Die Zusammenkunft
Schuppen ging, um aus dem Kühlschrank Nachschub an Bier zu besorgen, damit niemand verdursten musste. Mit zwei Flaschen in der Hand stand sie Augenblicke später vor Paul.
»Na, wie sieht es aus, trauen Sie sich jetzt nicht? Ich habe Sie doch gewarnt, volle Frauenpower! Also T-Shirt runter und ab ins Wasser, Sie können doch die Damenwelt nicht warten lassen.«
Sirona war der Meinung, gesehen zu haben, wie Paul schluckte. Aber dann zog er ohne ein Wort das T-Shirt direkt vor ihren Augen aus und ließ es auf den Boden gleiten. Es gehörte nicht viel Fantasie dazu, eine gewisse Provokation in seiner Bewegung zu erkennen. Aber Sirona hielt ihm ohne mit der Wimper zu zucken ein Bier entgegen.
Paul Bennet hatte den Körperbau eines Helden aus einem Kung-Fu-Film, ein Sixpack, von dem ein Bruce Willis nur träumen konnte, und sie war wirklich dankbar dafür, dass sie sich umdrehen musste, um ihr Bier auf dem Tisch abzustellen. Unbemerkt stieß sie zwischen spitzen Lippen einen stummen Pfiff der Bewunderung aus, dann drehte sie sich wieder um, knotete ihr Tuch los und ging ebenfalls zum Pool. Paul stand noch am Rand und schien zu überlegen, zwischen wen er sich setzen sollte.
Sie entdeckte das Tattoo augenblicklich. Es war wu nderschön und zierte die linke Schulter, ein Schwert, das leuchtend in der Sonne stand und von fremden Schriftzeichen umrahmt wurde. Als ob Paul ihren Blick gespürt hatte, sah er sie über seine Schulter hinweg kurz an.
Sirona wandte instinktiv den Blick ab, irgendetwas hatte sie alarmiert. Um ihre Emotionen zu überspielen, griff sie nach der Digitalkamera auf dem Tisch und ging damit zum Pool hinüber. Paul hatte sich diplomatisch zwischen Vic und Kim gesetzt.
»So, jetzt mal alle etwas zusammenrutschen, das ist doch eine schöne Erinnerung für Paul, wenn er wieder nach Hause muss.«
Paul hatte keine Chance zu entkommen, alle Frauen rutschten augenblicklich zusammen und quetschten ihn in der Mitte ein. Die Situation machte Sirona Spaß, ihre kleine sadistische Ader konnte sie einfach nicht verleugnen. Sie schoss in aller Ruhe vier Fotos.
»Hallo, Frau Nachbarin, na, das sieht ja gut aus, soll ich denn mal ein Foto machen, Sirona? Du musst ja schließlich auch mit drauf!«
Sironas Magen krampfte sich zusammen. Mist, Helmut von nebenan. Jetzt war auch sie fällig.
Bevor sie etwas entgegnen konnte, rief ihre Mutter zu allem Überfluss auch noch quer durch den Garten: »Helmut, komm rüber, das ist eine super Idee! Wenn wir dich nicht hätten!«
Helmut kam mit stolzgeschwellter Brust auf ihr Grundstück, direkt auf sie zu.
Sirona setzte ihr reizendstes Lächeln auf, als sie ihm den Apparat in die Hand drückte. Sie wollte sich neben Lora am rechten Ende der Gruppe platzieren, aber Stella rief: »Nee, nee, du kommst schön hierher. Paul, du kommst in die Mitte, Sirona und Lora jeweils rechts und links von dir. Es soll doch ein Erinnerungsfoto für dich werden, da musst du zwischen deinen beiden Kolleginnen sitzen.«
Sironas Magen zog sich erneut zusammen, und auch Paul machte einen sehr verlegenen Eindruck, das übe rraschte sie.
»Kommen Sie schon, Paul, ich beiße Sie nicht. Sie werden doch wohl keine Angst vor mir haben, oder?« Sirona wusste nicht, woher sie in diesem Moment die Worte nahm, aber scheinbar gelang es ihr, die Situation zu retten.
Alle rutschten ein wenig hin und her, dann setzte sich Sirona neben Paul Bennet und versuchte wenigstens etwas Abstand zu halten, was aber misslang, da die Gruppe zu allem Überfluss auch noch zusammenrutschte und sie eng an Pauls Körper presste.
Helmut schoss ein Foto nach dem anderen . »Nun prostet euch mal schön zu! Ja, gut so! Und lachen! Schön! Und jetzt nehmen Sie die beiden Schönheiten an ihrer Seite doch mal in den Arm, junger Mann! Ja, genau so! Und lachen! Sirona, du auch! Lachen!«
Für Sirona schien die Zeit still zu stehen. Die Situation war an Peinlichkeit kaum noch zu übertreffen, fand sie.
»So, das war es, meine Lieben!« , kam endlich die Erlösung.
»Na, jetzt hast du dir aber ein Bier verdient«, sagte Omma und strahlte Paul an.
Paul verlor keine Sekunde, um sich von den beiden Frauenkörpern neben sich zu lösen, aufzustehen und sich ein Handtuch zu greifen, aber er warf Sirona noch einen raschen Blick zu, ehe er Richtung Haus verschwand. Den Ausdruck darin konnte sie nicht deuten, aber sie war augenblicklich auf der Hut.
Kim tauchte im Pool auf sie zu und kuschelte sich bei ihr ein – was für ein seltener
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