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Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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fortlaufenden Kette die Hände reichten. Es entstand der Eindruck einer dichten Hecke, die sich zu beiden Seiten der Passierenden zu einer undurchdringlichen, gemeißelten Wand erhob und jeweils nur einen einzigen Weg offen ließ.
    Bis auf das Klappern des Pferdegeschirrs und das Knacken und Knirschen von Zweigen und Nadeln unter den Stiefeln der Wanderer war kein Laut zu vernehmen. Es herrschte eine vollkommene Stille, denn weder Vögel noch sonstige Waldtiere machten sich in irgendeiner Weise bemerkbar, sofern von diesen hier überhaupt welche lebten. Selbst der Wind schien jenen Ort zu meiden oder von der Macht der steinalten Bäume ferngehalten zu werden, denn kein Zweig regte sich und nicht die leichteste Brise fuhr erfrischend durch den stickigen Raum zwischen den engen hölzernen Verästelungen.
    „Wir gehen in die falsche Richtung“, sagte Sanae nach einiger Zeit verbittert.
    Daraufhin erschrak sie über ihre eigenen Worte, denn sie hatte das Gefühl, dass nicht sie es war, die gerade gesprochen hatte. Ihre Stimme hatte einen verdrehten, unwirklichen Klang, warf keinerlei Hall und wurde augenblicklich von den dunklen Gehölzen um sie herum verschluckt.
    „Ja, daran ist dieser verfluchte Wald schuld“, sagte Marcius, der die Engat Lumerin immerhin verstanden hatte. „So hässlich sie sind, so hinterhältig sind diese Bäume auch!“
    „Hüte deine Zunge!“, herrschte ihn Braccas an. Obwohl seine Worte energisch und kraftvoll gesprochen waren, wirkten sie wie ein schwaches Echo ihrer selbst, das aus einer fernen Welt hierher drang. „Hast du nicht begriffen, dass wir dem Wohlwollen dieses Waldes ausgeliefert sind? Also erzürne ihn nicht noch zusätzlich!“
    „Dem Wohlwollen von Bäumen! Ha!“, spottete Dwari. Gleichwohl konnte dies nicht über die Unsicherheit, die er in jener Umgebung empfand, hinwegtäuschen. Als Zwerg fühlte er sich inmitten eines fremdartigen Waldgebietes zweifellos noch unwohler als die meisten seiner Begleiter. „Warum fällen wie die hölzernen Biester nicht einfach und machen Zunderholz aus ihnen? Oder wir fackeln einige von ihnen ab, vielleicht geben uns ihre Artgenossen danach den Weg frei!“
    „Es würde nichts nützen“, sagte Arnhelm, „wir würden unsere Kräfte vergeuden und uns den Stillen Wald vollends zum Feind machen. Außerdem wissen wir nicht, wohin wir zu gehen haben und würden uns mit einem ausufernden Brand selbst eine Falle bereiten, der wir nicht lebend entkommen würden.“
    Die Angehörigen der Gemeinschaft folgten dem Pfad, der seine Richtung inzwischen mehrfach gewechselt hatte, weiterhin, da sie keine andere Möglichkeit sahen. Zwar hatten sie bereitsüberlegt, sich gewaltsam einen Weg in diejenige Richtung zu bahnen, die sie für Westen hielten, doch mussten sie rasch einsehen, dass jenes Unterfangen vergeblich sein würde. Die Bäume standen auf beiden Seiten viel zu dicht, sodass zumindest für ihre Pferde ein Durchkommen unmöglich war. Außerdem konnte keiner von ihnen mehr mit Sicherheit sagen, in welche Himmelsrichtung sie zu gehen hätten, wenn man ihnen die Wahl gelassen hätte. Da sie sich nach wie vor die ganze Zeit über unter mächtigen Baumkronen bewegten, die ihnen den freien Blick nach oben raubten, konnten sie nicht einmal den Stand der Sonne als Hilfsmittel heranziehen. So mussten sie sich damit abfinden, dass jener Wald mit der geheimnisvollen Intelligenz, die in ihm ruhte, ihren Weg vorgab und sie dorthin führte, wohin es allein ihm beliebte.
    Während jener tristen Wanderung verlor die Zeit ihre Bedeutung, und keiner der Gefährten konnte mehr sagen, wie lange sie nun schon im Schatten der Bäume unterwegs waren. Ihre Stimmung wurde immer bedrückter, und Braccas machte sich längst Vorwürfe, dass er seine Begleiter, die ihm als ihrem Fährtensucher und Führer vertrauten, in diesen abscheulichen Wald geführt hatte. Er war sich nun nicht mehr so sicher, ob es ihnen an diesem Ort besser erging als inmitten der Heuschrecken.
    Gerade als es um sie herum so schwarz wurde, dass es später Abend sein musste, fächerten die grauen Tannen, die den Saum des Pfades zuletzt bildeten, auseinander und gaben eine große, beinahe kreisrunde Fläche preis. In deren Mitte stieg das Gelände an und führte einen Hügel hinauf, der sich in der Mitte der Lichtung erhob.
    Die müden Wanderer stießen darüber Freudensausrufe aus, und selbst die Pferde schnaubten und wieherten vor Glück. Sie alle waren froh darüber, dass sie wenigstens

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