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Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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geradewegs aus einer früheren, längst vergangenen Zeit. Alle erschraken daraufhin und fühlten sich mehr denn je hilflos und dem Willen böser Mächte ausgeliefert.
    Mit einem Male verschwand der Rinnsal, in den sie die ganze Zeit über ihre Hoffnung gesetzt hatten. Er grub sich unter einem großen Baumstumpf in die Erde und setzte seinen Lauf an keiner anderen Stelle, die sie sehen konnten, wieder fort. Die Gefährten waren nun wieder allein mit den Heerscharen von riesigen, dunklen Nadelbäumen sowie dem dicken Schleier, der zwischen dem Walduntergrund und dem Dach aus Ästen hing.
    Plötzlich zückte Dwari seine breitblättrige Axt. Sein Gesicht war dabei verzerrt vor unbändiger Wut.
    Seine Begleiter wichen instinktiv vor ihm zurück, da sie wohl fürchteten, der Wahnsinn habe ihn ergriffen. Sofort darauf erkannten sie jedoch, dass sich sein Zorn nicht gegen einen von ihnen und auch nicht gegen ein beliebiges Opfer richtete. Vielmehr hatte er es ganz zielgerichtet auf die hölzernen Körper der offensichtlich so feindseligen Bäume abgesehen.
    So viele Schimpfwörter, wie sie nur Zwerge kannten, ausstoßend, nahm er sich den dicksten Baum vor, den er in seiner Nähe finden konnte und hieb mit schrecklicher Gewalt gegen den mächtigen Stamm ein. Seine Arme schwollen an vor Anstrengung, während sich der matt schimmernde Stahl seiner Waffe immer wieder senkte. Unweigerlich wurde die dunkle und indem herrschenden Zwielicht grauschwarz wirkende Rinde zunehmend zerfetzt. Zähflüssiges Harz quoll aus den entstehenden Ritzen und Klüften wie Blut hervor. Zudem erklang innerhalb des Tannenstammes, während dieser gepeinigt wurde, ein dumpfes, ersticktes Grollen und Rumoren, das an wehklagende Schmerzenslaute erinnerte.
    Spätestens nun waren sich alle gewiss, dass sie es in diesem Wald nicht mit gewöhnlichen Bäumen, sondern mit einer unerklärlichen Art von Lebewesen zu tun hatten.
    Den Menschen fiel nicht ein, wie sie mit dem Zerstörungswerk des Zwerges umgehen sollten, und außerdem waren sie zu mutlos und erschöpft, um zu protestieren. Somit betrachteten sie das Wüten eher anteilslos und hofften, dass ihr Gefährte mit nachlassenden Kräften wieder zur Besinnung kommen und sich das bedrohliche Funkeln und Glimmen in seinen Augen verlieren würde.
    Schließlich löste sich Braccas aus der Untätigkeit und trat näher an seinen deutlich kleineren, breit gebauten Freund heran. „Wir werden deine Kräfte noch an anderer Stelle brauchen, mein Freund“, sagte der rotbärtige Rhodrim, während er dem Zwerg eine Hand auf die Schulter legte.
    „Lass mich, ich werde diese Mistkerle einen nach dem anderen zu Kleinholz hacken!“, schrie Dwari, und alle waren überrascht davon, dass seine Stimme den Dunst zerschnitt und klar und deutlich ertönte.
    Wie, um seine Ankündigung zu untermalen, holte er weit aus und führte einen senkrechten Schlag von immenser Wucht. Dieser grub sich tief in das Fleisch des gewaltigen Baumes und blieb dort stecken.
    Von der Wirkung des eigenen Hiebes sowie der ihn verlassenden Kraft wurde der Zwerg zur Seite geworfen und landete auf seinen Knien, wobei er den Axtschaft für keinen Augenblick aus seiner Umklammerung ließ. Gleichzeitig ertönte von der Baumkrone her ein lauter Klagelaut, der erschütternder war als alles, was die Gefährten jemals zuvor gehört hatten. Es war ein dumpfes, innerhalb des Stammes erklingendes Ächzen, in welchem tiefster Schmerz zum Ausdruck kam. Die Rinde erbebte dabei, so als schüttelte sie sich vor Fieber. Kurz darauf breiteten sich ein Wimmern und Poltern von der Tanne über die ganze Kette von Bäumen nach beiden Richtungen hin aus.
    Vielleicht spürten die hölzernen Riesen, da sie durch ihre Wurzeln allesamt miteinander verbunden schienen, das Leid ihres Artgenossen. Auf jeden Fall zeigte sich eine beeindruckende Reaktion. Es gab einen ohrenbetäubenden Schlag wie von einem nahen Donnerhall, bei dem sich mehrere Gewitter zu einem gemeinsamen Getöse vereinigten. Dann trat plötzlich ein Schwall grellen Lichtes durch eine Schneise zwischen den rechts stehenden Bäumen, unweit der Stelle, an der sich die Angehörigen der Gemeinschaft befanden.
    Sie kniffen die Augen zusammen, da sie geblendet wurden, doch füllten sich ihre Herzen zugleich mit einem ergreifenden Glücksgefühl. Es war, wie wenn unsägliche Last und Beklemmung von ihnen abfielen oder sie nach endlosen Jahren der Gefangenschaft in einem dunklen Verlies erstmals wieder einen blauen

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