Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
können!“
Sie ritten nun noch schneller, indem sie ihre treuen Pferde dazu anheizten, ihre letzten Kräfte freizumachen und quer durch das Wiesenland zu peitschen wie Adler, die im Sturzflug von einem Berg herunterstoßen. Gleichwohl mussten sie feststellen, dass sich zu ihrer Rechten der Abstand zwischen ihnen und den Heerscharen der hüpfenden Tiere immer mehr verkleinerte.
Wie ein lebendiger Teppich, der alles unter sich begrub, legte sich der Schwarm über das Land. Das monotone Surren, das sie bisher vernommen hatten, wurde zu einer Vielzahl von Stimmen, die ihnen hungrig und drohend erschienen. Einige der Gefährten fühlten schon vorab ein Jucken und Brennen wie von zahlreichen kleinen Bisswunden auf der Haut, da sie befürchteten, dass die heranrollenden Angreifer jeden Augenblick über sie herfallen würden.
Dann erreichten die äußere Umgrenzung des Forstes an dessen südwestlichen Zipfel und tauchten unter im Schatten der zahllosen, dunklen Nadelbäume. Diejenigen von ihnen, die an hinterer Stelle ritten, fühlten noch in ihren Rücken eine kalte Berührung wie von einem an ihnen vorüberfegenden Sturm.
Die Angehörigen der Gemeinschaft konnten sich bei ihren Reittieren bedanken, da diese eine wahrlich außergewöhnliche Leistung vollbracht hatten. Gleichzeitig war ihnen das Glück hold gewesen, denn allzu knapp waren sie den überlegenen Gegnern entgangen. Zudem hatten sie den Ered Fuíl, dessen Bäume an manchen Stellen so eng wie zu einer Palisade standen, an einer verhältnismäßig offenen Stelle erreicht, sodass ihnen ein Betreten überhaupt erst möglich war.
„Wir dürfen nicht in der Nähe des Waldrandes bleiben, denn auch dort sind wir noch nicht in Sicherheit“, sagte Braccas zu seinen Begleitern.
Der ältere Mensch mit dem üppigen, roten Bartwuchs trieb sein Ross nun über einen engen Pfad weiter vorwärts. Dwari, der die ganze Zeit über vor ihm saß, war noch immer schwindlig von dem zurückliegenden scharfen Galopp, während dem er sich in der flatternden Mähne des Pferdes festgekrallt hatte. Die anderen folgten den beiden im Trabtempo nach, wobei sie aufgrund der Enge des Weges einzeln hintereinander gehen mussten. Erst als sie nach kurzer Zeit eine kleine Lichtung erreichten, kamen sie wieder zusammen, saßen ab und blickten still und unbewegt in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
Zunächst schien es vollends ruhig zu sein, weitaus stiller als es in einem Wald üblich war. Dann jedoch vernahmen die Menschen und der Zwerg zischelnde, schabende Laute, wenn auch zunächst nur leise und eigenartig gedämpft. Bald darauf erblickten sie zwischen den Baumstämmen und Zweigen, welche die freie Stelle im Westen rahmten, die grünlichen Körper einiger Heuschrecken. Mit Erstaunen erkannten sie nun, dass es sich dabei fürwahr nicht um kleine, brave Grashüpfer handelte, wie man sie von den Feldern und Gärten Lemurias oder Rhodrims her kannte. Vielmehr waren die Geschöpfe leicht so groß wie die Hand eines erwachsenen Mannes. Selbst aus der Entfernung meinten die Angehörigen der Gemeinschaft, unter den dunklen Augenhöhlen der Tiere so etwas wie einen Schlund mit nadelspitzen, im Zwielicht aufblitzenden Fängen zu sehen.
Die Zahl der Heuschrecken wuchs an, und es dauerte nicht lange, da sprangen viele Hundert von ihnen wie geisterhafte Schemen durch das nahe Waldstück und setzten sich auf Ästen und Baumstämmen nieder. Schließlich kam kein weiterer Nachschub mehr herbei, sodass man feststellen konnte, dass sich nur ein geringer Teil des riesigen Schwarmes, der als Plage durch das Land zog, in den düsteren Forst gewagt hatte.
Trotzdem die hüpfenden Wesen, die sich an die Fersen der Gefährten geheftet hatten, nicht wenige waren und ihre Gier und Furchtlosigkeit nicht gemindert waren, wirkten sie an diesem Ort dennoch eigenartig kraftlos, verloren und ohne die Macht, irgendwelchen Schaden anzurichten. Möglicherweise blieb den Tieren diese Erkenntnis selbst nicht verborgen, denn sie blieben des Weiteren untätig und regten sich für eine Weile nicht mehr.
Die Gefährten standen weiterhin angespannt auf der freien, moosbewachsenen Fläche und nahmen mit Erleichterung wahr, dass sich ihnen ihre Verfolger offensichtlich nicht weiter näherten. Dann sahen sie überrascht, dass einige der Riesenheuschrecken von den alten Bäumen, auf denen sie gehockt hatten, leblos zur Erde hinabfielen. Deren Artgenossen wandten sich daraufhin in einer aufkommenden Panik um und eilten mit
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