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Die Zukunftsmacher

Die Zukunftsmacher

Titel: Die Zukunftsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haining
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den neuen Wasserwerken, wo das Meerwasser in Nahrung umgewandelt wird.«
    Tyne wußte, was der Alte damit ausdrücken wollte: es war die Planktonfabrik bei Semapang. Er dankte ihm herzlich, als sie die Straße erreicht hatten und bot ihm das Fischerboot als Dank an. Glückselig offerierte ihm der Eingeborene wiederum Essen, das in ein Palmblatt eingewickelt war. Tyne bedankte sich und machte sich auf den Weg. Das Blatt enthielt gekochten, gut gewürzten Reis und etwas Gemüse. Tyne aß gierig, während er weiterging. Die Straße war eine Wagenspur. Er konnte jede Wurzel klar im Mondlicht erkennen. Zu beiden Seiten erstreckte sich tiefer Dschungel.
    Fünfzig Minuten verstrichen, bevor er die ersten Anzeichen der Planktonfabrik entdeckte. Zu dem Zeitpunkt war Tyne schon reichlich erschöpft. Der Mond versteckte sich häufig hinter dicken Wolken. Tyne lehnte sich gegen einen Baum, um sich ein wenig auszuruhen und nachzudenken. In der Ferne donnerte es.
    Als Tyne Mina im Roxy ausgefragt hatte, hatte sie ihm erzählt, daß Murray zu der Planktonfabrik gefahren war. Der Captain konnte nur einen Grund haben, um hierher zu kommen. Die Pflanzung war vollautomatisch. Wenn überhaupt, dann war tagsüber ein schrulliger Ingenieur da und bei Nacht ein Wächter. Murray hatte sich diesen Ort sicher als Versteck ausgesucht, bis er mit dem roskianischen Agenten Kontakt aufnehmen konnte.
    Tyne hatte einen Entschluß gefaßt. In seiner Tasche befand sich die Waffe des Roskianers. Er selbst würde Murray zur Strecke bringen. Wenn er überhaupt hier war, dann würde er ihn finden. Er hatte schließlich eine persönliche Rechnung mit Murray zu begleichen. Danach würde es noch früh genug sein, um Stobart anzurufen.
    Durch die scharf gezeichneten Umrisse der Bäume schimmerte undeutlich der Häuserkomplex der Planktonfabrik. Er wirkte in dem fahlen Mondlicht wie ein Eisberg. Und wie bei einem Eisberg lag der größte Teil unter Wasser. Nur die Hinterfront befand sich auf dem Land. Der vordere Teil war über dem Indischen Ozean errichtet.
    Tag für Tag wurden Millionen Tonnen Meerwasser eingesogen. Später würden sie wieder ins Meer zurückfließen, allerdings ihres Planktons beraubt. Diese winzigen Organismen wurden in Tanks mit Nährlösung gefiltert und dort genährt. Dann machten sie synthetisierende Prozesse durch, die sie in komprimierte Nahrung verwandelten. Sie hatten hohen Nährwert, wenn sie auch nicht besonders schmeckten. Derartige Fabriken, die in bestimmten Abständen an den Küsten des Indischen Ozeans und der chinesischen Gewässer errichtet worden waren, hatten viel dazu beigetragen, daß der Hunger, der bis dahin in den bevölkerungsdichten Gebieten der Tropen geherrscht hatte, fast besiegt worden war.
    Tyne schlich sich vorsichtig näher.
    Obwohl er nie zuvor hier gewesen war, kam ihm alles bekannt vor dank der vielen Publikationen, die er darüber gelesen hatte. Er wußte, daß es fast unmöglich war, in die Fabrik einzubrechen. Wo aber würde sich dann ein gejagter Mann verstecken? Am vielversprechendsten schien die dem Meer zugewandte Fassade zu sein.
    Dort boten zahlreiche Bögen und Pfeiler über der Unterwasserschleuse Schutz gegen die Elemente. Boten sie nicht auch ein perfektes Versteck?
    Tyne wollte das gleich herausfinden.
    Er schlüpfte an einem leeren Parkplatz vorbei. Wolken verdeckten den Mond. Dies bot ihm die Möglichkeit, sich freier zu bewegen. Am Ende des Parkplatzes war eine hohe Mauer. Etwa zwei Meter dahinter erhob sich steil das Hauptgelände. Tyne schleppte ein leeres Ölfaß zur Mauer, stieg hinauf, krümmte sich zusammen und sprang hoch. Er klammerte sich mit aller Kraft am Rand fest und zog sich schließlich auf die Mauer. Dort kauerte er sich nieder und lauschte. Nichts. Nur das leise Geräusch der Wellen.
    Ihm wurde langsam klar, daß es unmöglich war, auf das Gebäude zu gelangen. Die weißen Mauern erhoben sich vor ihm bis zu einer Höhe von 45 Metern. Sie erstreckten sich ohne Unterbrechung nach beiden Seiten. Lediglich ein dunkler Strich unterbrach einige Meter von ihm entfernt das eintönige Weiß. Tyne kroch mit gesenktem Kopf oben auf der Mauer entlang. Der dunkle Strich entpuppte sich als eine Stahlleiter, die etwa fünf Meter über dem Boden befestigt war und bis zum Dach hinaufreichte.
    Tyne, der nun genau gegenüber war, stand auf und sprang über den Zwischenraum hinweg. Er erwischte die Sprossen mit beiden Händen. Die Stahlhand wurde durch den plötzlichen Ruck fast aus ihrem

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