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Die Zukunftsmacher

Die Zukunftsmacher

Titel: Die Zukunftsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haining
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Polizeiauto und rief ihnen zu, daß sie halten sollten. Der stämmige Mann gab zur Antwort noch mehr Gas.
    »Verdammt noch mal, jetzt haben die unsere Nummer«, sagte er über die Schulter zu seinem Begleiter. »Todsicher werden wir Schwierigkeiten kriegen. Ich werde von der Straße abfahren, bevor wir in belebtere Gegenden kommen. Jetzt ist nicht die Zeit, um ein Frage-und-Antwort-Spiel mit einheimischen Polizisten zu treiben.«
    Ein Feuerwehrauto schoß an ihnen vorbei. Ein Hubschrauber donnerte über sie hinweg. Helle Scheinwerfer glänzten durch die Bäume und zeigten, welchen Weg ein Strom von Fahrzeugen zu der Fabrik nahm. Der maskierte Fahrer bog in einen schmalen Pfad ein, der direkt in den Dschungel führte.
    Dieser Weg war nur für Ochsenkarren angelegt worden. Zweige peitschten an die Fenster, als das Auto sich holpernd vorwärts bewegte.
    Es ist alles einfach zu verrückt! dachte Tyne. Er überlegte sich, wie sehr er Männer der Tat bewundert hatte. Er hatte sie als die Menschen angesehen, die im Mittelpunkt des Lebens stehen. Er erkannte nun, daß dies nur in bestimmter Hinsicht richtig war. Diese Leute drehten sich irgendwie auch nur im Kreise. In einem Moment waren sie Jäger, im nächsten Moment Gejagte. Ihre Entscheidungen wurden rasch getroffen. Doch sie basierten weniger auf rationalen Berechnungen der Motive des Gegners als vielmehr auf dem Wunsch, in einem nicht festgelegten gewaltigen Spiel immer mitmischen zu können.
    Ein Spiel! Das war das Geheimnis von allem! Diese Männer der Tat konnten einen Kampf auf Leben und Tod nur deshalb führen, weil für sie – sobald das Spiel einmal begonnen hatte – die Einsätze völlig unreal wurden. Es war Schach, das mit Adrenalin, statt mit dem Verstand gespielt wurde. Normale Verhaltensregeln zählten für Männer dieses Schlages nicht.
    Das Schrecklichste war jedoch, daß Tyne, obwohl er das alles völlig durchschaute, in dem Spiel mit gefangen war – und zwar wissentlich. Die Lage der Welt war zu gravierend geworden, als daß man sie noch ernst nehmen konnte. Man konnte all ihren Verwicklungen dadurch entgehen, daß man in jene verrückte Unterwelt abglitt, in der Blut und Bluff regierten. Er sah aber auch die Möglichkeit, daß das Pendel, das diese Unterwelt regierte, wieder zu seinen Gunsten ausschlagen konnte. Diese Männer hatten Tyne gefangen, als er unvorbereitet gewesen war. Er war in ihrer Gewalt. Auf eine gewisse Weise war er jedoch fast besser dran. Sie mußten sich die notwendigen Gedanken um den weiteren Verlauf machen. Wenn dieser Druck zu groß würde, dann würden sie wiederum unvorsichtig werden, und er könnte sie austricksen. Es gehörte einfach zu den Regeln in diesem verrückten Spiel. Später würde das Pendel allerdings auch wieder zur anderen Seite hin ...
    »Jetzt sind wir weit genug gefahren«, sagte der Stämmige, als der Moeweg einige hundert Meter weit in den Dschungel geholpert war. Der Mann neben Tyne hatte noch kein Wort geäußert.
    Der Wagen stoppte, und Tyne konzentrierte sich angestrengt auf die Gegenwart.
    Der Fahrer schaltete die Scheinwerfer aus, so daß nur die schwache Beleuchtung des Armaturenbretts das Wageninnere erhellte. Der Regen hatte aufgehört. Nur von den Blättern über ihnen tropfte es eintönig aufs Wagendach. Es war vier Uhr.
    »Also«, sagte Tyne, »wie wär's, wenn Sie mir jetzt endlich sagen würden, wer Sie sind, was Sie wollen, und warum Sie das wollen?«
    Der stämmige Mann zog das Tuch wieder übers Gesicht und drehte sich zu Tyne um.
    »Zuerst einmal«, sagte er mit kultivierter, höflicher Stimme, »müssen wir uns dafür entschuldigen, daß wir Sie auf diese Art und Weise gekidnappt haben. Aber die Zeit drängte, und wir hatten keine Alternative. Ich möchte noch hinzufügen – wenn Sie mir gestatten –, daß all das nicht nötig gewesen wäre, wenn Sie auf uns gewartet hätten, als wir Sie oben auf der Fassade der Planktonfabrik einholten. Ihr Sprung ins Wasser war zwar spektakulär, aber unnötig.«
    »Ich bin nicht gesprungen«, sagte Tyne trocken, »ich bin ausgerutscht.«
    Da brach der Mann in schallendes Gelächter aus. Tyne merkte erstaunt, daß er auch lachen mußte. Der maskierte Typ neben ihm rührte sich nicht.
    »Die Situation sieht so aus: Mein Name ist übrigens Dickens, Charles Dickens, leider nicht verwandt mit dem berühmten ... Ich arbeite mit dem Mann zusammen, den Sie unter dem Namen Stobart kennen. Seine ›rechte Hand‹ sozusagen. Sie waren plötzlich für

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