Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)

ihm ab und entfernten sich bis zu einem sicheren Abstand.
    „Das Vieh ist tot! Es hat unseren Waffen nicht widerstanden“, verkündete Kogan mit Genugtuung und Stolz.
    „Aber es hat Borgas getötet“, sagte Perlor. Er funkelte Kogan an, als ob er ihn tadelte, und gab damit zu verstehen, dass er angesichts des Todes des Freundes keinen Grund für Triumphgefühle sah.
    „Dies schmerzt nicht nur dich, sondern uns alle, Perlor“, sagte Sanae. „Aber es stand kurz davor, dass wir alle als Wurmfraß geendet wären. Daher sollten wir wenigstens erleichtert darüber sein, dass wir diesem Schicksal entgangen sind.“
    „Was waren das für Worte, die du zu dem Wesen gesprochen hast?“, fragte Arnhelm Braccas, und alle waren gespannt auf eine Erklärung.
    „Oh, das war Elbisch und so etwas wie Schimpfwörter in ihrer Sprache. Ich dachte mir, dass der Lindwurm sie verstehen und daraufhin seine Aufmerksamkeit auf mich gelenkt würde“, antwortete der Älteste der Menschen in der Gemeinschaft.
    „Die Elben haben Schimpfwörter?“ Dwari verzog überrascht das Gesicht. „Das ist mir neu.“
    „Nun, hätte ich Zwergenflüche gebraucht, hätte ich das arme Geschöpf wahrscheinlich allein damit in die Flucht geschlagen, Freund Dwari“, erwiderte Braccas.
    Alle waren erschöpft und niedergeschlagen über den schlimmen Verlust, den sie durch den Angriff erlitten hatten. Sie deckten Borgas’ Leiche zu und ließen nur den Kopf frei. Gerade jedoch, als sie sich darum versammelten und sich anschickten, ihn mit einigen wertschätzenden Worten zu verabschieden, kündigte sich neuerliches Unheil an.
    „Seht!“, schrie Sanae mit einem Male. „Da sind noch zwei weitere Würmer!“
    Die Gefährten schauten nach Süden und hofften inständig, dass die Engat Lumerin sich irrte oder wenigstens, dass die genannten Geschöpfe sich nicht um sie kümmerten und sich in eine andere Richtung bewegten. Sogleich darauf erkannten sie aber, dass ihre Hoffnungen vergeblich waren.
    Was sie erblickten, waren zwei auffällige Erscheinungen, die sich im Abstand von wenigen Schritt parallel zueinander geradewegs auf ihren Standort zubewegten. Das eine der Wesen kroch größtenteils unter der Erde voran, wobei es viele Hügel und Beulen aus weichem Erdreich aufwarf und den Boden wie einen welligen Ozean erscheinen ließ. Das andere befand sich hingegen dauerhaft über der Oberfläche. Es schlängelte sich mit leicht höherer Geschwindigkeit als sein Artgenosse dahin und zog eine tiefe Furche hinter sich her.
    Beide Kreaturen waren noch ein beachtliches Stück entfernt und befanden sich in einem Getümmel von eng stehenden, hochaufgeschossenen Pflanzen und Büschen, die in ihrer Umgebung wuchsen. Dennoch war die Sicht frei genug, um keinen Zweifel darüber bestehen zu lassen, dass es sich bei ihnen gleichfalls um Lindwürmer handelte. Ihre kräftige Statur kam demjenigen Exemplar, das die Gefährten vorhin getötet hatten, wenigstens gleich.
    Die Menschen und der Zwerg waren verbittert über jene aussichtslose Lage. Mit dem Mut der Verzweiflung rüsteten sie sich und stellten sich auf Arnhelms Geheiß in einem nach hinten ausgebauchten Halbkreis auf. So hegten sie die vage Hoffnung, dass sie die ungleich stärkeren Gegner irgendwie umzingeln und von mehreren Seiten attackieren konnten.
    Gleichwohl war ihr Glaube an einen abermaligen Sieg angesichts jener Umstände nicht sehr groß, obgleich sie wussten, dass sie beeindruckende Kämpen in ihren Reihen hatten und jeder einzelne von ihnen bereit war, im Kampf sein Leben zu geben.
    Die durch den Matsch herangleitenden Ungetüme waren nun nicht mehr weit entfernt. Ihr böswilliges, wütendes Röhren und Schnalzen wies darauf hin, dass sie den Tod ihres Verwandten wohl auf irgendeine Weise spürten. Sie wollten Rache.
    Derjenige der beiden Würmer, der sich über der Grasnarbe bewegte, riss sein dunkles Maul unentwegt zu einer Drohgebärde auf. Sein Antlitz erinnerte an eine riesige, sich aufblätternde Blume. Der vergilbte Kalk seiner armlangen, zackenartigen Zähne blitzte in der Sonne auf wie ein Gewimmel todbringender Schwerter.
    Schweiß rann den Verteidigern von den Stirnen hinab, während sie das Heft ihrer Waffen noch fester umklammerten und mit der größtmöglichen Entschlossenheit, zu der sie fähig waren, den Ansturm erwarteten.
    Plötzlich ertönte ein lautes Rascheln und Knacken, und das Buschwerk und Gehölz, das in der Nähe der länglichen Kreaturen stand, zerbrach, als ob ein