Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
reich an hohen, saftigen Gräsern, üppig wuchernden Büschen und bunten Blumen. Sie passierten ganze Tierherden, vor allem Kühe und Schafe, und erschauten große Hasen, Schweine und Rehe, die sich an Gewächsen labten oder ihren Durst an Teichen oder einem der vielen kleinen, vor sich hinsickernden Bäche stillten. Lautes, schön anzuhörendes Vogelzwitschern begleitete sie darüber hinaus. Die wildlebenden Tiere betrachteten die Dahinstapfenden ihrerseits stets nur mit mäßigem Interesse und ließen sich nicht weiter stören.
Schließlich erreichten die Marschierenden eine nach allen Richtungen offene Flur- und Feldlandschaft, und sie trampelten über bestellte Äcker mit hohen Kornähren hinweg und bahnten sich ihre Wege, wie es ihnen gefiel. Eines Abends dann, als die Spitzen ihrer stählernen Waffen in der Glut der im Westmeer versinkenden Sonne rötlich funkelten, traten sie aus dem Schatten eines sich breit erstreckenden Maisfeldes heraus. In der Ferne erblickten sie daraufhin hinter einer geringfügig abfallenden, niedrig bewachsenen Wiese das silbrige Glitzern von Wasser.
Sie hatten den Althundel erreicht, dessen östliches Ufer den Beginn des Territoriums des Menschenreiches Rhodrims markierte.
Auf Darrthaurs Befehl blieb die Horde im Schutz der Felder zurück, während einige Kundschafter in die sich stetig verdunkelnde Dämmerung hinausgesandt wurden. Schon bald kamen diese zurück und berichteten, dass kaum eine Meile nördlich ihrer Position eine breite, starke Brücke über den Fluss nach Osten hin führte und von einer stattlichen Anzahl von Soldaten bewacht wurde. Dennoch wirkten die Menschen Rhodrims nicht alarmiert, denn nichts deutete darauf hin, dass sie besondere Vorkehrungen zu ihrer Verteidigung getroffen hatten. Das waren gute Nachrichten und zeigte, dass die Pläne der Streiter Durotars auf dem rechten Wege waren.
Als Zeitpunkt des Einmarschs wurde die erste Stunde des nachfolgenden Morgens gewählt, da nach dem langen Marsch eine Zeit der Erholung ratsam war. Aufgrund der enormen zahlenmäßigen Überlegenheit benötigte man auf Seiten der Orks wohl ohnehin weder Überraschungseffekt noch den Schutz der Dunkelheit, sondern konnte gelassen auf die Überlegenheit der eigenen Waffen sowie den Schrecken vertrauen, der unweigerlich in die Glieder der Überfallenen fahren würde.
Sie verbrachten die Nacht im Feld. Die gemeinen Soldaten ruhten, sofern sie nicht als Wachposten eingeteilt waren oder vor Aufregung nicht einschlafen wollten, während die Heeresführer noch für eine lange Zeit zusammenkamen und sich berieten. Der Schwarze Gebieterschwieg dabei zunächst und ließ Darrthaur mit seiner barschen Stimme das Wort führen und viele Fragen beantworten. Die Anweisungen, die jener gab, waren dabei so präzise, dass unverkennbar war, dass sie auf exakter Planung beruhten. Erst unmittelbar, ehe man auseinander ging, erhob der oberste Befehlshabende seine metallene Stimme und zeichnete seinen Zuhörern ein Bild von demjenigen, was sie am nächsten Tag erwarten mochte. Bemerkenswert war dabei, dass seine Ausführungen das Innere des feindlichen Reiches und sogar die mutmaßlichen Geschehensabläufe innerhalb dessen Volk und Militär mit großer Gewissheit und in vielen Einzelheiten beschrieben.
Die Heeresführer erlangten den Eindruck, dass man über Informationen verfügte, die nur einem Bewohner Rhodrims bekannt sein konnten. Viele von ihnen dachten daher an Spione, an Verräter unter den Menschen, die dem Schwarzen Gebieter ergeben waren. Jedoch eröffnete dieser nicht von sich aus, aus welchen Quellen er sein Wissen bezog, und ebenfalls getraute sich keiner der Anwesenden danach zu fragen, sodass jenes Rätsel vorerst ungelüftet blieb.
Die Nacht verging langsam und in drückender Schwüle unter dem klaren, gestirnten Horizont. Es war so still und windlos, dass es wahrlich erschien, als warte das Land auf den Ausbruch eines verheerenden Sturmes.
Als das noch fahle Licht der aufsteigenden Sonne am frühen Morgen durch die Dunkelheit brach, waren bereits nahezu alle der Krieger der Horde erwacht und ungeduldig darauf, endlich den neuen Tag zu beginnen. Zu lange und zu viele Male hatte man ihnen in den letzten Wochen und Monaten von der Missgunst, Arroganz und Selbstsüchtigkeit der Menschen erzählt, sodass sie nicht mehr länger auf das Kräftemessen mit denselben und die Rache für Menoth, die Takskalls und deren einstigen Verbündeten warten wollten.
Die orkischen Streiter stapften
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