Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
Familien zusammen und führt sie so schnell wie möglich weg von hier nach Norden!“
Für einige Sekunden starrten die noch verschlafenen Einwohner Torfhuts die Soldaten fassungslos an. Dann brach Hektik unter ihnen aus, und alle taten, wie es ihnen geraten wurde. Ochsen, Esel und einige Pferde wurden aus Scheunen gezerrt und vor klapprige Karren gespannt. Kleinere, tragbare Kostbarkeiten wurden in Kisten gepackt und auf die Ladeflächen der Gefährte geworfen, vom weiteren Gut wurde stumm und bitter Abschied genommen.
Binnen kaum mehr als einer halben Stunde waren alle Vorbereitungen getroffen. Die Menschen hatten sich für die Reise gekleidet und und auf den Wägen versammelt. Die Familienväter vergewisserten sich durch Nachzählen noch einmal, dass niemand vergessen wurde, denn viele von ihnen hatten zahlreiche Kinder, von denen einige im jüngsten Alter waren. Mehrere derÄlteren hingegen waren nur durch ausdauerndes, zuweilen flehendes Zureden davon zu überzeugen, mitzukommen und die geliebten Habseligkeiten zurückzulassen. Etliche hatte ihre Höfe und Häuser vor langer Zeit mit eigenen Händen erbaut oder aber von ihren fleißigen Vorfahren geerbt und konnten sich nicht mit dem Gedanken abfinden, dass ihr vertrautes Heim zum hilflosen Opfer für das Feuer der Feinde werden sollte.
Schließlich setzte sich der Tross der Flüchtlinge rumpelnd und polternd über die staubige Straße nach Norden in Bewegung. Die vielen angstvollen Blicke zurück verrieten noch kein Anzeichen der heranrückenden Angreifer. Die Sonne brannte über die weiten, unberührten Lande von Osten her schon zu dieser frühen Stunde, und es hätte ein herrlicher, unbeschwerter Tag werden können, wie viele bei sich dachten.
„Was ist aus den anderen Wächtern der Brücke geworden?“, fragten manche und „Wie habt Ihr den Orks entkommen können?“ oder „Was sind das für Wesen?“ wiederum andere der flüchtenden, niedergeschlagenen Dorfbewohner. Doch den drei Überbringern der schlimmen Kunde, die gemeinsam auf einem der größeren Karren in einer Ecke kauerten, war sichtlich nicht nach langen Schilderungen zumute. Nur langsam schienen sie sich zu beruhigen und wieder zu Kräften zu kommen.
„Wir hätten gewarnt sein sollen, und doch wurden wir überrascht“, schickte sich einer der Soldaten dann doch zu erzählen an. „Es war gegen Ende der Nacht, alles war still, und nichts wies auf eine Regung des Feindes hin. Mit einem Male schossen zahllose huschende Schatten wie Fliegen aus den Feldern und rannten mit großer Geschwindigkeit auf uns zu. Da wir daraufhin zunächst von Ungläubigkeit und Schrecken gepackt wurden, reagierten wir erst, als es schon zu spät war.
Einige von uns sandten schließlich Pfeile nach ihnen, und wir anderen versuchten noch, die Brücke in Brand zu stecken. Doch dies alles war vergeblich. Als zwei unserer Kameraden gerade mit einem Kübel Öl herbeigeeilt kamen, um das Holz damit zu übergießen, wurden sie von den fliegenden Äxten und Speeren der Angreifer niedergestreckt, denn diese hatten den Übergang längst erreicht. Auch Pfeile gingen zuhauf auf unsere Köpfe nieder. Dann waren sie auch schon herangenaht und drängten auf unser Ufer hinüber. Wir konnten sie kaum einige Augenblicke aufhalten, dann wurden wir auseinandergefegt. Ich sah noch, wie ein riesenhaftes Exemplar eines Orks, größer und breiter als alle anderen, eine große Keule schwang, meinem Nebenmann den Kopf damit zermalmte und mich durch die Wucht ebenfalls zu Boden streckte. Mir fiel nichts anderes ein, als liegenzubleiben und zu hoffen, dass man mich ebenfalls für Tod hielt.
Nach einer Weile stand ich auf und erkannte, dass die Schlacht und der Stromsteig hinter mir verloren waren. So entschied ich mich dazu loszurennen, um wenigstens andere warnen zu können. Zwei weitere unserer Männer waren plötzlich neben mir, und wir begannen, alle Gedanken zur Seite zu rücken und uns die Lunge aus dem Leib zu rennen. Anfangs verfolgte man uns, und wir waren sicher, dass wir es nicht schaffen würden. Doch dann hörten wir weit hinter uns eine klare, gebieterische Stimme, die jedes andere Geräusch übertönte. Lasst sie gehen!, rief sie in der Gemeinsamen Sprache, worauf unsere Verfolger innehielten, uns noch verhöhnten und sich dann zu unserer Erleichterung von uns abwandten.“
Dem Mann fielen die Augenlider zu, und er schluckte bitter. Er hatte den ersten Sturm der Orks mit eigenen Augen gesehen. Obwohl er überlebt hatte und
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