Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
Pfeil in seine linke Seite und ließ ihn wütend brüllend herumwirbeln. Das spitze Geschoss hatte seine zähe, fleischige Haut durchbohrt und war dort steckengeblieben. Immerhin zeigte die Reaktion des Getroffenen, dass er verwundbar war, und dies gab den Verteidigern ein wenig Hoffnung.
Die riesige, längliche Kreatur hatte sich nun Sanae zugewandt und funkelte sie aus ihren unsichtbaren Augen heraus bösartig an. Währenddessen hatte die Engat Lumerin längst einen neuen Pfeil in die Sehne gelegt und auf ihr Ziel hin ausgerichtet.
„Na komm schon, du feiges Biest!“, fauchte sie.
Das Bild jener beiden Kontrahenten vermittelte angesichts der schmalen Figur der blondhaarigen Frau einen vollständig ungleichen, geradezu merkwürdigen Eindruck. Dennoch zögerte das Ungeheuer für einen Augenblick, denn es schien von der Entschlossenheit seines Gegenübers überrascht zu sein.
Jene Sekunde der Unaufmerksamkeit nutzte Perlor aus. Wie ein Geysir, der kraftvoll in die Höhe sprudelt, fuhr das schlammbenetzte Schwert des Menschen aus der Tiefe nach oben und durchstach die Kehle des Feindes. Ein gelblicher Brei rieselte aus der Wunde hervor, und ein tiefes, überaus leidvolles Quäken ertönte. Das versehrte Wesen bäumte sich auf und wedelte sein Vorderteil rasend durch die Lüfte, doch gelang es ihm nicht, sich von der festsitzenden Waffe auf diese Weise zu befreien.
Der großgewachsene Mann aber betrachtete mit Genugtuung und Erstaunen, was sein Hieb angerichtet hatte. Schließlich fasste er gerade noch rechtzeitig den Entschluss, sich eilends zurückzuziehen. Mit allen Vieren stemmte er sich gegen den sumpfigen Boden und krabbelte mehr davon als dass er lief. Gerade, nachdem er endlich auf die Beine gelangt war, kam er erneut ins Schlittern und wäre um ein Haar abermals zu Fall gekommen. Dann erlangte er endlich das Gleichgewicht wieder und begann in Richtung seiner Gefährten zu laufen.
Obwohl Perlors Schwert noch immer aus ihm ragte, fand der Lindwurm seine Haltung wieder und sah den Fluchtversuch seines Peinigers aus der Höhe mit an. Wie ein Falke stieß er hernieder, das gewaltige Rund seines Maules nun vollständig aufgerissen, als sich ein neuerlicher Pfeil dicht neben dem ersteren in ihn bohrte. Mit einem glucksenden Aufschrei wirbelte die Kreatur herum und schlängelte sich, nun von einem unbeschreiblichen Zorn getrieben, mit rasender Geschwindigkeit in Sanaes Richtung.
Die blondhaarige Engat Lumerin war gerade damit beschäftigt, ein weiteres Geschoss in ihren leichten Bogen zu spannen, als Arnhelm an ihrer Seite erschien und ihr einen heftigen Stoß versetzte. Überrascht stürzte sie daraufhin zur Seite.
Dies war keinen Augenblick zu früh geschehen. Einen Wimpernschlag später war der gierige, nach verwesenden Kadavern stinkende Schlund an der Stelle, an welcher sie zuvor gestanden hatte, und schnappte statt nach ihr nach dem rhodrimischen Fürstensohn.
Arnhelm fiel hin, als die Unterkiefer seine stiefeltragenden Füße packten. Gleichzeitig aber reckte er mit beiden Armen geschwind sein langes Schwert in die Höhe. Mit einer gewaltigen Kraft klappte das riesige Gebiss um ihn herum zu und hätte ihn zweifellos augenblicklich in Stücke zermahlen. Glücklicherweise aber war die rhodrimische Schmiedearbeit so hart und robust, dass sie das Zuklappen verhinderte. Abermals ließ das Ungetüm einen jämmerlichen Schmerzenslaut vernehmen, als ihn die Stahlspitze an der Oberseite seines Racheninneren wie eine Nadel im Mund eines Menschen versehrte. Zwar gelang es der Waffe nicht, das zähe Fleisch vollständig zu durchstoßen, doch gab dies dem Rhodrim genügend Zeit und Raum, um sich aus der klaffenden Höhlung nach außerhalb zu winden, ohne von den todbringenden Hauern zerquetscht zu werden.
Während sich Arnhelm mit Geschick in Sicherheit brachte, sah er mit den anderen, wie sich seine Klinge in der Schlundöffnung des Wurmes verkeilte, da sie vom Knauf bis zur Spitze der Schneide hin aufrecht ragte. Notgedrungen musste sich der Widersacher der Gefährten zunächst um die Sperre zwischen seinen Kiefern kümmern.
Für einige Sekunden hielt das Schwert den Versuchen, es zu zermalmen, stand, dann aber gab es ein gedämpftes, klirrendes Geräusch von sich und zerbarst unter dem Druck der Beißwerkzeuge in zwei Teile.
Der Hass des Ungeheuers war nun über alle Maßen. Tiefe, schnaubende und glucksende Laute verkündeten einen baldigen Angriff sowie die Erkenntnis, dass es mit seinen Gegnern
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