Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
gelangten.
Als erstes erblickten sie ihre Pferde, die geduldig auf sie gewartet hatten. Die Tiere sahen nun auf und schienen sich darüber zu freuen, dass ihre Herren endlich wieder zurückgekehrt waren. Nicht weit von ihnen wachten außerdem die Engat Lumerin und der lemurische Prinz. Beide saßen an entgegengesetzten Enden der kleinen Lichtung zwischen den dunklen Zypressen und hatten offensichtlich wenig miteinander gesprochen.
Die Stunde war nunmehr bereits soweit vorgerückt, dass bis zum ersten Aufglühen der Morgendämmerung nicht mehr viel Zeit blieb. Deshalb entschieden die Angehörigen der Gemeinschaftrasch, den Rest der Nacht so gut wie möglich zu nutzen und an diesem Ort wenigstens noch ein wenig Schlaf zu finden. Am nächsten Morgen dann wollte man so bald wie möglich den Rückweg über Rhodrim nach Pír Cirven anschlagen.
Als alle Decken ausgerollt, die Taschen beiseite gestellt und die Sättel von den Pferden abgeschnallt waren, näherte sich Ulven Arnhelm in der Absicht, eine Frage zu stellen, nachdem er zuvor für einige Zeit mit sich darüber gerungen hatte.
„Ich weiß, dass du müde bist und es sicher eine bessere Gelegenheit dafür gibt“, sagte er leise und ein wenig verschüchtert, „doch ich fürchte, dass ich vor Neugierde keinen Schlaf finden kann, wenn ich nicht ehedem einen Blick auf das Goldene Schwert geworfen habe.“
Der rhodrimische Fürstensohn schien aus irgendeinem Grund nicht begeistert über das Anliegen zu sein, doch mochte er seinem jüngeren Landsmann, der von Perlors Tod noch immer deutlich betroffen war, auch keinen Wunsch verweigern. So entfernte er das graue Tuch, das er über das Heft des in seinem Gehänge steckenden Schwertes gebunden hatte, und zum Vorschein kam ein heller Glanz, welcher noch durchdringender zu sein schien als das edelste Gold und nur mit dem Antlitz der Sonne zu vergleichen war. Es waren der Knauf und die Parierstange des Schwertes, die am meisten erstrahlten, denn das Griffstück war mit fein geriffeltem, bläulich schimmerndem Leder überzogen, damit der Waffenführende einen besseren Halt genoss.
Danach zog Arnhelm die Klinge aus der Scheide und hielt sie, gerade gen Himmel weisend, dicht vor sich. Der Ursprung des gleißenden Leuchtens, das auf diese Weise erschien und die Nacht besser als jede Laterne erhellte, verteilte sich gleichermaßen über die gesamte Schneide. Die schön geschlungenen, rätselhaften Gravuren, die darin eingelassen waren, schimmerten in einem zusätzlichen, rötlichen Farbton.
Der Sohn Imalras wirkte hinter jenem atemberaubenden Gegenstand wie eine unbewegte Statue, die vielleicht einem Engelswesen oder aber einem der mächtigsten Krieger der Elben oder Menschen längst versunkener Zeiten galt. Es war unübersehbar, dass Aurona ihn als seinen neuen Herrn akzeptiert hatte und die beiden zu einem einzigen Ganzen verschmolzen waren.
Die anderen, die jenen Anblick sahen, wichen zurück, und manche von ihnen hielten sich ihre Arme und Hände vor die Augen, denn die Macht, die sich ihnen hier offenbarte, war zu gewaltig für ihre Sinne. Schließlich steckte der blondhaarige Mann das Schwert wieder an seine Seite zurück, stülpte den Tuchfetzen über den Griff und befestigte ihn mit einem Faden, sodass das goldgleiche Strahlen beinahe vollständig verhüllt wurde.
Erst nun erkannte Arnhelm, dass seine Gefährten vor Erschütterung zurückgetreten waren und sich erst langsam wieder ihn anzusehen getrauten. Mit einer Ausnahme jedoch, denn allein Aidan war weder aus seiner Nähe gewichen noch hatte er die Augen vor Ehrfurcht zusammengekniffen. Vielmehr stand er kaum zwei Schritt zu seiner Linken und blickte so stumm und finster drein, als habe ihn die Vorstellung einzig gelangweilt.
„Die Berge von Goldschmuck und Juwelen in den Kammern des Torindo Isa Nuafa schimmern weitaus heller“, sagte der junge Lemurier zu Arnhelm, nachdem dieser ihn prüfend ansah. „Und außerdem lässt sich mit einem einzigen Schwert, auch wenn es noch so kostbar wäre, noch lange kein Krieg gegen eine Übermacht gewinnen.“ Danach wandte er sich ab und ging einige Schritte hinfort. Auf diese Weise, die zuvor schon des Öfteren seine Angewohnheit gewesen war, gestattete er keinerlei Erwiderung.
Die Nacht war angenehm mild und trocken, doch der Boden war weiterhin durchnässt von dem Unwetter. Daher entzündeten die Gefährten ein großes, munter prasselndes Feuer und scharten sich vor dem Schlaf dicht in seiner Nähe.
Braccas und
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