Die Zukunftsmacher
Schleusentore weit. Der Mann wurde hinuntergezogen, tiefer, immer tiefer, und schließlich verschwand er im Schlund der Fabrik – hilflos wie ein Blatt im Sturm. Die letzten Fetzchen von Licht und Luft verließen seine Welt.
5.
Die sumpfige, zermalmende Flüssigkeit wurde von seinen verwirrten Sinnen als Geräusch empfunden, ein Geräusch, das ihn zu Tode dröhnte.
In der dumpfen Schwärze vor Tynes Augen wanden sich Bilder hervor wie Würmer, die seine Todesangst teilten. Bilder aus seiner Vergangenheit, die wie schäumende Blasen zur Oberfläche seines ertrinkenden Hirns emporsteigen. Ereignisse seines Lebens kehrten wieder und umschlossen ihn, als wollten sie ihn vor gegenwärtiger Pein schützen. Dann waren auch sie vorbei.
Die Blase, gefüllt mit Vergangenheit, war zerplatzt. Sein Kopf war wieder über Wasser. Tyne, der mühsam nach Luft schnappte, paddelte hilflos herum, um auf der Wasseroberfläche zu bleiben. Schwache Lichtreflexe tanzten um ihn herum. Er war irgendwo in der riesigen, automatisierten Planktonanlage, die durch vielfarbige Orientierungslichter undeutlich erhellt wurde. Die Fabrik wurde mit Hilfe eines kybernetischen Systems betrieben, bewohnt von Robotern. Niemand würde ihn retten, wenn er sich nicht selbst retten konnte.
In der Erleichterung, mit dem Kopf über Wasser zu sein, wurde sich Tyne nicht sofort seiner jetzigen mißlichen Lage bewußt. Er war es einfach zufrieden, auf einer anschwellenden Woge zu treiben und schmerzhaft atmen zu können. Durch dickes Glas hindurch konnte er in das Innere der Maschinerie blicken, wo in einer Reihe Fässer mit geleeartiger Flüssigkeit rotiert wurden. Endlose Röhren und Pressen verliefen sich im Hintergrund. Stufenweise versanken die verschiedenen Stockwerke des Gebäudes vor seinen Augen, als das Wasser ihn immer höher trug.
Langsam erreichte Tyne wieder sein normales Bewußtsein. Er schaute sich suchend um. Er war durch den Boden eines großen Glaszylinders gekommen, der einen Durchmesser von etwa fünf Metern hatte und sich bis zu einer Höhe von sechs Stockwerken erstreckte. Darin war er nun gefangen.
Tyne sah durch das Glas seines »Gefängnisses« andere gigantische Röhren neben seiner stehen. Sie wirkten wie die Pfeiler einer überdimensionalen Orgel. Diese Zylinder reichten vom Boden bis zum Dach der Fabrik und füllten sich rapide mit dem einströmenden Meerwasser.
Tyne schaute nach oben. Die Decke kam immer näher. Die Röhre würde sich bis zum obersten Rand füllen.
Ein Entrinnen war nicht möglich. Er wußte, wo er war. Jeder dieser Zylinder nahm Meerwasser auf. Wenn er voll war, würde ein großer Filter wie ein Tauchkolben langsam von der Decke herunterkommen und das Wasser filtern. Das Plankton würde auf dem Boden des Zylinders zusammengepreßt werden. Alles, was fest war und sich in der Röhre befand, würde zu Brei gepreßt werden. Gnädigerweise würde Tyne Leslie schon ertrunken sein, bevor er am Boden zerquetscht würde.
Zwischen der unruhigen Wasseroberfläche und der Unterseite des Tauchkolbens lagen jetzt nur noch drei Meter. Der Zwischenraum verringerte sich rasend schnell.
Tyne griff unter Wasser in die Tasche. Die roskianische Waffe war noch da. Er zog sie heraus.
Noch zwei Meter zwischen ihm und dem Filter.
Er betete darum, daß diese Waffen gegen Wasser unempfindlich waren, wie ihm früher berichtet worden war. Er schüttelte die Waffe, legte sich auf den Rücken, ließ sich treiben und zielte auf das Glas, das ihn gefangenhielt.
Ein Meter fünfzig mit Luft über ihm.
Er drückte ab. Wie immer bei dieser unglaublichen Waffe gab es keinen Rückstoß. Das Geschoß zerschmetterte den Glaszylinder und riß ein Riesenloch hinein. Dreißig Zentimeter dicke und bis zu zehn Meter lange Glasfragmente bildeten eine furchteinflößende Barriere, über die es Tyne durch den Druck des befreiten Wassers schwemmte.
Die riesige Welle unter ihm ergoß sich in das Innere der Fabrik. Er schlug verzweifelt um sich und konnte das Geländer einer Balustrade ergreifen. Die Arme rissen fast aus den Gelenken, aber er hielt eisern fest. Für eine Ewigkeit schien er dort zu hängen, für eine Ewigkeit stürzte hinter ihm der tödliche Wasserfall aus Glas in die Tiefe. Mit unendlicher Mühe zog er sich an dem Geländer hoch in Sicherheit.
Eine Sirene jaulte ohrenbetäubend. In dem Moment, in dem er den großen Zylinder durchlöchert hatte, war automatisch Alarm ausgelöst worden.
Wenn man ihn hier fand, würde das das
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