Die Zusammenkunft
Moment. Sirona ließ sich gerne ablenken und zog ihre Tochter an sich, küsste sie auf den Kopf und gluckerte sie unter. Im gleichen Moment brach eine fröhlich-alberne »Glucker-und-Spritz-dich-nass-Schlacht« aus. Omma flüchtete und rettete die Bierflaschen, Paul blieb verschwunden.
Nach der ausgelassenen Wasserschlacht kehrte dann langsam etwas gut gelaunte Ruhe ein. Alle suchten sich im Garten ein gemütliches Plätzchen, um sich von der Sonne trocknen zu lassen und hingen ihren Gedanken nach. Paul, der inzwischen zurückgekehrt war, hatte sich sein T-Shirt übergezogen, als ob er sich für seine Nacktheit schämte.
Schließlich stellte Sirona den Gasgrill auf und begann mit den Vorbereitungen fürs Barbecue. Stella und Lora holten die Salate und das Fleisch aus der Küche. Als der Backofen piepte, war auch das frisch gebackene Brot fertig, das Sirona in den Ofen geschoben hatte.
Mit der Dunkelheit begann auch der Alkohol seine Wirkung zu entfalten. Die Stimmung wurde nach dem leckeren Essen immer lockerer und immer häufiger war Pauls Lachen zu vernehmen, der sich wieder fest in Ste llas Gewalt befand und auch tapfer alle Likörsorten mit Omma durchprobierte. Genau wie Sirona es vorausgesagt hatte. Selbst die Sticheleien, die Omma wie üblich über Sironas Unfähigkeit, einen Mann abzubekommen, vom Stapel ließ, konnte sie in dieser Stimmung ertragen. Sie lag entspannt auf ihrer Liege, hörte zu und lächelte.
Vereinzelt zogen sich die ersten schließlich für die Nacht zurück und Sirona begann, liegengebliebene Sachen wegzuräumen. Als sie damit fertig war, holte sie sich noch ein letztes Bier aus dem Kühlschrank, um mit dem Blick in die Sterne den Tag noch einmal Revue passieren zu lassen. Da stand Paul plötzlich hinter ihr.
»Wollen Sie auch noch ein Abschlussbier?« , fragte Sirona.
»Ja, gern.« Dabei sah er ihr wieder direkt in die A ugen.
Sie setzten sich beide wie selbstverständlich nebene inander auf die Hollywood-Schaukel. Es war nicht zu vermeiden, dass sich ihre Oberarme berührten. In dieser Berührung lag jedoch nicht ein Funke Erregung, vielmehr ein sonderbares Gefühl von Vertrautheit.
»Ich hoffe, meine Familie hat Sie nicht verstört?«
»Nein, ganz im Gegenteil, Sie können sehr stolz auf sie sein. Man begegnet nicht täglich einem Dreigenerationenhaushalt, in dem jeder seine Persönlichkeit ausleben kann und alle sich lediglich von einem kastrierten Hund auf der Nase herumtanzen lassen. Das Reich, das Sie hier geschaffen haben, ist wirklich etwas Besonderes. Ich würde mich über jede weitere Einladung freuen.«
»Omma scheint ja auch einen Narren an Ihnen gefre ssen zu haben, ich hoffe nicht, dass Sie morgen Kopfschmerzen haben. « Sie sah, wie er lächelte. »Sie haben da übrigens ein sehr schönes Tattoo auf dem Rücken. Was bedeutet es?«
Sirona bemerkte sein Zögern.
»Es ist das Zeichen einer Bruderschaft, der ich angehöre, das ist unter den Indianern nichts Ungewöhnliches.«
»Aber es zeigt ein Schwert und Indianer haben doch nie mit dem Schwert gekämpft, oder?«
»Das Schwert ist so eine Art Metapher.«
Jetzt hatte er gelogen, das spürte sie genau. »Und die Schriftzeichen, was für eine Sprache ist das?«
»Eine alte Sprache, die ich selbst nicht lesen kann, aber es soll ein Gebet sein, das den Krieger auf der Jagd beschützen soll.«
Sie spürte seine Verlegenheit aufgrund der Lügen, die er ihr aus irgendeinem Grund auftischte. Aber es ging sie nichts an, mit was für Bruderschaften er sich in seiner Freizeit abgab.
»Ich habe auch ein Tattoo!«
Er sah sie an. »Welches?«
»Ein chinesisches Schriftzeichen, das das Symbol für Liebe darstellen soll.«
Sie ärgerte sich, eigentlich hatte sie ihm nur die Verl egenheit nehmen wollen, aber jetzt konnte die Situation sehr schnell dazu führen, dass sie in Verlegenheit kam. Vielleicht aus dem gleichen Grund wie er.
»Ich habe kein Tattoo gesehen, wo haben Sie es?«
»Auf der linken Pobacke, es soll auch nicht von jedem gesehen werden, und wenn Sie jetzt auf die Idee kommen zu fragen, ob Sie es sehen dürfen, drehe ich Ihnen die Gurgel um.« Gut gemacht, Notbremse gezogen, nächstes Thema bitte.
»Warum haben Sie eigentlich keinen Partner? Nicht , dass Sie mich falsch verstehen, ich hege keine Absichten, aber ich finde einfach, dass Sie eine umwerfende Frau sind. Sie strahlen so viel Kraft und Lebensfreude aus und ich finde Sie sehr attraktiv.«
»So, so«, sagte sie spöttisch. Dann, ernst werdend, fü
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