hilflos.
Es blieb keine Zeit zum Denken. Der Roskianer schwamm neben ihm und packte ihn beim Kragen. Im Nu schlängelten sie sich in noch dunkleres Wasser unter dem Kliff und tauchten an die Oberfläche. Tyne keuchte schmerzhaft nach Luft. Wasser strömte aus Mund und Kleidung. Er taumelte Steinstufen hinauf, nachdem der Roskianer ihn aus dem Wasser gezerrt hatte.
Sie waren in einer Höhle, deren Öffnung wegen der hohen Palmen wohl kaum von der Seeseite her sichtbar war. Hier konnte man leicht Platzangst bekommen. Das Wasser stand bis etwa achtzig Zentimeter unter der schlierigen Decke der Höhle. Man konnte nicht aus dem Wasser steigen, sondern mußte bis zur Brust darin stehenbleiben. Tyne erinnerte sich voller Grimm, daß die Roskianer zu einer Rasse gehörten, die sich im Wasser ausgesprochen wohl fühlte.
Im tieferen Wasser – inmitten der Höhle – schwamm ein kleines Unterseeboot. Es war mit Rost bedeckt. Es hätte ein Veteran der malaiischen Marine sein können. Doch Tyne konnte es nicht genau identifizieren.
Der Kommandoturm war offen. Ein dunkler Kopf tauchte auf und wechselte einige kurze Sätze mit Tynes Entführer. Ohne Verzug wurde er an Bord gebracht.
Innen kam es ihm so vor, als würde er auf einen heißen Ofen kriechen. Tyne mußte sich auf den bloßen Stahlrost einer Koje legen. Die Hände waren immer noch hinter dem Rücken zusammengebunden. Als das U-Boot losfuhr, spürte er kaum eine Bewegung.
Er schloß die Augen und versuchte nachzudenken. Kein klarer Gedanke war möglich. Er wußte nur, daß die Warnung des widerlichen Stobart zu spät gekommen war. Er wußte auch, daß er sich wieder mal nach dem Leben eines zweiten Sekretärs eines Untersekretärs des Unterstaatssekretärs sehnte.
»Aufstehen!« befahl der Roskianer und stieß ihn in die Rippen.
Das U-Boot lag still.
Von hinten gestoßen, kletterte Tyne die Stahlleiter hinauf und streckte den Kopf ins Tageslicht.
Das Unterseeboot lag mitten im Meer. Kein Land war in Sicht. Vielleicht lag das an dem Dunst, der wie weißer Dampf über dem glatten Wasser hing. Ein einheimisches Segelschiff mit wenig Tiefgang lag längsseits. Die beiden Schiffe waren schon miteinander vertäut. Drei mutmaßliche Roskianer zeigten äußerstes Interesse, als Tyne auftauchte. Sie griffen herüber, packten ihn unter den Achseln und hievten ihn an Bord, wo sie ihn auf Deck warfen.
»Vielen Dank«, sagte Tyne bissig. »Und wie steht's mit einem Handtuch, wenn Sie schon so hilfreich sind?«
Als sein erster Entführer auch an Bord gekommen war, führte man Tyne unter Deck. Dort hatte man durch einige Umbauten einen ziemlich großen Raum geschaffen. Der Zweimaster war früher wahrscheinlich als Passagierschiff benutzt worden, um nahe gelegene Inseln anzulaufen. Nun war er in roskianischen Händen.
Fünf männliche Roskianer und eine Frau waren hier unten. Sie waren nach roskianischer Mode gekleidet: eine Unmenge ölig wirkender Gewänder, die hier in Äquatornähe völlig fehl am Platz wirkten. Hier – unter sich – waren sie entspannt. Dadurch kam ihre Andersartigkeit noch stärker zum Ausdruck. Die Münder waren – vielleicht durch die schnelle, schnatternde Sprache – seltsam geformt. Ihre Bewegungen wirkten unnatürlich.
Dies waren Wesen von Alpha Centauri II, menschenähnliche Geschöpfe und dennoch völlig verschieden. Die körperliche Ähnlichkeit schien die geistige Verschiedenartigkeit nur noch zu betonen. Als ob das Leben auf der Erde nicht auch ohne die Roskianer schon schwer genug wäre ...
Der Roskianer, der Tyne in Padang entführt hatte, gab auf roskianisch dem Leiter der Gruppe einen Bericht. Dieser war ein grob aussehender Typ mit Nasenlöchern wie ein Gorilla und einer weißen Haarmähne. Er
Weitere Kostenlose Bücher