Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
unwiderstehlicher, berstender Sturm hindurch fegte. Sechs gewaltige Gestalten traten mit klobigen, ungelenken Schritten hervor und stürzten sich ohne jede Scheu auf denjenigen Lindwurm, dessen Körper sich sichtbar über dem Untergrund befand.
In seinem Hass auf die Menschen und den Zwerg hatte das garstige Wesen sein direktes Umfeld vernachlässigt und wahrscheinlich ohnehin nicht damit gerechnet, dass es jemand wagen würde, ihm bei seiner Jagd nach Beute in die Quere zu kommen. Dieser Fehler sollte sich nun fatal für es auswirken.
Die monströsen, zweibeinigen Geschöpfe, die so überraschend auf der Bildfläche aufgetaucht waren, trugen schwere Holzpflöcke und sogar ganze Stämme junger Bäume, die sie mitsamt Wurzelwerk einfach aus dem Boden gerissen hatten. Mit unbändigen Kräften führten sie nun mächtige Schläge auf das sich zusammenkauernde Kriechtier aus, das unter der Wucht der Prügel erzitterte und jämmerlich zu wimmern anfing. Verzweifelt versuchte es zuletzt, mit seinem gefräßigen Schlund ein Loch auszuheben und aus dem Sichtfeld zu entschwinden. Jedoch fehlten ihm die Kraft und auch die Gelegenheit hierzu, denn die Peiniger ließen mit ihren Anstrengungen nicht locker und zeigten keinerlei Erbarmen.
Schließlich verstummten die Klagerufe des Lindwurmes, und bald darauf rührte er sich auch nicht mehr.
Derweil hatte der andere seiner Art das Geschehen erst mit einiger Verzögerung bemerkt, da er sich weiter unter der Erde hindurch gewühlt hatte. Als er sein Vorderteil nach einer Weile aus einem Krater hervorstreckte und das Schicksal seines Kampfgenossen gewahrte, erstarrte er für eine Weile und entschied sich schließlich gegen ein Eingreifen. Auf diese Weise entsagte er zwar der Rache und dem schmackhaften Stillen seines Hungers, doch rettete er wenigstens seine eigene Haut. Mit einem ächzenden Laut tauchte er abermals in den schlammigen Untergrund hinunter und verschwand flugs nach Westen, wie eine sich hastig fortsetzende, breite Bodenwelle zeigte.
Die Angehörigen der Gemeinschaft, die das Gemetzel beobachtet hatten, waren beinahe sprachlos. Einerseits waren sie angenehm überrascht, dass die nahende Bedrohung so abrupt beendet worden war. Andererseits wussten sie nicht zu sagen, ob sie das Erscheinen jener fremden Gestalten als gutes oder schlechtes Zeichen werten sollten.
„Sind das ...?“, hob Ulven zu einer Frage an.
„Oger!“, sagte Dwari entschieden. „Starke und gefährliche Geschöpfe. Wir müssen wachsam sein.“
„Die Todfeinde der Menschen!“, zischte Aidan und verzog sein Gesicht zu einer starren, feindseligen Maske.
„Wenn sie von jemandem Erzfeind genannt werden müssen, dann von den Elben, denn diesen ist von ihnen das größte Leid widerfahren“, wies Braccas den jungen Lemurier zurecht. „Doch nicht alle Oger sind schlecht, denn sie haben für eine lange Zeit in Frieden mit ihren Nachbarn gelebt. Seit jeher gehören sie zu Arthilien, viel länger schon als Mensch oder Elb.“
„Dennoch stimme ich Aidan soweit zu, dass es besser ist, ihnen aus dem Weg zu gehen“, sagte Arnhelm und runzelte die Stirn, den Blick nicht von den hünenhaften, fleischigen Erscheinungen lassend.
„Sie haben uns gesehen und kommen her“, fluchte Marcius und klang dabei keineswegs sehr zuversichtlich.
Die sechs Wesen hatten an dem Lindwurm gerüttelt und sich vergewissert, dass er auch wirklich tot war. Anschließend ließen sie von ihrem bezwungenen Gegner ab und trabten gemächlich in die Richtung, in welcher die Gefährten ein gutes Stück vor ihren Pferden, die sich gerade ein wenig beruhigt hatten, standen. Ihr Marsch ließ keinerlei Formation oder andere Zeichen von Aggression erkennen, und zwei von ihnen warfen sogar die Schösslinge und Holzscheite, die sie zuvor als Waffe gebraucht hatten, achtlos weg. Wären sie nicht so riesig gewesen, hätte ihr Nahen nichts weiter Bedrohliches an sich gehabt.
„Lasst die Waffen unten!“, sagte Braccas harsch zu seinen Begleitern, als er sah, dass einige von ihnen ihre Schwerter nervös in Händen hielten und Sanae kurz davor stand, einen Pfeil in den Bogen zu spannen.
„Es scheint nicht so, dass sie uns angreifen wollen“, stellte Arnhelm ergänzend fest, „dennoch werden wir sie nicht bis in unsere Nähe lassen!“
Kaum hatte der Rhodrim die letzten Worte gesprochen, da breitete auch schon die vorderste der heranschlendernden Gestalten beide Arme seitlich zu einer Geste aus, die den ihr Folgenden Halt gebot. Die
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