Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
hatten.
Nun konnte keine Zweifel mehr daran bestehen, dass sie die Randgebiete der Waidland-Moore erreicht hatten.
Es war gerade Mittag, und die Gefährten gönnten sich eine etwas längere Pause. Sie aßen Brot, Beeren und Stücke von Pökelfleisch, denn viele weitere Dinge gab ihr Vorrat nicht mehr her. Darüber hinaus schlugen Arnhelm und Braccas vor, einige Schlucke von dem Honigwein zu verteilen, welchen sie aus Pír Cirven mitgenommen und in ihren geräumigen Satteltaschen für besondere Gelegenheiten aufbewahrt hatten. Zwar war jener Sommertag erst zur Hälfte bewältigt, doch war unschwer zu erkennen, dass die Wanderer nach mehreren Tagen der Entbehrung und Ungewissheit gerade jetzt eine Möglichkeit der Aufmunterung und Entspannung brauchten.
Eine überwältigende Zustimmung erhob sich, und lediglich Sanae und Aidan lehnten die ihnen angebotenen Getränke ab.
„Ich trinke niemals Gegorenes“, sagte die Engat Lumerin. „Ich habe in meinem Umfeld allzu oft erlebt, was dieses Zeug aus einem Menschen machen kann. Deshalb habe ich mich schon vor langer Zeit dagegen entschieden.“
Der lemurische Prinz schüttelte hingegen nur den Kopf und sah keine Notwendigkeit, eine Begründung für seine Zurückhaltung abzugeben.
Die anderen teilten sich die eine Flasche, die zur Verfügung stand, und leerten sie im Nu.
„In meiner Heimat ist dies nicht einmal die Ration für einen einzelnen Zwerg“, beschwerte sich Dwari daraufhin.
„Was vielleicht auch daran liegt, dass Euer Bier nicht die gleiche Stärke besitzt wie der lemurische Honigwein“, sagte Arnhelm lächelnd.
Einige unter den Menschen hofften bei sich, dass Dwaris Ansinnen Erfolg haben und man eine weitere Flasche verteilen würde. Gleichwohl ließ sich der rhodrimische Fürstensohn nicht umstimmen.
„Vergesst nicht“, fuhr dieser fort, „dass wir noch immer in einem sehr gefährlichen Gebiet sind. Wenn wir bis heute Abend gut vorankommen und einen sicheren Platz für ein Lager finden, sehen wir weiter.“
Seine Miene war freundlich und strahlte dennoch großen Stolz und Pflichtbewusstsein aus. Dies beschämte einige seiner Gefolgsleute, die sich gerade allzu lässig auf dem Boden herumfläzten, augenblicklich und erinnerte sie wieder an die Wichtigkeit ihrer gemeinsamen Mission.
„Ein Königreich für ein Schwarzbier aus Zwergenauen!“, sagte Dwari abschließend vor sich hin und stieß einen leisen Seufzer aus.
Die Menschen und der Zwerg saßen nach dem Essen noch für einige Zeit beisammen und betrachteten das Antlitz der Sonne, die ihnen ungehindert auf die Köpfe brannte. Dies ließen sie gerne über sich ergehen, denn allzu sehr hatten sie deren hell leuchtende und wärmende Kraft während der letzten Tage in den schummerigen Sümpfen vermisst.
Arnhelm rieb gerade mit einem öligen Lappen über seine Klinge, als sich Sanae zu ihm setzte. „Ich bin in Sorge“, sagte sie gerade so laut, dass nur er es vernehmen konnte, „wegen Aidan.“ Der Rhodrim runzelte die Stirn und sah sie erwartungsvoll an. „Arnhelm, ich traue ihm nicht! Seit einigen Tagen schon redet er kaum noch mit einem von uns, er gibt sich überheblich und manchmal funkeln seine Augen auf eine Art, die es mir bange werden lässt!“
„Er hat das gleiche Ziel wie wir, warum sollte er einen Verrat oder eine andere Dummheit planen?“, fragte der blondhaarige Mann.
„Ich weiß es nicht, aber wir sollten ein Auge auf ihn haben“, beharrte die zierliche und doch so kämpferische Frau.
Ihr Gesprächspartner sagte daraufhin nichts, doch antwortete er letztlich mit einem vielsagenden Nicken.
„Wir sollten aufbrechen“, rief Braccas, der seit geraumer Zeit wortlos und nachdenklich dagesessen hatte, plötzlich. „Es gefällt mir hier nicht und bis zur Furt des Filidël ist es noch ein weiter Ritt!“
„Er meint die Sturzflut“, kommentierte Dwari, der zuvor den größten Becher Wein geleert hatte und noch immer erheitert wie bei einem Zwergenbankett wirkte. „Jetzt, da wir wieder feste Erde unter den Füßen haben, glaube ich, dass wir den Übergang mit den Langnasen bis zum Abend leicht erreichen können. Es sei denn ...“
Ein jäher Schrei unterbrach die Redseligkeit des kleinen, langbärtigen Axtschwingers. Alle Angehörigen der Gemeinschaft, die diesen hörten, rissen ihre Köpfe herum und legten die Hände unwillkürlich an die Schäfte ihrer Waffen. Während sie – soweit sie zuvor gesessen hatten – aufsprangen, erblickten sie etwas fürwahr
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